Postbank-Aktie:Zumwinkel verteidigt Preisspanne

Lesezeit: 3 min

Die Zeichnungsfrist für die Postbank-Aktie läuft. Während Fondsmanager das Angebot als zu hoch empfinden, weist Post-Chef Klaus Zumwinkel die Kritik zurück. Er rechne mit ausreichender Nachfrage.

Von Gerhard Hennemann und Daniela Kuhr

Nach Darstellung des Postchefs rechnet der Bonner Konzern mit genügend Nachfrage für sein Kaufangebot. "Wir gehen von 49,9 Prozent aus. Das ist unser Ziel", betonte Zumwinkel.

Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel blickt optimistisch in die Zukunft. Foto: AP (Foto: N/A)

Die Zeichnungsfrist für die Postbank-Aktien hat am Montag begonnen und läuft bis 18. Juni. Am Sonntag hatte das Unternehmen den Markt mit einer Preisspanne von 31,50 bis 36,50 Euro überrascht.

Zuvor hatten sogar Konsortialbanker es als großen Erfolg bezeichnet, sollte ein Preis von über 30 Euro je Aktie erzielt werden. Die Erstnotiz des MDax-Anwärters ist für den 21. Juni vorgesehen.

Gute Resonanz im Ausland

Die Postbank sei insbesondere bei ausländischen Investoren auf gute Resonanz gestoßen, sagte Zumwinkel. Dies gelte ganz besonders für institutionelle Anleger aus dem angelsächsischen Bereich, die mit dem Geschäftsmodell einer Retailbank bestens vertraut seien.

Als ebenso erfreulich bezeichnete Postbankchef Wulf von Schimmelmann das Interesse von Privatanlegern und Mitarbeitern der Postbank. Mehr als die Hälfte aller in den Filialen Beschäftigten hätten bereits Postbank-Aktien gezeichnet.

Von Schimmelmann erwartet dennoch, dass am Ende nur etwa 10 bis 15 Prozent der angebo-tenen Aktien an private Anleger gehen werden.

"Das ist schon ambitioniert"

Im vorbörslichen Handel wurden die Postbank-Titel am Montag im unteren Teil der Angebots-spanne gehandelt. Beim Wertpapier-handelshaus Schnigge notierten die Aktien am Nachmittag bei dünnen Umsätzen zwischen 31,95 und 32,40 Euro.

"Aus meiner Sicht ist der Preis zu hoch. Es scheint, die Bundesregierung hat ordentlich Druck gemacht", sagte Florian Weber, Chefhändler bei Schnigge.

Die Bundesregierung ist mittelbar über die Postbank-Mutter Deutsche Post Mehrheitseigner bei dem Börsenaspiranten. Die Postbank will bei der Emission insgesamt knapp die Hälfte der Aktien platzieren.

Auch Fondsmanager, die als potenzielle Zeichner der Aktien ein Interesse an einem möglichst geringen Ausgabepreis haben, sprachen von einem überzogenen Preis.

"Ich war schockiert, als ich die Preisspanne am Sonntag gehört habe. Das ist nichts für mich, das ist zu hoch", sagte Boris Boehm, Fonds-manager bei Nordinvest in Hamburg. "Der Markt sieht den Preis unter der Preisspanne", fügte er hinzu. Aktionärsschützer zeigten sich ebenfalls überrascht. "Die Preisspanne ist schon ambitioniert", sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er habe mit einem Preis von unter 30 Euro gerechnet.

Aus Sicht der Postaktionäre sei die höhere Preisspanne allerdings zu begrüßen, "denn die haben natürlich kein Interesse daran, dass die Konzernmutter die Anteile an der Postbank zu billig herausgibt".

"Scheitern wäre Katastrophe"

Wichtig sei aber, dass die Preisvorstellung jetzt auch realisiert werden könne, denn "es wäre fatal, wenn der Börsengang noch abgesagt werden müsste, weil sich zu diesem Preis nicht genügend Investoren finden". Dies sei allerdings unwahrscheinlich, meinte Kurz.

Bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) äußerte man sich ähnlich. "Wenn das scheitert, wäre das die Katastrophe", sagte Sprecherin Reinhild Keitel. Dies würde dann auch die Börsengänge anderer Unternehmen in Frage stellen. Sie hoffe, dass die Konsortialbanken ausreichend Hinweise haben, dass der Preis durchsetzbar ist.

Postchef Zumwinkel verteidigte die festgesetzte Preisspanne nachdrücklich. Sie spiegele den fairen Wert der Postbank wider und lasse auch Spielraum für Kursphantasie nach oben übrig.

Keine Sonderausschüttung an den Bund

Post und Konsortialbanken hätten eine Balance gefunden zwischen dem Wunsch der Postaktionäre nach einem bestmöglichen Erlös und andererseits einem Preis, den der Kapitalmarkt für attraktiv halte und zu zahlen bereit sei.

Selbst im Falle eines höchstmöglichen Erlöses stehe aber keine Sonderausschüttung an den Bund als Mehrheitsaktionär der Post zur Debatte. Bei einem Volumen von 50 Prozent minus einer Aktie erwarte der Postkonzern einen Emissionserlös von mindestens 2,58 Milliarden Euro.

Maximal — also zum Preis an der oberen Spannengrenze — könnte die Post sogar knapp drei Milliarden Euro erlösen, was damit dem von Zumwinkel schon seit längerem auf rund sechs Milliarden Euro bezifferten Wert der Postbank entspräche.

Aus seiner Sicht hat die Postbank mit einem Marktanteil von fünf Prozent ihre Wachstumschancen auch noch nicht annähernd ausgereizt. "95 Prozent sind also noch da, und die Konkurrenz ist nicht besonders stark."

Zumwinkel bekräftige die Absicht des Mutterkonzerns, auch längerfristig eine Mehrheit an der Postbank halten zu wollen. Diese Notwendigkeit ergebe sich schon allein aufgrund der starken Verzahnung von Post und Postbank im Bereich des Filialnetzes.

Großinvestor nicht ausgeschlossen

Befragt, ob er sich bis zum 21. Juni dennoch eine Konstellation vorstellen könnte, unter der die Post den Börsengang noch kurzfristig absagen müsste, antworte Zumwinkel mit einem klaren Nein. "Wir sind ermutigt und deshalb kommt der Postbank-Börsengang."

Nicht ausschließen wollte er, dass ein großer Investor sogar die meldepflichtige Grenze eines fünfprozentigen Anteils überschreiten könnte.

Sowohl Zumwinkel als auch von Schimmelmann gaben zu verstehen, dass das Taktieren der Deutschen Bank erhebliche Verärgerung in der Bonner Konzernzentrale ausgelöst habe.

Die Post habe daraufhin mit allen Beteiligten über die Vorkommnisse gesprochen, was aber zu keinen Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank geführt habe.

Georg Hansel, Leiter der Emissionsabteilung Equity Capital Markets, bestätigte dies und betonte, dass die Deutsche Bank keinerlei Sonderverpflichtungen gegenüber der Deutschen Post eingegangen sei.

Postbankchef Wulf von Schimmelmann widersprach im übrigen der Einschätzung, dass die Post die heimischen Investoren stark vergrätzt habe. "Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass es mit den Fonds nicht klappt." Wie jeder gute Einkäufer hätten sie lediglich den Versuch unternommen, "den einen oder anderen Euro zu sparen".

© SZ vom 8. Juni 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: