Personalie:Ruhig, verbindlich, erfolgreich

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Der Continental-Manager Wolfgang Ziebart wird neuer Infineon-Chef.

Von Karl-Heinz Büschemann

Der Aufsichtsrat hat sich ein paar Wochen Zeit gelassen. Jetzt steht fest: Wolfgang Ziebart wird neuer Vorstandsvorsitzender von Infineon. Diese Wahl mag manchen überraschen.

Der 54-jährige stellvertretende Vorsitzende der Continental AG ist kein Experte für Halbleiter. Aber er hat mit Technik zu tun und zudem ist er bekannt als guter Manager. Auch wenn er einmal aus einem angesehenen Unternehmen gefeuert worden ist.

Ein BMWler

Das war im Frühjahr 2000. Der promovierte Maschinenbauer Ziebart, der sein gesamtes Berufsleben seit dem Jahr 1977 bei BMW verbracht hatte, war gerade seit einem Jahr Vorstandsmitglied des Autoherstellers, zuständig für die Entwicklung.

Überraschend musste Ziebart damals gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Henrich Heitmann und Carl-Peter Forster das Haus verlassen. Die drei hatten im Vorstand für den Ausstieg von BMW bei der britischen Tochtergesellschaft Rover gekämpft.

Diese Meinung war zwar richtig, sie wurde vom Vorstandsvorsitzenden Joachim Milberg auch umgesetzt. Aber trotzdem galt der Widerspruch bei BMW als frevelhaft. Milberg lehnte die weitere Zusammenarbeit mit den drei Abweichlern ab.

Damit aber wurde verschüttet, was Ziebart als erfolgreicher Entwicklungsingenieur geleistet hat. Zuletzt war der promovierte Maschinenbauer für die gesamte Dreier-Reihe zuständig, die noch heute auf dem Markt ist und der wichtigste Gewinnbringer des Autohersteller ist.

Für Ziebart, der als ruhiger Arbeiter gilt und als einer, der mehr nach innen wirkt als nach außen, war der spektakuläre Rausschmiss nicht das Ende der Karriere.

Bald wurde er von Manfred Wennemer, dem Vorstandsvorsitzenden der Continental AG in den Vorstand des Reifenherstellers und Autozulieferers nach Hannover geholt, wo er ein Jahr später zum stellvertretenden Chef aufrückte.

Er bekam die Zuständigkeit für den Bereich Automotive Systems. Der hat mit Reifenherstellung nichts mehr zu tun, sondern liefert komplizierte Systeme von Achsen und elektronischen Brems- und Steuerungssystemen für Autos. Wenn ein Bereich bei Continental die Anleger fasziniert, dann dieser.

Nur wenige Unternehmen haben in den zurückliegenden Jahren einen so starken Anstieg des Aktienkurses erlebt wie die Conti AG. Ziebart, der seinen Wohnsitz noch in München hat, verfügt über gute Drähte in die Wirtschaft. Er hat auch trotz der Enttäuschung vor vier Jahren nie die Verbindung zu seinem Ex-Arbeitgeber BMW verloren.

Noch immer ist auf einschlägigen Messen zu beobachten, wie der Besucher Ziebart mit seinen alten Kollegen auf dem BMW-Stand plaudert, als gehörte er noch immer dazu. Die Anerkennung seiner Kollegen hat er nie eingebüßt.

© SZ vom 07.05.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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