Peugeot Citroën:Staatlich subventionierte Schrumpfkur

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Innerhalb von knapp elf Monaten will Peugeot Citroën 11.000 Jobs abbauen - obwohl der Autokonzern einen Milliardenkredit vom französischen Staat bekommen hatte.

Jeden Tag kommen neue Horrormeldungen aus der Autoindustrie. Jetzt hat es den französischen Hersteller PSA Peugeot Citroën getroffen. Wegen eines "beispiellosen Absatzeinbruchs" ist der Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht und will sich in diesem Jahr von mehr als 11.000 Mitarbeitern trennen. Man erwarte, dass so viele Angestellte den Konzern freiwillig verlassen würden, sagte Finanzchefin Isabel Marey-Samper bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Mittwoch in Paris.

Bei Peugeot Citroën sollen bis zum Ende des Jahres 11.000 Mitarbeiter gehen - auf freiwilliger Basis. (Foto: Foto: AP)

Noch im Jahr 2007 hatte PSA einen Gewinn von 885 Millionen Euro erzielt, 2008 dagegen rutschte das Ergebnis mit 343 Millionen Euro ins Minus. Auch für das laufende Jahr werde mit Verlusten gerechnet, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz fiel um 7,4 Prozent auf 54,36 Milliarden Euro und lag damit ebenfalls deutlich unter den Analystenerwartungen. Der Aktienkurs rauschte nach Bekanntgabe der Bilanz um 9,2 Prozent in den Keller.

Hoffnung auf 2010

Unternehmenschef Christian Streiff fürchtet einen Einbruch des Absatzes von 20 Prozent in Westeuropa im laufenden Jahr, erst 2010 werde sich der Markt stabilisieren, sagte er. Besonders schwierig werde das erste Halbjahr 2009. Ende 2008 hatte PSA bereits mit befristeten Werksschließungen und Entlassungen die Produktion gedrosselt.

Die Einsparungen würden sich allerdings erst im Ergebnis des kommenden Jahres niederschlagen, das wieder im Plus liegen könne, teilte das Unternehmen mit. Dann will PSA nach Worten von Konzernchef Streiff auch wieder schwarze Zahlen schreiben. Finanzchefin Marey-Semper warnte jedoch, es sei noch nicht absehbar, ob der Autobauer 2010 einen Nettogewinn verbuchen werde. Auf der betrieblichen Ebene wolle man jedoch die Gewinnschwelle erreichen.

Der größte Autokonzern des Landes beschäftigte Ende 2007 weltweit 208.000 Menschen, rund die Hälfte in Frankreich.

Zusätzlich zu den Sanierungsbemühungen des Vorstands profitiert PSA auch von dem am Montag beschlossenen Rettungspaket der französischen Regierung. Frankreich hatte seinen Autobauern Renault und PSA Peugeot Citroën jeweils drei Milliarden Euro an zinsgünstigen Krediten zugesagt. Peugeot erklärte nun, gemeinsam mit anderen Finanzquellen werde der Kredit den Finanzierungsbedarf von rund vier Milliarden Euro für die Verkaufs- und Produktionsaktivitäten im Jahr 2009 decken. Die Hilfen sind allerdings an Standort- und Jobgarantien der Unternehmen geknüpft. Doch für Mitarbeiter, die etwa mit Abfindungen freiwillig ausscheiden, würde die Garantie nicht gelten.

Bedenken der EU-Kommission

Die Hilfsmaßnahmen der französischen Regierung haben europaweit für großen Ärger gesorgt. Bedenken hatte vor allem die EU-Kommission geäußert. Demnach könnte insbesondere die Bedingung, Fabriken in Frankreich zu halten, "illegal" sein. Die Kredithilfen hätten "nichts Skandlöses" an sich und die damit verknüpften Auflagen im Arbeitsplatzbereich seien "rechtmäßig", sagte dagegen Regierungssprecher Luc Chatel. Es sei "normal", eine Zusage zur Sicherung von Arbeitsplätzen zu verlangen, wenn der Steuerzahler den Unternehmen unter die Arme greife.

Wirtschaftsministerin Christine Lagarde lud den neuen Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach Paris ein, um ihm den Plan zu erläutern. Guttenberg hatte bei seinem Amtsantritt am Dienstag gesagt, er sehe den französischen Plan "nicht ganz kritiklos".

Unterdessen sprach sich Lagarde jedoch dafür aus, die Hilfen für die Autoindustrie in Europa fortan abzustimmen. Darüber spreche Frankreich mit der EU-Kommission, sagte sie im Sender Canal+. "Wir dürfen insbesondere nicht in einen Protektionismus verfallen, der für alle unsere Volkswirtschaften katastrophal sein würde."

© sueddeutsche.de/AP/AFP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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