Porsche-Chef:Der Geräuschlose

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Oliver Blume, 47, unterscheidet sich von seinem Vorgänger vor allem im Stil. (Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Oliver Blume führt seit kurzer Zeit den Sportwagenhersteller Porsche. Der Auftrag lautete: Weiter so wie immer. So läuft es aber nicht, Blume steht für einen neuen Stil.

Von Max Hägler

Wenn man will, könnte man diesen Mann als Krisenprofiteur bezeichnen. Vor drei Monaten ist Oliver Blume Chef von Porsche geworden. Ist "hingespült" worden auf diesen Posten, wie manche im Unternehmen formulieren; als Folge des Abgasskandals beim Mutterkonzern Volkswagen. Matthias Müller musste damals nach Wolfsburg ziehen, als neuer VW-Chef - und Blume folgte ihm nach, stieg auf vom Produktionsvorstand zum Vorstandsvorsitzenden.

Der Auftrag lautete: Weiter so. Ein so rasantes Wachstum wie in Müllers Ära ist zwar nicht mehr möglich, aber Blume wird den Erfolg verstetigen müssen - VW braucht die Gewinne aus Stuttgart dringend - und er soll den Hersteller dieser röhrenden Autos zudem in die Zeit von Elektromotoren und Digitalisierung überführen. Seine Messlatte ist dabei die Markteinführung von "Mission E", dem ersten rein elektrischen Porscheflitzer, dessen Fabrik gerade in Stuttgart entsteht. Damit dieser Wagen und die E-Mobilität überhaupt Erfolg haben kann, braucht es nach Blumes Ansicht aber auch Schnellladestationen, die Akkus künftig in 15 Minuten laden würden. Das sei vom Staat, aber auch von der Industrie zu leisten und sei wichtiger und nachhaltiger als die gerade diskutierten Kaufprämien, die schnell verpufften, erklärte er in dieser Woche im Wirtschaftspresseclub Stuttgart. Auch bei der Roboterisierung von Autos gibt er sich aufgeschlossen. Vorgänger Müller verspottete das als "Hype", denn Porschefahrer, gemeinhin Liebhaber des puren Fahrspaßes, bräuchten keine Unterstützung beim Fahren. Blume, 47, kann dem hingegen einiges abgewinnen: "Es gibt sehr viele interessante Features", die Stop-and-Go-Stauassistenten oder automatisches Einparken.

Inhaltlich sind es eher Nuancen, die ihn vom Vorgänger unterscheiden, beim Stil aber ist der Wechsel deutlich. Blume ist weit weniger kantig als der dominante, emotionale Müller, wie man in dieser Woche hören und spüren konnte als der neue Porsche-Chef das erste Mal von mehreren Seiten kritischen Fragen ausgesetzt war. Viel sprach er da von "Team" und davon "alle mitzunehmen": "Ich kann nicht zugleich alles besser wissen", stellte er klar. Er sei tatsächlich mehr "primus inter pares" und analytischer Zuhörer als ein lauter Vorturner, sagen sie bei Porsche.

Wobei dieses Hingespültwerden auf den Chefposten dennoch kein Zufall war: der studierte Maschinenbauer Blume hat eine steile Karriere hingelegt im Volkswagen-Konzern, war mit 30 Jahren Vorstandsassistent, arbeitete für Seat in Barcelona und hat für Porsche dann fristgerecht die Fertigung des Macan in Leipzig aufgebaut - obwohl das Projekt stockte, als er es übernahm. Und er ist einer, der die Machtstrukturen im Konzern kennt. Er schätze den so einflussreichen wie umstrittenen VW-Erben Ferdinand Piëch, berate sich oft mit dessen Cousin, dem Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Und er stehe zu Wolfgang Hatz, dem Entwicklungsvorstand, der wegen möglicher Verwicklungen in die Abgasbetrügereien gerade beurlaubt ist: "Wir wollen ihn zurückhaben." Auch das klingt nach Weiter-so.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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