Pickel-Streit:Zetern heißt nicht klagen

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Die Klage, die die Schauspielerin Uschi Glas gegen die Stiftung Warentest wegen einer "mangelhaften" Einstufung der von Glas vertriebenen "Hautnah Face Cream" angekündigt hatte, ist immer noch nicht eingegangen. Auch ansonsten kann die Stiftung nicht klagen.

Auf die Klage von Uschi Glas wartet die Stiftung Warentest noch immer. Fast enttäuscht zeigte sich Vorstand Werner Brinkmann am Dienstag, dass die Schauspielerin bislang nicht vor Gericht zog, nachdem ihre Hautcreme mit "mangelhaft" bewertet worden war. Er ist sich sicher, dass die Stiftung den Rechtsstreit gewonnen hätte.

Auch ansonsten fällt die Jahresbilanz trotz rückläufiger Abonnentenzahlen positiv aus. Der Umsatz im Internet hat sich 2003 fast verdoppelt. Erstmals will die Stiftung auch das soziale und ökologische Verhalten von Unternehmen untersuchen.

Bei der Untersuchung von "Versandkosmetik" für die April-Ausgabe der Stiftung Warentest hatte die "Uschi Glas hautnah Face Cream" bei zahlreichen Probandinnen Hautallergien ausgelöst.

Vorwurf der Fälschung

Glas hatte in Interviews die Ansicht vertreten, sie sei "gezielt als prominentes Opfer ausgesucht" worden, um die Auflage der Zeitschrift zu erhöhen. Sie hatte gemutmaßt, die Fotos der betroffenen Frauen seien gefälscht worden.

Die Medienattacken der Schauspielerin hätten erst aufgehört, als die Stiftung in einer weiteren Pressemitteilung die Anschuldigen widerlegt hätte, sagte Brinkmann: "Wir haben keinen Zweifel daran, dass der Rechtsstreit zu unseren Gunsten ausgegangen wäre."

Brinkmann zog trotz Umsatzeinbußen eine positive Bilanz des letzten Geschäftsjahres. So seien bei einer Auflage von 605.000 rund 20.000 "Test"-Hefte monatlich weniger verkauft worden als 2002. Doch habe der Rückgang der Abonnentenzahl, die Ende vergangenen Jahres 500.000 betrug, verlangsamt werden können. Im Einzelhandel habe die Entwicklung über den Erwartungen gelegen.

Ähnlich war die Lage laut Bilanz bei "Finanztest" mit einer Auflage von 307.000 gegenüber 320.000 im Vorjahr.

Der Umsatz im Internet verdoppelte sich fast von 635.000 auf 1,1 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt riefen 2,2 Millionen Besucher monatlich 20 Millionen Seiten auf. "Wegen der positiven Entwicklung werden wir unser Internetangebot weiter ausbauen", kündigte Brinkmann an. So soll das "Handbuch Medikamente" ins Netz gestellt werden. Außerdem werden verschiedene Abos für Online-Nutzer angeboten.

Erstmals Umweltkriterien und Sozialstandards bewerten

An neuen Projekten hob Brinkmann die Einbeziehung des sozialen und ökologischen Verhaltens von Unternehmen in die Untersuchungen hervor. Bei drei Pilotprojekten zu Outdoor-Jacken, Lachs und Waschmitteln sollen dem Verbraucher zusätzliche Kaufkriterien an die Hand gegeben werden, unabhängig vom Qualitätsurteil für das Produkt.

Dabei werde geprüft, wie ein Unternehmen mit seinen Beschäftigten umgeht, was es für den Umweltschutz tut oder ob es seine Zulieferer in Sachen Arbeitsschutz oder Kinderarbeit kontrollieren. Es gehe nicht darum, "einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen". Vielmehr solle die Transparenz auf dem Gebiet erhöht werden.

Stiftung Warentest hat die Zahl ihrer Untersuchungen von 157 im Jahr 2002 auf 225 im vergangenen Jahr erhöht. Die Steigerung liege hauptsächlich an den 67 Untersuchungen von Aktionsware der Lebensmitteldiscounter. Dabei habe sich gezeigt, dass bei Aldi, Plus oder Real nur selten echte Schnäppchen bei Computern, Espressomaschinen oder Inlineskates zu machen sind.

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