Personalien:Onlinedienste werben für Netzneutralität

Internetfirmen wie Reddit wenden sich mit einem offenen Brief an EU-Parlamentarier, Tim Cook hat Ärger mit seinen Kunden, und der Conti-Chef denkt über das Auto der Zukunft nach.

Snoo, das Maskottchen von Reddit, der selbsternannten Startseite des Internets, macht Druck auf die Europaparlamentarier, sich für die Netzneutralität starkzumachen. Reddit ist eine nutzerbasierte Linkplattform und fordert zusammen mit mehr als 30 Start-ups, Internetunternehmen und Investoren aus Europa und den USA in einem offenen Brief, aus ihrer Sicht schwerwiegende Probleme mit dem gegenwärtigen Entwurf der Netzneutralitätsregeln zu beheben. Netzneutralität bedeutet, dass Netzbetreiber alle Datenpakete gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken, egal woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. Bisher gibt es für dieses "offene Internet" keine europäischen Regeln, nur einzelne EU-Staaten haben Vorschriften. Doch die Datenmenge wächst und damit auch die Gefahr von Staus im Netz. Deshalb wurde diskutiert, ob in Sonderfällen nicht doch manche Internetnutzer Vorfahrt bekommen sollten. Das Thema steht am Dienstag auf der Tagesordnung des Europaparlaments. Kritiker befürchten, dass mit der "Verordnung über Maßnahmen zum Zugang zum offenen Internet" die Netzneutralität wegen schwammiger Formulierungen de facto abgeschafft wird. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören neben Reddit die Unternehmen Automaticc.inc (WordPress.com), Bittorrent, Etsy, Kickstarter, Netflix, Soundcloud, Tumblr und Vimeo. Außerdem haben Wagniskapitalgeber wie Fred Wilson und Brad Burnham (Union Square Ventures), Brad Feld (Foundry Group), David Pakman (Venrock) sowie weitere wichtige Investoren aus Europa und den USA unterschrieben. Sie befürchten, dass die Entwicklung innovativer Dienste behindert wird, wenn Internet-Provider "Überholspuren" für bestimmte Daten einrichten und andere ausbremsen.

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(Foto: N/A)

Snoo, das Maskottchen von Reddit, der selbsternannten Startseite des Internets, macht Druck auf die Europaparlamentarier, sich für die Netzneutralität starkzumachen. Reddit ist eine nutzerbasierte Linkplattform und fordert zusammen mit mehr als 30 Start-ups, Internetunternehmen und Investoren aus Europa und den USA in einem offenen Brief, aus ihrer Sicht schwerwiegende Probleme mit dem gegenwärtigen Entwurf der Netzneutralitätsregeln zu beheben. Netzneutralität bedeutet, dass Netzbetreiber alle Datenpakete gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken, egal woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. Bisher gibt es für dieses "offene Internet" keine europäischen Regeln, nur einzelne EU-Staaten haben Vorschriften. Doch die Datenmenge wächst und damit auch die Gefahr von Staus im Netz. Deshalb wurde diskutiert, ob in Sonderfällen nicht doch manche Internetnutzer Vorfahrt bekommen sollten. Das Thema steht am Dienstag auf der Tagesordnung des Europaparlaments. Kritiker befürchten, dass mit der "Verordnung über Maßnahmen zum Zugang zum offenen Internet" die Netzneutralität wegen schwammiger Formulierungen de facto abgeschafft wird. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören neben Reddit die Unternehmen Automaticc.inc (WordPress.com), Bittorrent, Etsy, Kickstarter, Netflix, Soundcloud, Tumblr und Vimeo. Außerdem haben Wagniskapitalgeber wie Fred Wilson und Brad Burnham (Union Square Ventures), Brad Feld (Foundry Group), David Pakman (Venrock) sowie weitere wichtige Investoren aus Europa und den USA unterschrieben. Sie befürchten, dass die Entwicklung innovativer Dienste behindert wird, wenn Internet-Provider "Überholspuren" für bestimmte Daten einrichten und andere ausbremsen. dpa

