Parmalat-Skandal:Auch Finanzaufsicht ermittelt gegen Deutsche Bank

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Nachdem die italienische Staatsanwaltschaft im milliardenschweren Parmalat-Skandal bereits eine mögliche Beteiligung der Deutschen Bank überprüft, hat sich nun auch die Bundesanstalt für Finanzaufsicht in die Ermittlungen eingeschaltet.

Damit bestätigte eine Sprecherin der Behörde teilweise einen Bericht der Wirtschaftswoche. Es handle sich aber um eine reine Routineangelegenheit. Die Deutsche Bank war zunächst für einen Kommentar nicht zu erreichen.

Die Wirtschaftswoche hatte berichtet, die Aufsicht wolle unter anderem klären, bei wem Parmalat-Anleihen platziert wurden und ob Analysten Kaufempfehlungen für Parmalat-Aktien gegeben hätten. Die Deutsche Bank habe im September für Parmalat eine Anleihe über 350 Millionen Euro aufgelegt und diese auch bei Fonds in Frankfurt vermarktet.

Bankentreffen

Ihr Aktienpaket an Parmalat habe die Deutsche Bank mittlerweile von 5,15 auf 1,5 Prozent reduziert, zitierte das Magazin eine Bank-Sprecherin. Am Mittwoch sollte Medienberichten zufolge ein Treffen internationaler Großbanken mit der Staatsanwaltschaft in Parma stattfinden.

Die italienische Justiz prüft, welche Rolle die Institute bei der Finanzierung des Nahrungsmittelkonzerns spielten. Sie untersucht, ob die beteiligten Banken die Anleger zum Kauf von Parmalat-Anleihen aufgefordert haben, obwohl sie über die kritische Finanzlage der Gruppe informiert waren.

Betrugsklage

Zugleich beobachtet die US-Börsenaufsicht SEC, die Zivilklage gegen Parmalat wegen Betrugs eingereicht hatte, die Rolle der US-Banken bei der Ausgabe von Anleihen im Volumen von nahezu 1,5 Milliarden Dollar. Details wollte ein Sprecher aber nicht nennen. Er sagte lediglich, in einem derartigen Fall sei es üblich, dass die SEC das Verhalten aller Beteiligten untersuche.

Unterdessen formieren sich geschädigte Anleger in Deutschland. Die Vereinigung geschädigter Kapitalanleger und Kreditnehmer gründete eine Aktionsgemeinschaft, um Ansprüche durch den Parmalat-Skandal betroffener Bankkunden und Aktionäre durchzusetzen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW prüft, ob sich geschädigte deutsche Aktionäre an einer Sammelklage eines US-Pensionsfonds beteiligen können.

Sammelklage

"Wir gehen davon aus, dass dies möglich ist", sagte Sprecher Jürgen Kurz. Anfang der Woche hatte der Pensionsfonds Southern Alaska Carpenters in den USA Sammelklage wegen Wertpapierbetrugs gegen den früheren Parmalat-Chef Calisto Tanzi und den früheren Finanzchef Fausto Tonna eingereicht. Genannt wurden in der Klage auch die Citigroup und Wirtschaftsprüfer.

Der frühere Finanzchef Tonna, der wie Tanzi und sechs weitere Beschuldigte in Haft sitzt, hatte Bilanzmanipulationen eingeräumt. Tanzi selbst hatte zugegeben, dass in den Bilanzen des Konzerns ein Loch von acht Milliarden Euro klafft. Die Staatsanwaltschaft geht sogar von einem möglichen Fehlbetrag von rund zehn Milliarden Euro aus.

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