Personalien:Ein Sozialist mit Herz für die Share Economy

Der französische Minister für Wirtschaft will die Regeln für das Taxigewerbe überprüfen, weil dies Uber behindert. Der Chef von Ergo hört auf. Und der neue Chef von Cisco formt gleich zum Start ein neues Führungsteam.

Emmanuel Macron, 37, französischer Wirtschaftsminister, bricht mal wieder mit dem Bild, das sich die meisten von einem sozialistischen Wirtschaftsminister machen. Auf einer Konferenz hat er angekündigt, das seit vergangenem Herbst geltende Gesetz, das französische Taxifahrer vor der unliebsamen Konkurrenz durch Uber und ähnliche Chauffeurdienste schützt, auf den Prüfstand zu stellen. Ende August will er Taxifahrer und die Vertreter von Start-ups an einen Tisch bringen. "Wir werden neue Regeln finden, die der neuen Dynamik in diesem Bereich gerecht werden", zeigte sich Macron überzeugt. Die neuen Dienste hätten ein neues Angebot geschaffen, für das es offenbar eine große Nachfrage gibt - und das Gesetz müsse den Rahmen dafür bilden, solche Entwicklungen zu unterstützen. Der Konflikt zwischen Uber und der etablierten Taxibranche ist in Frankreich von besonderer Brisanz: Im Juni war es zu heftigen Protesten mit brennenden Autos und einigen Verletzten gekommen. Präsident François Hollande persönlich hatte sich eingeschaltet - und für ein Verbot von Uber plädiert. Sowohl der Europa- als auch der Frankreichchef von Uber wurden in Polizeigewahrsam genommen, kurz danach stellte das Unternehmen seinen umstrittenen Dienst Uber Pop ein. Macron, der vor seinem politischen Amt Investmentbanker bei Rothschild war, konnte gerade erst einen Triumph feiern: Das nach ihm benannte Gesetz, das die Flexibilisierung der Wirtschaft vorsieht, wurde gegen den linken Flügel der Sozialisten durchs Parlament gebracht. Und eigentlich hatten viele erwartet, er würde nun auf die Linken zugehen. Ein Lob auf Uber und Co. ist dazu eher ungeeignet.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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