Elmar Degenhart, 56, der Conti-Chef, macht sich Gedanken zum Auto der Zukunft. Denn IT-Firmen wie Google und Apple mischen seine Autobranche auf. Doch dass Autos Teil des Internets werden, sei für die PS-Branche keine Götterdämmerung, meint Degenhart (Foto: Continental), Vorstandschef des Automobilzulieferers Continental. Er sieht für Googles Autointeresse dennoch ganz handfeste Motive. Der Datenriese Google wird nach Einschätzung von Continental-Chef Elmar Degenhart kein Autobauer im großen Stil. "Ich glaube nicht, dass Google ernsthaft die Intention hat, jemals Autos selbst zu bauen", sagte der Vorstandschef des Autozulieferers und Reifenherstellers bei einem Besuch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Vielmehr sehe er bei dem US-Konzern einen anderen Antrieb. "Google versucht, auf andere Geschäftsfelder zu expandieren - auch, weil sie weiteres Wachstumspotenzial aufzeigen müssen. Und Google ist interessiert daran, das Auto als zusätzliche Informations- und Datenquelle zu erschließen", sagte Degenhart. "Der größte weiße Fleck der Internetnutzung heute ist das Auto." Da wolle Google hinein. Degenhart rechnete vor, dass es heute weltweit etwa drei Milliarden Internetnutzer gebe. Sie seien pro Tag im Schnitt drei Stunden online. "Macht also pro Tag circa neun Milliarden Internetnutzerstunden. Für die Internetindustrie stellt eine Nutzerstunde - durch Werbung und Ähnliches - einen Gegenwert dar. Es geht hier für alle Anbieter, die das Internet nutzen, um einen Multimilliarden-Markt." Dem gegenüber stünden eine Milliarde Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die im Schnitt eine Stunde pro Tag in Betrieb seien. "Das ergibt also ein theoretisches Zusatzpotenzial in der Internetnutzung von einer weiteren Milliarde Nutzerstunden pro Tag - wenn alle automatisch fahren und in der Zeit auch das Internet nutzen. Doch schon ein Bruchteil davon wäre interessant für die Internetindustrie." Vor diesem Hintergrund ergebe es Sinn, dass Google an Roboterautos arbeitet und das Thema vernetzte Mobilität hoch hängt. Conti beliefert Google bereits für deren Roboterautos, die der Internetgigant in den USA schon länger testet. Sie fahren nicht nur mit einem Autopiloten (automatisiert), sondern gänzlich ohne einen Fahrer (autonom). Degenhart hält Roboterfahrzeuge aber für ferne Zukunftsmusik. "In den nächsten 10 oder 15 Jahren werden wir in New York keine Roboter-Taxis ohne Lenkrad und Pedalerie sehen. Das ist Science-Fiction, das ist Träumerei. Denn das dortige Verkehrsgeschehen wäre dafür viel zu komplex und unberechenbar." Neben Google werden auch Apple Ambitionen rund ums Auto nachgesagt - hartnäckig halten sich Gerüchte, es gebe eine Geheimkooperation mit Conti. Degenhart sagte dazu nur: "Wenn sich Firmen wie Apple entschließen würden, Autos zu bauen, wären wir von Continental als Systemlieferant interessiert, mit ihnen Geschäfte zu machen." Es gäbe dann aber eine Bedingung: Das Kunden-Lieferanten-Verhältnis gelänge nur dort, wo "wir nicht im Wettbewerb miteinander stünden". dpa

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(Foto: Richard Drew/AP)

Tim Cook, 54, der Apple-Chef, wollte doch nur helfen. Eigentlich sollte eine neue Funktion im iPhone den mobilen Internetzugang etwas einfacher und stabiler machen. Jetzt könnte die Tim Cook (Foto: Richard Drew/AP) aber einige Millionen Dollar kosten. In den USA haben iPhone-Nutzer eine Sammelklage eingereicht. Das Feature "Wlan Assist" sorgt dafür, dass das Gerät bei schwacher Wlan-Verbindung automatisch auf eine mobile Datenverbindung zurückgreift - und somit auch auf das Datenvolumen der Mobilfunkanbieter. Die Kläger werfen Apple vor, dass diese Funktion für erhöhte Datennutzung sorgt und somit zusätzliche Kosten verursacht. Auch dass die Funktion als Standard aktiviert ist, trage dazu bei, die Mobilfunkrechnung unbedarfter Nutzer in die Höhe zu treiben. Apple hält dagegen, dass diese Funktion bei Roaming-Tarifen im Ausland sowieso deaktiviert sei. Außerdem gebe es das Feature ohnehin nur für wenige bestimmte Smartphone-Anwendungen, während beispielsweise die besonders datenhungrigen Streaming-Programme ausgeschlossen seien. MAHU

© SZ vom 27.10.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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