Pharma:Aventis plant offenbar Abwehrstrategie gegen Sanofi

Lesezeit: 2 min

Hartnäckig halten sich Gerüchte über einen Zusammengehen der deutsch-französischen Aventis mit dem Konkurrenten Sanofi-Synthelabo. Jetzt heißt es, Aventis wolle sich gegen eine mögliche milliardenschwere Übernahmeofferte seitens Sanofi wehren.

Dabei sollen Bewertungsfragen eine Rolle spielen, hieß es. Den Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs seien bereits Beratungsmandate erteilt worden, hieß es in unternehmensnahen Finanzkreisen.

Unklar sei dagegen, ob Sanofi Banken mit einem Mandat beauftragt habe. Aventis wollte den Sachverhalt nicht kommentieren: "Wir nehmen dazu keine Stellung", sagte eine Aventis-Sprecherin.

Feindliche Übernahmen in der Pharmabranche sind zwar selten...

Die Sprecherin verwies auf ein Interview, das Konzernchef Igor Landau der französischen Zeitung Le Monde(Samstag) gegeben hat. Er glaube nicht an ein feindliches Übernahmeangebot, sagte Landau.

Feindliche Übernahmen seien in der Pharmabranche sehr selten. Grundsätzlich schloss er aber eine Fusion mit einem anderen Unternehmen nicht aus.

Nach den Quellen wird derzeit an einer Verteidigungsstrategie gearbeitet, die darauf aufbaut, dass der Wert des Unternehmens über dem Aktienkurs gesehen wird.

Aventis liegt Aussagen von Landau zufolge bei der Rentabilität im Mittelfeld und ist vom Umsatz her weltweit die Nummer fünf. Einzige Schwäche sei der zu geringe Börsenwert.

Aventis mit seiner deutschen Tochter Hoechst macht zwar doppelt so viel Umsatz und hat doppelt so viel Mitarbeiter wie Sanofi, ist aber an der Börse etwas weniger wert.

...aber denkbar

Zuletzt wurde Aventis mit einer Börsenkapitalisierung von rund 45 Milliarden Euro bewertet, während Sanofi 45,3 Milliarden Euro auf die Waage brachte.

Spekulationen um ein Übernahmeangebot von Sanofi im Volumen von 60 Milliarden Dollar (47 Milliarden Euro) haben sich zugespitzt, nachdem die New York Times berichtet hatte, es könne möglicherweise noch am Freitag zu einem Angebot kommen.

"Der deutliche Kursverlust bei Sanofi spricht dafür, dass Investoren eher auf eine feindliche Übernahme von Aventis durch Sanofi spekulieren und dies als Schwäche für Sanofi auslegen", sagte dit-Fondsmanager Christian Werner am Freitag.

Es sei möglich, dass Sanofi das feindliche Angebot dazu verwenden könnte, Aventis zu einer Fusion unter Gleichen zu bewegen, hieß es aus den Kreisen.

Aventis-Titel verbuchten am Freitag zwischenzeitlich ein Anstieg um 1,50 Prozent auf 57,45 Euro. Sanofi sackten dagegen um 6,93 Prozent auf 57,75 Euro ab und waren nach Gewinnen noch am Vortag nun am Freitag das Schlusslicht im EuroSTOXX 50.

Offene Patentfragen

Branchenbeobachter hatten immer wieder über ein Zusammengehen beider Konzerne spekuliert, aber dieses erst nach der rechtlichen Klärung von Patentfragen in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Sanofi wartet zur Zeit auf den Beginn einer rechtlichen Auseinandersetzung um seinen Umsatzspitzenreiter Plavix (Herzmedikament).

Produzenten von Nachahmerpräparaten stehen vor der Tür, um eine günstigere Version des umsatzstärksten Sanofi-Medikaments auf den Markt zu bringen. Schwung in den Übernahmepoker brachte auch die Meldung, dass das Aufsichtsgremium des Sanofi-Großaktionärs L'Oreal an diesem Samstag tagen und über eine mögliche Offerte beraten will. L'Oreal hält zusammen mit Total 43 Prozent des Kapitals sowie 63 Prozent der Stimmrechte an Sanofi.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: