Portrait Dieter Zetsche:Vorzeige-Sanierer

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Der designierte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche soll frischen Wind in den Konzern bringen.

Der designierte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche gilt als Vorzeige-Sanierer, einige feiern den Mann mit dem charakteristischen Walross-Bart sogar als Wunderwaffe.

Ende des Jahres soll der Chef der US-Sparte Chrysler Group die Konzernleitung übernehmen. Den Weltkonzern kennt der als "amerikanischster aller DaimlerChrysler-Spitzenmanager" beschriebene Zetsche so gut wie wohl nur wenige.

Seit fast 30 Jahren ist der 52-Jährige bei dem Autobauer tätig - und das in wechselnden Positionen in unterschiedlichen Ländern.

Nach dem Studium der Elektrotechnik und der anschließenden Promotion in Paderborn stieg der in Istanbul geborene Zetsche im Forschungsbereich bei der damaligen Daimler Benz AG ein.

Sympathieträger mit gutem Zahlengedächtnis

In den Folgejahren sammelte er bei diversen Auslandstätigkeiten Erfahrung, leitete bereits im Alter von 35 Jahren den Entwicklungsbereich von Daimler Benz in Brasilien, wurde 1989 Präsident des Autobauers in Argentinien bis er 1991 zur Nutzfahrzeug-Produktionsgesellschaft Freightliner in die USA wechselte.

Dort machte er sich zum ersten Mal als Sanierer einen Namen, bevor er 1992 nach Deutschland zurückkehrte, wo er später Vorstandsmitglied zunächst von Mercedes-Benz und nach der Umstrukturierung der Daimler Benz AG wurde.

Nachdem er seine Fähigkeiten als konsequenter Sanierer bereits Anfang der 90er mit der Senkung der Entwicklungskosten und deutlichen Absatzsteigerungen unter Beweis gestellt hatte, musste sich Zetsche 1997 einer weiter Bewährungsprobe unterziehen.

Nach dem misslungenen Elchtest der A-Klasse galt es, den Imageschaden für den Konzern in Grenzen zu halten.

Die Fusion Daimlers mit dem drittgrößten amerikanischen Autohersteller Chrysler brachte für Zetsche im Jahr 2000 den nächste Bewährungstest: Als Schrempp im November die Notbremse zog und den bisherigen Chrysler-Chef James Holden aus seinem Sessel katapultierte, setzte er Zetsche an dessen Stelle.

In amerikanischen Medien erregte das damals als Schritt zur Germanisierung Anstoß. Zetsche fackelte nicht lange und setzte die Kostenschere an: Er strich Arbeitsplätze, machte Produktionsstätten dicht und fuhr so die für den Markt überdimensionierte Produktion deutlich zurück.

Trotz seines Images als Aufräumer gilt Zetsche, dem Bekannte ein gutes Zahlengedächtnis attestieren, als Sympathieträger, dem Menschen wichtig sind.

Privat widmet sich der dreifache Vater und Motorsportfan auch gerne den schönen Dingen des Lebens: Er liest, schwimmt, reitet und segelt gern.

Dafür wird ihm nach dem Wechsel an die Konzernspitze wohl deutlich weniger Zeit bleiben. Doch auch darauf wird er sich wohl einstellen können, denn: "Ich nehme jede Situation so, wie sie gegeben ist, und suche in ihr den Erfolg", sagte er kürzlich in einem Interview.

© Mirjam Hecking - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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