Oracle:Die kühle Rechnerin und die Bulldogge

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Die Finanzchefin des US-Softwareherstellers Safra Catz gilt als Idealbesetzung neben dem umtriebigen Konzernchef Ellison.

Andreas Oldag

Während ihr Boss Larry Ellison jede Gelegenheit nutzt, um sich in der Öffentlichkeit als raubeiniger Manager feiern zu lassen, agiert Safra Catz im Hintergrund.

Sie scheut den Auftritt bei Pressekonferenzen, gibt sich bescheiden und fast schon schüchtern. Doch das heißt nicht, dass die 43-Jährige im kalifornischen Softwarekonzern Oracle keinen Einfluss hat. Im Gegenteil: Sie hat maßgeblichen Anteil an den strategischen Entscheidungen des Unternehmens. Catz hat den aggressiven Expansionskurs, den Ellison eingeschlagen hat, wesentlich mit vorbereitet.

Ehrgeizig und teamfähig

Es gibt kaum ein Unternehmen, das in der Branche für so viel Aufsehen sorgt. Manche sagen deshalb auch, dass Ellison und Catz ein ideales Manager-Paar seien: Er die Bulldogge nach außen, sie die kühle Rechnerin im Hause.

Diese Rolle ist ihr ohnehin noch stärker zugewachsen, nachdem sie in ihrer bisherigen Funktion als Präsidentin für das globale Geschäft, die direkt an Ellison berichtet, auch noch die Position der Finanzchefin übernommen hat. Nach nur fünf Monaten Amtszeit hatte sich Gregory Maffei als Finanzchef verabschiedet, weil es offenbar Querelen mit Ellison gab. Der zögerte dann nicht, seine Vertraute Catz auf diese Stelle zu hieven, womit die ehemalige Investmentbankerin ihren Einfluss im Konzern erheblich vergrößerte.

Seit Januar hat Oracle sieben Konkurrenten geschluckt, einschließlich des Kaufs von Peoplesoft für 10,6 Milliarden Dollar. Zuletzt war es die Übernahme des kleineren US-Wettbewerbers Siebel Systems, die für Schlagzeilen sorgt.

Oracle hat das erklärte Ziel, vor allem den Marktführer bei Unternehmenssoftware, den deutschen SAP-Konzern, zu überrunden. Das alles halten manche Analysten an der Wall Street zwar schlicht für Größenwahn, zumal die Anleger dieses Expansionstempo des Softwarekonzerns bisher kaum honorieren. Der Aktienkurs schwächelte besonders nach den enttäuschenden Quartalsergebnissen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2005/2006.

Ellison wird nach Ansicht von Branchenexperten große Probleme haben, die unterschiedlichen Firmenkulturen von Oracle, Peoplesoft und Siebel unter einen Hut zu bekommen. Umso wichtiger könnten die Aufgaben der Finanzchefin werden. Sie verfügt über ausgezeichnete Verbindungen zu Börsenbrokern, Analysten und Investmentbankern und wird deshalb alles daran setzen, die Wall Street vom Zahlenwerk der Softwareschmiede zu überzeugen.

Es gibt nicht viele Frauen in den USA, die es wie Catz geschafft haben, sich in der Hierarchie eines großen Konzerns nach oben zu arbeiten. Begonnen hat Catz ihre Karriere bei der Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette, die später von Credit Suisse First Boston übernommen wurde. 1999 wechselte sie zu Oracle.

Sie sei ehrgeizig, doch sie könne auch gut im Team arbeiten, heißt es im Unternehmen. Dass Oracle innerhalb der vergangenen zwei Jahre schon vier Finanzvorstände hatte, die alle das Handtuch warfen, scheint sie nicht zu irritieren. Sie weiß, dass Ellison volles Vertrauen in sie setzt.

© SZ vom 25.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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