Postbank:Deutsche Bank spielt Stille Post

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Medienberichten zufolge will der Bund die Post-Tocher an die Deutsche Bank verkaufen. Die Großbank selbst kommentiert die Spekulationen nicht.

Der geplante Börsengang der Postbank ist nach einem Bericht der WirtschaftsWoche aus Sicht des Bundes nur die zweitbeste Lösung. Das Bundesfinanzministerium führe seit Wochen Sondierungsgespräche für einen Verkauf an eine deutsche Großbank.

(Foto: Foto: dpa)

Postbank für andere Banken attraktiv

Experten betonen, dass es für die Postbank, stünde sie wirklich zum Verkauf, viele Interessenten gäbe. Viele Großbanken hätten zu wenige Kundeneinlagen und ein schlechtes Kreditportfolio. Die Postbank mit ihren zwölf Millionen Kunden und einem erfolgreichen Geschäftsmodell wäre "ein Gesundheitstrunk" für einige Banken, sagte ein Analyst einer französischen Großbank.

So hatte HVB-Chef Dieter Rampl erst Anfang April in einem Interview gesagt, dass die "Postbank mit Sicherheit ein interessanter Partner wäre, "und zwar für jede deutsche Bank." "Von der Vertriebskraft, von der Kundenzahl und deren Einlagen her gesehen wäre sie attraktiv", sagte Rampl.

Kein Kommentar von den Großbanken

Interesse an den knapp zwölf Millionen Postbank-Kunden hätten neben der Deutschen Bank die Dresdner Bank sowie die HypoVereinsbank geäußert. Die Großbanken wollten sich zu Spekulationen über einen möglichen Kauf nicht äußern. "Kein Kommentar" hieß es auf Anfrage.

Beste Chancen habe die Deutsche Bank. Deren Chef Josef Ackermann führe bereits Gespräche mit dem Post-Vorstandsvorsitzenden Klaus Zumwinkel und Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann.

Finanzministerium dementiert Sondierungsgespräche

Das Finanzministerium wies die Darstellung zurück. Derartige Sondierungsgespräche seien ihm nicht bekannt, erklärte ein Sprecher.

Bekannt sei, dass die Deutsche Post überlege, die Postbank über einen Börsengang zu veräußern. Dies sei eine Strategie, die vom Bund begrüßt werde, hieß es weiter. Der Sprecher der Deutschen Post, Martin Dopychai, nannte den Bericht "reine Spekulation". Der noch vor der Sommerpause angepeilte Börsengang der Postbank "läuft exakt wie geplant".

Größter Börsengang seit 3,5 Jahren

Bei einem Verkauf würde der geplante Postbank-Börsengang, welcher der größte in Deutschland seit dreieinhalb Jahren wäre, nicht stattfinden. Die Postbank, an der der Bund und die bundeseigene KfW-Bankengruppe über die Deutsche Post mehrheitlich beteiligt sind, solle nur dann an die Börse gebracht werden, wenn Verkaufsverhandlungen scheitern, so die Wirtschaftswoche.

Analysten zeigten sich skeptisch. "Die Erwartungshaltung für diesen großen Börsengang, von dem sich viele einen Schub für den Finanzplatz Deutschland versprechen, steigt täglich. "Die Vorbereitungen sind im vollen Gang, einen Verkauf hätte man früher angehen müssen", sagte ein Analyst einer deutschen Bank in Frankfurt.

Nach ihrem Börsengang wird es die Postbank möglicherweise nicht in die Riege der 30 wichtigsten Unternehmen im Dax schaffen.

Nicht groß genug für den Dax

Die Post-Tochter übertrumpfte zwar mit einem voraussichtlichen Emissionsvolumen von 2,5 bis 2,75 Milliarden Euro die Dax-Firmen TUI und Fresenius Medical Care, berichtete die Financial Times Deutschland.

Im MDax aber wiesen nach aktuellen Zahlen der Deutschen Börse jedoch Puma und die Hypo Real Estate mit 3,2 beziehungsweise 2,9 Milliarden Euro einen deutlich höheren Börsenwert auf.

Damit könne die Postbank bei der nächsten Dax-Umbildung im September ausgestochen werden, wenn sie nach dem Börsengang am 21. Juni nicht einen deutlichen Kurssprung hinlege.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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