Positive Überraschung:Mercedes gleicht Chrysler-Verlust fast aus

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Die Experten hatten mit einem Verlust gerechnet. Doch DaimlerChrysler kann für das dritte Quartal trotz des Milliarden-Defizits bei Chrysler noch einen kleinen Gewinn ausweisen. Denn vor allem Mercedes verdient wieder gut.

Michael Kuntz

Der DaimlerChrysler-Konzern verdiente im dritten Quartal fast nur noch halb so viel wie vor einem Jahr. Der Betriebsgewinn sank auf 892 Millionen Euro nach 1,84 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem ein Verlust von 1,16 Milliarden Euro bei Chrysler bei. Die amerikanische Konzerntochter hatte im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch 310 Millionen Euro Gewinn gemacht.

Dieter Zetsche bleibt Optimist. DaimlerChrysler hält trotz der Probleme bei Chrysler und EADS an seiner Prognose fest und will in diesem Jahr fünf Milliarden Euro Gewinn machen. (Foto: Foto: dpa)

,,Wir sind in keiner Weise zufrieden mit unseren Quartalszahlen'', äußerte sich Chrysler-Chef Tom LaSorda in Auburn Hills. Chrysler produzierte zu viele Autos, hatte zu wenig kleine Modelle im Angebot und bekam ebenso wie General Motors und Ford bei hohen Benzinpreisen die Konkurrenz asiatischer Wettbewerber zu spüren.

Vor erneuter Sanierung

Eine Modelloffensive soll Abhilfe schaffen. Die US-Tochter steht vor einer erneuten Sanierung: ,,Wir schließen nichts aus. Wir müssen nachhaltig mit Chrysler profitabel werden'', sagte der Finanzvorstand von DaimlerChrysler, Bodo Uebber, während einer Telefonkonferenz. Die Analyse der Schwachstellen sei nicht abgeschlossen.

Wegen des überraschenden Verlustes bei Chrysler hatte DaimlerChrysler bereits Mitte September seine Ergebnisprognose um eine Milliarde Euro auf fünf Milliarden Euro gesenkt. An dieser Prognose hält der Konzern fest ,,aufgrund der sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung'' bei der Mercedes Car Group, den Nutzfahrzeugen und den Finanzdienstleistungen.

DaimlerChrysler läßt die Ergebnisprognose unverändert, obwohl der Konzern inzwischen davon ausgeht, dass der Ergebnisbeitrag von EADS aufgrund der um zwei Jahre verzögerten Auslieferung des Airbus A380 um 200 Millionen Euro geringer ausfallen wird als ursprünglich angenommen.

Verzögerungen beim A380 haben noch keinen Einfluss

Im Quartal lieferte der Luft- und Raumfahrtkonzern 247 Millionen Euro statt vor einem Jahr 256 Millionen Euro ab. Der Grund seien höhere Kosten für die Währungssicherung gewesen. Die Verzögerungen bei den Auslieferungen des Airbus A380 haben das Ergebnis von DaimlerChrysler noch nicht beeinflusst, ,,da das Ergebnis der EADS mit einem dreimonatigen Zeitversatz in den Konzern einbezogen wird''.

Anders als in den vergangenen Jahren verdient DaimlerChrysler sein Geld derzeit mit seiner deutschen Traditionsmarke. Die mit hohem Aufwand sanierte Mercedes-Pkw-Gruppe schnitt erheblich besser ab als erwartet. Sie steigerte ihren Betriebsgewinn um 127 Prozent auf 991 Millionen Euro.

Die deutliche Verbesserung des Ergebnisses sei ,,vor allem auf die im Rahmen des Programms CORE erzielten Ergebnissteigerungen zurückzuführen'', teilt der Konzern mit. Ferner habe sich die Einführung zahlreicher neuer Modelle (S-, M-, R-, GL-Klasse) positiv ausgewirkt.

Ein neuer Baukasten mit mehr als hundert Modulen für alle Autos erhöhe die Qualität und senke die Kosten. Im kommenden Jahr werde die Gruppe mit den Marken Mercedes, Smart und Maybach wie geplant eine Umsatzrendite von sieben Prozent erreichen, bestätigte Finanzvorstand Uebber.

Erwartungen gedämpft

Zugleich dämpfte Uebber aber die Erwartungen für den Anfang des kommenden Jahres: ,,Wir werden ein schwaches erstes Quartal sehen - nicht nur leicht schwach'', warnte er vor der kurzfristigen Entwicklung bei Mercedes.

Der Verkauf werde im ersten Quartal 2007 wegen der Einführung der neuen C-Klasse etwas schwächer ausfallen, dann aber wieder anziehen. Der negative Einfluss der Kleinwagenmarke Smart werde ,,Schritt für Schritt'' nachlassen. Sie soll 2007 wieder Gewinn machen.

Bei Mercedes gingen im Zuge der Sanierung 9300 Mitarbeiter mit Abfindung, insgesamt beschäftigte DaimlerChrysler Ende September mit 365.451 Arbeitnehmern 22.500 weniger als vor Jahresfrist. In Deutschland sank die Zahl der Beschäftigten um 16.000 auf knapp 168.965. In den USA arbeiten 95.945 Menschen für das Unternehmen.

Aktie zieht an

Die DaimlerChrysler-Aktie sprang nach den Zahlen bis auf 43,78 Euro, weil Analysten unter dem Strich einen Quartalsverlust des weltweit fünftgrößten Autoherstellers erwartet hatten. ,,Es sieht so aus, als könnten sie mit den Zahlen wieder in die Gänge kommen'', sagte ein Analyst. ,,Zuletzt hatten sie mit der Gewinnwarnung für Chrysler einiges an Vertrauen verspielt.''

© SZ vom 26.10.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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