Pakete:Post und VW testen Zustellung im Kofferraum

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Gemeinsam mit dem größten deutschen Autobauer testet die Post die Paketzustellung in parkende Autos.

Von Benedikt Müller, Köln

Die Deutsche Post testet gemeinsam mit dem größten deutschen Autohersteller Volkswagen, wie sie Pakete künftig in den Kofferraum parkender Autos liefern kann. In den vergangenen Monaten haben die beiden Dax-Konzerne eine technische Lösung entwickelt und getestet, wie sie am Dienstag bekanntgaben. Nun suchen die Partner Internet-Einkäufer in Berlin, die sich ihre Pakete vier Wochen lang testweise in einen VW Polo zustellen lassen. Damit gewinnt die Deutsche Post einen weiteren Partner im Zukunftsfeld der Kofferraum-Lieferung.

Der große Reiz aus Sicht des Bonner Unternehmens: Bei solchen individuellen Zustellmethoden kann es den Paketboten nicht passieren, dass sie mehrmals vergeblich klingeln, weil der Empfänger in dem Moment nicht zu Hause ist. Gerade Zweit- und Drittversuche kosten den Paketdiensten viel Zeit und Geld. Deshalb versuchen alle Anbieter, die sogenannte letzte Meile zum Kunden zu optimieren: Empfänger können vorab Wunschnachbarn oder Zeitfenster angeben. DPD lässt Adressaten in Echtzeit verfolgen, wo sich ihr Paket gerade befindet. DHL bietet die Lieferung in Packstationen an - oder in Paketkästen, die sich Kunden in den Vorgarten stellen können.

Und nun: der Kofferraum. Bei dem Test in Berlin geben die Empfänger im Vorfeld ein zweistündiges Zeitfenster an, währenddessen ihr Auto an ein und demselben Ort bleibt. Der Paketbote sieht per GPS, wo das Fahrzeug steht - sei es der heimische Straßenblock, sei es ein Firmenparkplatz. Mit einer ähnlichen Technik wie beim Carsharing kann der Zusteller einmalig den Kofferraum öffnen und das Paket hineinlegen. Der Empfänger erhält dann eine Benachrichtigung per Mail. Das System funktioniert auch für Retouren, die der Fahrer von seinem Kofferraum aus zurückschicken will.

Die Zustellung in den Kofferraum bietet die Deutsche Post derzeit nur für Smart-Fahrer in Berlin, Bonn, Köln und Stuttgart an. Bei diesem Modellversuch liefert DHL Pakete über Nacht in ein parkendes Auto; der Empfänger muss zur Sicherheit jede Bestellung mit einem TAN-Code bestätigen. Die Post will die Zusammenarbeit aber auf weitere Autohersteller ausweiten. In München testete der Dax-Konzern die Kofferraum-Zustellung bereits gemeinsam mit Audi und dem Online-Händler Amazon. Ziel der Modellversuche sei es, das Empfangen und Versenden von Paketen noch einfacher zu machen, sagt Achim Dünnwald, Chef von DHL Paket, "und individuell nach Kundenwunsch steuern zu können".

In Deutschland werden von Jahr zu Jahr mehr Pakete verschickt, weil die Kunden immer mehr Waren im Internet bestellen. Davon profitiert die Deutsche Post, die im Paketgeschäft - anders als bei Briefen - allerdings in einem harten Konkurrenzkampf mit Dienstleistern wie GLS, Hermes oder UPS steht.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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