Pipeline:Der teuerste Bypass der Welt ist gelegt

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Mit der neuen Pipeline BTC versucht der Westen seine Abhängigkeiten bei der Ölversorgung zu verringern. Denn die Mega-Röhre umgeht arabischen Sand, irakisches Gelände, iranische Küsten oder russische Steppen.

Die transkaukasische Rohölpipeline BTC (Baku-Tiflis-Ceyhan) hat bereits bei ihrer Eröffnung neue Maßstäbe gesetzt. Über rund 1770 Kilometer verläuft sie von Baku am Westufer des Kaspischen Meeres durch Aserbaidschan, über die Berge Georgiens und der Türkei, nach Ceyhan an der türkischen Mittelmeerküste.

Der türkische Präsident Ahmet Necdet Sezer, der georgische Präsident Michail Saakaschvili, der aserbaidschanische Präsident Ilham Aljev, der türkische Premier Tayyip Ergodan und BP-Chef John Brown (von links) bei der Eröffnung der Pipeline im türkischen Ceyhan. (Foto: Foto: Reuters)

Damit ist sie die längste Pipeline, die der britische Ölkonzern BP jemals gebaut hat - und gleichzeitig die bislang teuerste der Welt. Nach Angaben von BP betrugen die Kosten für die Bauarbeiten rund drei Milliarden Dollar (fast 2,4 Milliarden Euro).

Der Bau der Pipeline war bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Vor der nun erfolgten Inbetriebnahme musste die Röhre allerdings mit ca. 1,6 Milliarden Litern Öl befüllt werden.

"Sicherheit für die Region"

Bei der offiziellen Eröffnungsfeier in Ceyhan am Donnerstag mit tausenden von Gästen sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, die Pipeline stelle sowohl politisch als auch wirtschaftlich eine Sicherheit für die Region dar.

Über die Pipeline wird Rohöl in die Weltmärkte exportiert, ohne dass Tanker den Weg durch die türkische Meerenge nehmen müssen.

Die Röhre, durch die kaspisches Öl unter Umgehung Russlands und des Irans für die Ölmärkte des Westens ans östliche Mittelmeer fließt, verfügt derzeit über eine Kapazität von 430.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Die Pipeline soll bei voller Auslastung jeden Tag eine Million Barrel Rohöl transportieren.

Gravierende Veränderungen

Die Rohölpipeline wird nach Expertenansicht den Weltrohölmarkt entscheidend verändern. "Mit der Pipeline kann Öl aus der kaspischen Region auf den Weltmarkt gebracht werden, ohne dass der Iran oder Russland Einfluss nehmen können", sagte Adolf Feizlmayr, geschäftsführender Gesellschafter des deutschen Pipelineplaners ILF Beratende Ingenieure GmbH (München). ILF plante den rund 1070 Kilometer langen türkischen Abschnitt der Ölleitung.

Der weltweit wachsende Ölbedarf, der extreme Preisanstieg und die Unsicherheiten in der Versorgungslage drängen die Ölkonzerne zur Erschließung immer neuer Wege. "Die Trasse war von Anfang an auch ein politisches Projekt", erläuterte Feizlmayr.

"Die BTC-Pipeline ist die erste große Leitung, die den Westen versorgt, ohne durch arabischen Sand und irakisches Gelände, über iranische Küsten oder russische Steppen zu führen", erklärte der 69-Jährige.

Bedeutender Energiekorridor

Die Türkei werde zum bedeutenden Energiekorridor zwischen Asien und Europa. Zudem sei vor allem in Indien und China in den vergangenen Jahren der Bedarf an Öl dramatisch gewachsen.

Die Realisierung dieses "Jahrhundertprojekts", wie Feizlmayr die auf ihrer kompletten Länge eingeerdete Pipeline nennt, stellte ihre Erbauer vor große technische Herausforderungen.

Fünf Jahre plante und begleitete ILF den Bau, bis die Leitung fertig war. "Der höchste Punkt der Pipeline liegt auf mehr als 2800 Meter Höhe, Täler mit einer Höhendifferenz von bis zu 1000 Meter mussten gequert werden, rund 600 Wasserläufe gekreuzt und sechs aktive Erdbebenzonen gequert werden", sagte Feizlmayr.

150.000 Rohrsegmente

Zwischen den beiden Terminals am Anfang und am Ende der Pipeline liegen 150.000 Rohrsegmente, die mit ebenso vielen Schweißnähten verbunden sind. Acht Pumpstationen, davon vier in der Türkei, befördern das Rohöl.

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