Paketdienst:Otto macht der Post Konkurrenz

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Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft will Otto mit seiner Hermes-Logistik der Deutschen Post im Paketdienst bundesweit Konkurrenz machen.

(SZ vom 05.09.03) - Ab Herbst bundesweiter Paketdienst auch für Private / Versandhandel trotzt der Flaute

Trotz der hartnäckigen Konsumflaute glaubt die Otto-Gruppe, Umsatz und Ertrag in diesem Jahr mindestens halten zu können. Das Internet-Geschäft wird ausgebaut.

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft will Otto mit seiner Hermes-Logistik der Deutschen Post im Paketdienst bundesweit Konkurrenz machen.

Schon jetzt ist die Hermes-Logistik der Hamburger Otto-Gruppe der zweitgrößte Paketversender Deutschlands. Im B2C-Geschäft, also dem Versand von Firmen zu Privatkunden, wird jedes dritte Paket über Hermes zugestellt. Das Drittgeschäft - die Bereitstellung der Logistik für andere Firmen - macht im Moment rund 20 Prozent der Kapazitäten aus. Vor zwei Jahren waren es noch zehn Prozent.

Keine Kapazitätsgrenze

Konzernchef Michael Otto plant einen "zügigen Ausbau" dieses Geschäfts. Eine Kapazitätsgrenze gibt es praktisch nicht. Nach einer Testphase in München und Hannover, die "ausgesprochen gut angenommen" wurde, wird Hermes die Logistik zum Herbst auch Privatkunden anbieten.

An den bundesweit mehr als 9000 Paketshops können dann Pakete abgegeben werden; Otto bietet aber auch die Abholung zuhause an. Zu den Preisen sagt Otto wenig: Die Tarife seien mal günstiger, mal ungünstiger als die der Deutschen Post.

Die aktuellen Zahlen des Einzelhandels deuten keine Belebung an. Im ersten Halbjahr stagnierte das Geschäft, im Juli lag es deutlich unter dem Vorjahr.

Hoffnungsträger Online-Handel

In dem für Otto bedeutenden Segment Textilien, Bekleidung, Schuhe lag das Minus im Halbjahr bei 3,2 Prozent. Otto verbuchte in dieser Zeit in Deutschland einen Rückgang von zwei Prozent, rechnet aber mit einer Belebung bis Jahresende, sodass insgesamt der Umsatz mindestens gehalten werden könnte. Besondere Hoffnung ruht dabei auf dem ständig wachsenden Online-Handel. Für den Ertrag sieht Otto 2003 eher noch eine Steigerungsmöglichkeit.

Im vergangenen Geschäftsjahr (28.2.) schrumpfte der Gruppenumsatz um 0,8 Prozent auf 19,19 Milliarden Euro. Der Konzern (ohne Fegro/Selgros und Zara) lag mit 16,09 Milliarden Euro um 2,5 Prozent unter dem Vorjahr. Der Jahresüberschuss verbesserte sich zwar um 25,9 Prozent auf 233 Millionen Euro, reichte damit aber noch nicht wieder an das vorvergangene Geschäftsjahr (257 Millionen Euro) heran.

Herbe Einbußen im vergangenen Jahr

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Otto herbe Einbußen erlitten, da hohe Anlaufverluste von E-commerce-Töchtern verkraftet werden mussten. Die diesjährige Verbesserung erklärt Otto mit strikten Sparmaßnahmen quer durch die Gruppe. Wesentlichen Anteil hatte auch eine Verbesserung der Rohertragsmarge - dank billigeren Einkaufs in China statt in Taiwan.

Zu der in Schwierigkeiten steckenden amerikanischen Spiegel-Gruppe, an der die Familie Otto mit 85 Prozent beteiligt ist, wollte Otto sich mit Hinweis auf die laufende Restrukturierung nicht äußern.

Der 1865 gegründete Versand- und Stationärhändler hatte im Frühjahr Gläubigerschutz gemäß Chapter 11 beantragt. Ursache der Probleme war ein stark expandierendes Kreditkartengeschäft der zu Spiegel gehörenden Bank für Verbraucherkredite FCNB.

Da viele Kunden wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage zahlungsunfähig wurden, stiegen die Schulden der Bank erheblich. Einige Banken des Konsortiums, bei dem die FCNB sich refinanziert, wollten schließlich die Kredite nicht mehr verlängern. Die Otto-Gruppe selbst ist davon nicht berührt, da Spiegel nicht konsolidiert wird.

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