Porsche und die Grünen:Er ist laut

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Ein Freund schneller Autos und jetzt auch der Grünen: Uwe Hück. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Uwe Hück, Betriebsratschef von Porsche, weiß, wie man ein Publikum begeistert. Das hat der ehemalige Europameister im Thaiboxen mit Kinderheim- und Sonderschul-Erfahrung schon oft genug bewiesen. Doch bei den Grünen? Das ist neu.

Von Max Hägler

So viel Applaus wie im alternativen Kulturzentrum Merlin im Stuttgarter Westen ist selbst für Uwe Hück ungewohnt. Derart begeistert sind die Leute sonst nur, wenn er mal wieder in den Boxring steigt oder in seiner Funktion als Betriebsratschef von Porsche zum Arbeitskampf ruft. Hier bei den Grünen, das ist neu. Deren Bundesvorsitzender Cem Özdemir und die grüne Landtagspräsidentin in Stuttgart, Muhterem Aras, haben Hück eingeladen, aus seinem bewegten Leben zu erzählen und von seinen Erfahrungen zum Thema "Gerechtigkeit".

Es ist ein bemerkenswerter Abend aus verschiedenen Gründen: Eigentlich ist Hück Mitglied der SPD, seit drei Jahrzehnten. Doch die Sozialdemokraten in Baden-Württemberg gewähren ihm keinen Platz in der ersten Reihe. Er ist ihnen zu laut. Wohl auch deswegen ist er gerne hier, bei den Grünen. Der Saal ist voll, einige müssen stehen: Als "Stargast" ist er angekündigt.

Der breitschultrige Hück lächelt. Besonders ist der Abend aber auch aus gesellschaftlicher Sicht: Immer normaler wird das Verhältnis der Ökopartei zu Autos, selbst den ganz schnellen. Zumindest in Stuttgart. In den vergangenen Tagen hatten sich Porsche und die vom grünen OB Fritz Kuhn regierte Stadt bereits auf eine enge Zusammenarbeit verständigt: Die Autofirma zahlt bei Feinstaubalarm den Mitarbeitern künftig ihre Bahntickets und setzt auf Carsharing. Einer der Treiber dahinter: Hück.

Der war einst im Kinderheim, auf der Sonderschule, hat eine Lackiererausbildung gemacht, war Europameister im Thaiboxen, über all das redet der 54-Jährige gern, auch heute. Seine Kernbotschaft: Mehr Geld für die Bildung, mehr Respekt für Lehrer. Bei schwierigen Kindern, so wie er eines war, müsse man mit einer Mischung aus Strenge und Fürsorge wirken - und zwar unabhängig davon, ob es sich um benachteiligte Jugendlichen aus Deutschland oder um junge Migranten handelt, die eine Flucht hinter sich haben. Tags schaffen, nachts schlafen, das gelte für alle, ruft er. Wer sich in seinem Jugendklub in Pforzheim nicht anständig benehme, der müsse zum Sparring! Mit ihm, Hück! Lachen im Publikum. Natürlich gibt er seinen Lieblingsspruch zum Besten, den er in allen Lebenslagen erzählt: "Das Trikot schwitzt nicht von allein." Großer Beifall. Und Özdemir? "Ich will unterstreichen, was Uwe gesagt hat." Da passen zwei zusammen.

Am Ende zeigt Aras die gedruckte Biografie des Gastes herum, ein gutes Geschenk sei das. Eine junge Frau bittet um ein Selfie mit Hück; seine Assistentin - angetan mit einer Porsche-Tüte - verteilt Visitenkarten. Özdemir sagt: Den hätten wir schon gern bei uns. Draußen wartet in zweiter Reihe Hücks Fahrer im dunklen Porsche Panamera.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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