Porsche und VW:Das Ziel verfehlt

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VW und Porsche lassen die Frist für ein Zusammengehen verstreichen: Porsche-Chef Wiedeking handelt, als habe sich nichts geändert.

Michael Kuntz

Die Schaffung eines integrierten Autokonzerns aus Volkswagen und Porsche klang ganz einfach. Nach ihrem Familientreffen in Salzburg ließ der Unternehmerclan Porsche und Piëch die Information Nr. 09/09 verteilen: "Ziel ist es, in den nächsten vier Wochen eine entsprechende Entscheidungsgrundlage über die zukünftige Struktur der gemeinsamen Gruppe zu entwickeln."

Wiedeking und Härter müssen bei den oft selbst schon klammen Banken betteln gehen - die einst so begehrten Kreditkunden wurden zu Bittstellern degradiert und gegrillt. (Foto: Foto: Reuters)

Das war am 6. Mai. Nun haben wir den 6. Juni, und einiges ist seitdem geschehen - nur nichts Konstruktives: Das Ziel wurde verfehlt.

Der kleine Sportwagenhersteller Porsche schluckt den 30-mal größeren Volkswagen-Konzern, nach Toyota und General Motors die Nummer drei weltweit.

Ein bisschen Rache

So lautete der Plan, mit dem Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter seit September 2005 erst die Aktienmärkte und nun auch ihre Familienaktionäre in Atem hielten. Sie wetteten gegen die Banken und machten die Familien Porsche und Piëch von Millionären zu Milliardären.

Dann kam die Krise. Wiedeking und Härter mussten nun bei den oft selbst schon klammen Banken betteln gehen - die einst so begehrten Kreditkunden wurden zu Bittstellern degradiert und gegrillt. Ein bisschen Rache mag im Spiel sein bei manchem Banker, der von den Porsche-Finanzartisten geradezu lustvoll vorgeführt worden war.

Falls nicht noch ein Scheich in die Zuffenhausener Finanzwüste reitet und Porsche möglichst bedingungslos mit Petrodollars überschwemmt oder sonst ein Wunder geschieht, dann wird es wohl genau anders herum kommen als geplant.

Volkswagen gliedert den Sportwagenbetrieb Porsche bei sich ein - als zehnte Automarke. Bezahlen könnte der Konzern das locker, denn er hat - anders als Porsche - auch in der Krise eine volle Kasse.

In Stuttgart hängt man freilich noch am Dogma der völligen Selbständigkeit. Nahezu täglich kommuniziert Porsche kleinste Teilerfolge auf dem Weg zur Finanzierung des ursprünglich so schwungvoll gestarteten, ganz großen Abenteuers.

Da kann es niemanden wundern, dass beim Zusammengehen von VW und Porsche nichts vorangeht. Wiedeking und Härter agieren, als ob es den Salzburger Beschluss ihrer Aktionäre nicht gegeben hätte.

Und ihr Aufsichtsratsvorsitzender lässt sie gewähren. Für den freundlichen Erben Wolfgang Porsche ist es offenbar nicht ganz einfach, seinen langjährigen Erfolgsmanagern die neuen Grenzen aufzuzeigen. Doch auch Porsche wird eines Tages auf die Bremse treten - müssen.

© SZ vom 06.06.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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