Paradies für Arbeitssuchende:Auf nach Österreich

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Nur in wenigen EU-Ländern ist die Arbeitslosigkeit so niedrig wie in Österreich - das Land zieht Gastarbeiter förmlich an. An erster Stelle stehen dabei Arbeitskräfte aus Ex-Jugoslawien. An zweiter Stelle: Deutsche.

Wolfgang Simonitsch

An die oft zackige und nicht landestypisch weich klingende Sprache haben sich die meisten Gäste von Skihütten in Österreich schon gewöhnt. Kellner aus Nord- und Ostdeutschland geben in der alpinen Gastronomie des Nachbarn inzwischen häufig den Ton an. Denn im Tourismus, wo für wenig Geld viel gearbeitet werden darf, mangelt es traditionell an Österreichern.

Land der Arbeitssuchenden: Österreich bietet vielen Deutschen Arbeitsplätze. (Foto: Foto: dpa)

Stattdessen kommen Kellner, Küchenhilfen oder Zimmermädchen häufig aus Deutschland. Sie werden von lokalen Arbeitgebern mit offenen Armen empfangen, weil sie als höflich und fleißig gelten. Ende Januar waren in Österreich 61 447 Deutsche überwiegend in der Tourismusbranche beschäftigt.

20 000 Stellen mit Ausländern zu besetzen

Deutschland stellt inzwischen - das hat sich in Österreich nicht ohne Häme herumgesprochen - noch vor den 52 416 Beschäftigten aus der Türkei das zweitgrößte Gastarbeiter-Kontigent. Die meisten Gastarbeiter kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Die Zahl der Deutschen dürfte weiter wachsen. Denn auch in Österreich klagen Industrie und Gewerbe über einen Mangel an Facharbeitern. In den nächsten zwei Jahren dürften 50 000 gut ausgebildete Personen fehlen. "Wir müssen etwas tun, bevor dies zur Wachstumsbremse wird", sagte der Chef des staatlichen Arbeitsmarktservice (AMS), Herbert Buchinger, der Süddeutschen Zeitung.

Gut 20 000 qualifizierte Leute sollen aus dem Ausland, vornehmlich aus Deutschland, geholt werden. Österreich erwartet für 2007 eine Arbeitslosenrate von 4,5 Prozent und zählt damit zu den fünf EU-Staaten mit den geringsten Jobsorgen. Gemeinsam mit den Arbeitgebern wollen Wiens staatliche Arbeitsvermittler, unterstützt von Eures, dem europäischen Kooperationsnetz für Beschäftigung, und der deutschen Bundesagentur für Arbeit nach mobilen Fachkräften in Deutschland suchen.

Vielversprechend seien Bayerns Metallbearbeiter, Schweißer oder Schlosser. Die Ausbildung sei jener in Österreicher ähnlich, auch kulturell und sprachlich gäbe es im Unterschied zu anderen Nationen keine großen Barrieren, meint Buchinger.

Neue Wege für Salzburg

Die größten einschlägigen Erfahrungen hat der Arbeitsmarktservice Oberösterreich in Linz gemacht. Dessen Chef Roman Obrovski organisierte schon vor fünf Jahren erste Jobbörsen für industrielle Facharbeiter in Deutschland. Dabei sei er auf der Suche nach gut ausgebildeten Metall- und Bauarbeitern etwa in Passau nicht nur auf Begeisterung bei deutschen Arbeitsvermittlern gestoßen, sagt er. Mittlerweile seien solche Bemühungen aber "zum Selbstläufer geworden".

Völlig neu sind solche Wege für Salzburg. Dort wurde das Projekt "Arbeit ohne Grenzen" gestartet. Es zielt auf Werkzeugmacher, Dreher und Metall-Techniker aus der ostdeutschen Region Wernigerode bei Magdeburg. Solche Facharbeiter sind in Österreich seit Jahren kaum noch zu haben.

Etwa 70 Interessenten seien in Wernigerode bereits ausfindig gemacht worden. Aus diesen sollen binnen zwei Wochen etwa 30 ausgesiebt werden. "Sie werden bei uns sicher mehr verdienen als in Ostdeutschland", behauptet der Chef des AMS Bischofshofen. Für Hilfskräfte werden Tariflöhne von bis zu zehn, für Facharbeiter bis zu 13 Euro pro Stunde geboten. Manche Firmen seien zudem bereit, Tariflöhne um bis zu 30 Prozent zu überbieten oder Prämien zu bezahlen.

© SZ vom 24.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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