Porträt:Uwe Hück

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Der brüchige Frieden ínnerhalb der IG Metall scheint dahin. Porsche-Betriebsrat Uwe Hück könnte zum Spielverderber bei der Gewerkschaft werden.

Von Jonas Viering

(SZ vom 25.08.2003) — Reden kann er. Wenn Uwe Hück sich vor dem Werkstor auf die Ladefläche eines Lasters schwingt und das Wort ergreift, dann fliegen ihm die Herzen der Metaller zu.

Als er im vergangenen Jahr den Tarifabschluss vor den Porsche-Arbeitern verteidigte, da standen die Männer mit verschränkten Armen da, laut grollend wegen der aus ihrer Sicht zu geringen Lohnerhöhung. Dann brüllte und beschwor Hück eine Dreiviertel Stunde lang - und am Schluss klatschten die Arbeiter donnernd in ihre schweren Hände.

Es ist weniger das, was Hück sagt, als wie er es sagt, was ihn zum umjubelten Betriebsratschef von Porsche und zu einem der wichtigen Figuren in der IG Metall Baden-Württembergs gemacht hat. Bei Reden schwellen ihm an Hals und Schläfen die Adern, rhythmisch lässt er den kahl rasierten Schädel nach vorne schnellen, als wollte er einem Gegner per Kopfstoß das Nasenbein brechen.

Der Populist

Tatsächlich betreibt der muskulöse 1,90-Meter-Mann in seiner Freizeit Kickboxen. So ein Typ kommt an - in der IG Metall nennt ihn mancher einen Populisten.

Nun hat Hück angekündigt, er wolle auf dem Gewerkschaftstag am kommenden Wochenende möglicherweise gegen Jürgen Peters bei der Wahl für den Posten des Ersten Vorsitzenden antreten. Dabei hatten die zerstrittenen Flügel sich gerade erst auf ein Waffenstillstandsabkommen geeinigt, nach monatelangem Führungsstreit sollte es eigentlich keine Kampfkandidaturen geben.

Doch Hück erträgt diesen falschen Frieden nicht. Unter dem eher traditionalistischen Peters drohe der IG Metall Stagnation, empört sich der Porsche-Mann. Hück will Bewegung - etwa in der Frage zweistufiger Lohnabschlüsse, weil hier zwischen gut gehenden Unternehmen wie Porsche und Not leidenden Klitschen stärker differenziert werden kann.

Eine Kandidatur hätte allerdings keine Chance. Baden-Württembergs Bezirkschef Huber, von Hück stets ebenso liebevoll wie besitzergreifend "mein Berthold" genannt, hat sich nach verlorener Schlacht um das Amt des Ersten Vorsitzenden auf die Kandidatur als Vize von Peters eingelassen.

Und auch die wichtigen Autobetriebsräte im Ländle haben den Schritt murrend akzeptiert. So sorgt Hücks Drohung wohl lediglich für neuen Aufruhr in der Metallgewerkschaft, die schon IG Chaos genannt wird.

Hardliner in Peters Lager werden Hücks Vorstoß als Provokation auffassen. Und sie werden sie als Legitimation für eigene Kampfkandidaturen nutzen für die übrigen Posten im geschäftsführenden Vorstand. Hier hat - so das bisher zwischen den verfeindeten Lagern vereinbarte Personalpaket - Huber eine satte Mehrheit, sehr zum Missfallen einiger Petersianer. Sie wollen nun antreten, um Peters im obersten Entscheidungsgremium zu stärken.

Manche Gewerkschafter in Baden-Württemberg schimpften, Hück sei "echt ein Säckel" - eine durchaus grobe Beschimpfung für jemanden, der es besser hätte wissen müssen. In der Tat ist Hücks Vorstoß taktisch unklug - wenn auch bestürzend ehrlich.

So kann es gut sein, dass er seine Kanditatur ebenso rasch wieder zurückziehen muss, wie er sie jetzt hinausposaunt hat.

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