Portfoliocheck:Die Risiken breit streuen

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Wer über Länder und Branchen hinweg investiert, kann auch in Zeiten niedriger Zinsen sein Geld vermehren.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Es sind schwierige Zeiten für Sparer. Neben der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase erschwert die steigende Inflation den Vermögensaufbau. Einige Banken und Sparkassen verrechnen ihren Kunden für zu hohe Guthaben sogar Negativzinsen. Unter diesen Bedingungen ist eine sorgsame Anlageplanung ratsam. Der Jahreswechsel ist laut Honorarberaterin Stefanie Kühn ein guter Zeitpunkt, "um die gesamte Geldanlage genau unter die Lupe zu nehmen und zu überprüfen, ob die Verteilung noch mit der persönlichen Planung und Risikobereitschaft übereinstimmt". Egal, ob der Vermögensaufbau für die Rente oder eine größere Investition das erklärte Ziel ist, das Gros der heimischen Privatanleger möchte mit sicheren Anlageformen maximale Rendite erzielen. So liegen rund 90 Prozent der mehr als fünfeinhalb Billionen Euro Geldvermögen auf Sparbüchern, Tages- und Festgeldkonten. Doch eine optimale, ausgewogene Geldanlage sieht anders aus. "Wer die Inflation schlagen, also mehr Kaufkraft in der Tasche haben will, kommt am Aktienmarkt nicht vorbei", sagt Sara Zinnecker, Geldanlage-Expertin beim Verbraucherportal Finanztip. Gute Tagesgeldangebote bei sicheren Banken bringen aktuell nur 0,3 Prozent Zinsen, für Festgeld auf drei Jahre gibt es maximal 1,2 Prozent im Jahr. Statt Rendite steht ein Kapitalverlust unterm Strich.

Die Dauer der Anlage ist entscheidend für den Erfolg

Ein ausgewogenes Portfolio besteht laut Zinnecker aus 30 Prozent Tagesgeld, 30 Prozent Festgeld und 40 Prozent Aktien, konkret weltweiten Aktien-Indexfonds. Diese sogenannten ETF (Exchange Traded Funds) bilden einen kompletten Index wie den Dax oder Stoxx Europe ab. Sparer können somit von der Entwicklung eines Aktienmarktes profitieren. Klarer Vorteil gegenüber teuren gemanagten Fonds sind die Kosten. Denn Gebühren für die aktive Fondsverwaltung sparen sich Anleger bei ETF. Mit einem Depot bei einer Direktbank entfällt in der Regel auch die Depotgebühr als weiterer Renditefresser.

ETF sind Sondervermögen und bieten Anlegern somit Kapitalschutz im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft. Entscheidend für den Erfolg ist ein langer Anlagehorizont, weshalb nur der Geldbetrag investiert werden sollte, auf den man mehr als zehn, 15 Jahre lang gut verzichten kann. Alternativ können ETF-Sparpläne mit 25 Euro monatlich bereits in jungen Jahren begonnen werden. "Es gilt der Spruch: Hin und her macht Taschen leer. Wer zu oft umschichtet, hat höhere Kosten und kann wertvolle Rendite verschenken", sagt Kühn.

Die eigene Altersvorsorge sei nicht zur Spekulation geeignet. Um ihr Risiko zu minimieren, ist bei Sparern die Streuung ihres Kapitals auf verschiedenen Märkten beliebt. "Ein normaler Anleger muss nicht in fünf verschiedene Fonds investieren, um alle Märkte abzudecken. Besser die Geldanlage einfach halten und einen weltweit ausgerichteten Aktien-ETF auswählen", sagt Zinnecker. Aktiv gemanagte Fonds, Immobilienfonds und komplexe Finanzprodukte sind hingegen zu teuer oder bergen ein zu großes Anlagerisiko. Durchaus lohnen kann sich dank Steuervorteil und Kinderzulagen die staatlich geförderte Riester- und Rürup-Vorsorge für Sparer, die noch mehr als 15 Jahre bis zur Rente haben. Doch Vorsicht vor der Kostenfalle ist geboten. Hilfreiche Basis für den Gebührenvergleich sind die Produktinformationsblätter. Vor einem Aktieninvestment sollten Sparer, die auf ausgewogene Geldanlage setzen, im ersten Schritt für kurz- und mittelfristige Anschaffungen sowie als Notfallreserve Fest- und Tagesgeldkonten in der Höhe von drei bis fünf Nettogehältern befüllen. Bei Festgeld raten Experten zur Stückelung nach unterschiedlichen Laufzeiten von einem bis zu drei oder fünf Jahren, um sich maximale Flexibilität zu erhalten. "Die Festgeldtreppe ist ein sehr einfaches Modell, das jeder selbständig umsetzen kann. Durch die Staffelung müssen Sparer jedes Jahr zur Neuanlage lediglich einen Zinssatz vergleichen", sagt Kühn. Der Dreiklang aus Tagesgeld, Festgeld und Aktien gilt unabhängig von Alter und Vermögenssituation der Anleger.

Dieses Portfolio können Berufseinsteiger mit kleinen Beträgen über Sparpläne aufbauen und über Jahre anpassen sowie Personen mit höheren Vermögen durch Stückelung eines Gesamtbetrags wählen. Wer hingegen kurz vor der Rente steht und bislang nicht in Aktien investiert hat, sollte nicht damit beginnen. Die Gefahr eines Verlustes von Teilen des über Jahrzehnte angesparten Kapitals ist zu groß. Besonders unter gut situierten Anlegern hat die Unsicherheit der Finanzkrise die Nachfrage nach Gold angekurbelt. Aus Renditegesichtspunkten lohnt sich das Edelmetall jedoch nicht. "Eine Anlage in ein weltweites Aktienportfolio hätte Anlegern seit 1975 im Durchschnitt pro Jahr etwa die doppelte Rendite eingebracht", sagt Zinnecker. Sie rät maximal zu einer zehnprozentigen Beimischung.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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