Personalkarussell bei Fiat dreht sich weiter:Auch Maserati-Chef Leach geht

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Der Umbau in der Führungsetage des Konzerns geht weiter: Nach Fiat-Chef Herbert Demel verläßt nun offenbar auch der für die Luxusmarke Maserati zuständige Martin Leach seinen Posten.

Von Ulrike Sauer

Das Personalkarussell beim notleidenden italienischen Autokonzern Fiat kommt nicht zum Stillstand.

Das Personalkarussell im Fiat-Konzern dreht sich weiter. (Foto: Foto: dpa)

Wenige Stunden nach der Ablösung des Österreichers Herbert Demel als Chef der Autosparte galten am Freitag auch die Tage des neuen Maserati-Chefs Martin Leach als gezählt.

Während sich die Sorgen der Beschäftigten um die Zukunft des Turiner Autobauers am Freitag in einem vierstündigen Streik entluden, kehrte auch in der Führungsetage von Fiat keine Ruhe ein.

Konzernchef Sergio Marchionne hatte am Vorabend das Kommando über die defizitäre Autosparte an sich gezogen.

Direkte Anbindung an Alfa Romeo

Damit endete der Sanierungsversuch des aus Wien stammenden früheren Audi-Chefs Herbert Demel nach nur 15 Monaten.

Innerhalb einer Woche soll nun auch noch Maserati-Chef Martin Leach den Konzern verlassen, verlautete aus Turiner Industriekreisen. Fiat dementierte das Gerücht auf Nachfrage nicht.

Der frühere Ford-Europe-Chef Leach hatte vor einem Jahr die Führung des Sportwagen-Herstellers Maserati übernommen. Die hoch verschuldete Edelschmiede gehörte bis vor drei Tagen zur Fiat-Tochter Ferrari.

Am Mittwoch hatte Marchionne jedoch die direkte Anbindung Maseratis an Alfa Romeo, die sportliche Marke unter dem Dach von Fiat Auto, angeordnet. Maserati und Alfa Romeo sollen einen Luxus-Pol formieren, der offen für neue internationale Kooperationspartner ist.

Für Ferrari ebnet sich Weg zum Börsengang

Für die Tochter Ferrari, an der Fiat mit 56 Prozent beteiligt ist, ebnet sich mit der Trennung von Maserati der Weg zum lang geplanten Börsengang.

Mit Marchionne übernimmt nun beim krisengeplagten Autohersteller in Turin erstmals ein Manager ohne langjährige Branchenerfahrung die Verantwortung. Der 53-jährige Italo-Kanadier ist der vierte Fiat-Auto-Chef in nur drei Jahren.

Marchionne war im vergangenen Mai vom Genfer Weltmarktführer für Inspektions- und Warenprüfdienste SGS gerufen worden, um die schleppende Sanierung des Konzerns voranzutreiben.

Spannungen kein Geheimnis

Die Börse ignorierte das neuerliche Beben auf der Chefetage. Mailänder Händler wiesen darauf hin, dass der Weggang von Demel seit längerem in der Luft gelegen habe.

Noch im November wies Fiat Zeitungsberichte über einen bevorstehenden Abgang des früheren VW-Managers entschieden zurück. Dass die Zusammenarbeit zwischen Konzern-Chef Marchionne und dem von seinem Vorgänger eingestellten Demel zu wünschen übrig ließ, war jedoch kein Geheimnis.

Der Österreicher hielt sich in den vergangenen Monaten auffällig im Hintergrund. Persönlich herrschte zwischen den beiden Managern kein Einklang, und ihre Herangehensweise an die Krisenbewältigung divergierte stark.

Horrende Verluste

Mit der Ausweitung seiner Macht will Marchionne den Gesundungsprozess des maroden Kerngeschäfts beschleunigen. Fiat Auto trägt 42 Prozent zum Konzernumsatz bei.

Während die anderen beiden Töchterunternehmen, der Nutzfahrzeughersteller Iveco und der Landmaschinenproduzent Chase New Holland (CNH), nach zwei Krisenjahren in die Gewinnzone zurückgekehrt sind, fährt die Autosparte weiter horrende Verluste ein.

Marchionne war es am Sonntag gelungen, General Motors die Zahlung von 1,55 Milliarden Euro abzuringen, mit der sich der US-Ex-Partner von einer Kaufoption für die Autosparte freikaufte.

© SZ vom 19.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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