Opel:Mit Gummibärchen auf Kundenfang

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Bei dem Rüsselsheimer Unternehmn drängt der Vorstandschef auf dem Firmenparkplatz seine Mitarbeiter zum Kauf eines Autos aus eigener Fertigung.

Mit ungewöhnlichen Maßnahmen geht das Opel-Management gegen die Absatzflaute vor, die den Autohersteller zum Sanierungsfall machte und die dazu führte, dass die Rüsselsheimer Tochter von General Motors (GM) bis 2006 etwa 10.000 ihrer 30.000 Arbeitsplätze streichen muss.

Seit einer Woche gehen Teams aus der Verwaltung, darunter auch der Vorstandsvorsitzende Hans Demant, der Marketingchef Mario Spangenberg, aber auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz auf die Mitarbeiterparkplätze in Rüsselsheim, um die Beschäftigten, die nicht Opel fahren, zum Kauf eines Astra oder Vectra zu überzeugen.

Dazu wird den Mitarbeitern ein Prospekt überreicht, ein Finanzierungsangebot für einen Opel sowie eine Tüte Gummibärchen. "Nie gab es so viele gute Gründe, Opel zu fahren. Das wollen wir auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern noch deutlicher machen", sagt Demant. Bei Opel in Rüsselsheim stehen auf den Parkplätzen der Mitarbeiter täglich bis zu 2500 Fahrzeuge fremder Fabrikate.

Reger Zuspruch

Meldungen, dass Beschäftigte mit Autos fremder Marken des Parkplatzes verwiesen würden, wies das Unternehmen jedoch als falsch zurück. Diese Einschränkung gelte nur für Angestellte oder Zulieferer, die ihre Autos auf dem Werksgelände abstellen.

Die Mitarbeiter der Fabrik parken aber außerhalb des Areals. "Der Verkauf an Mitarbeiter erfreut sich inzwischen regen Zuspruchs", heißt es bei Opel. Man habe die Leasing-Raten für die Beschäftigten gesenkt, um den Absatz anzukurbeln.

Die Gespräche zwischen dem Management und den Arbeitnehmervertretern über die geplante Sanierung kommen aber offenbar nur langsam voran. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass die Verhandlungen noch in diesem Monat zu Ende kommen.

Fritz Henderson, der Europa-Chef von GM, hatte vor zwei Monaten angekündigt, die Gespräche müssten in 60 Tagen beendet sein. "Wir verhandeln, stellen Qualität aber vor Eile", sagte der Belegschaftsvertreter Franz der SZ.

Dabei geht es offenbar auch darum, welche Teile von Opel an andere Unternehmen verkauft werden oder in Joint-Ventures mit anderen Unternehmen eingebracht werden könnten.

Ein noch offener Diskussionspunkt ist, wo GM in Zukunft die Entwicklung der Kompaktklasse ansiedelt, die bei Opel als Astra vom Band laufen.

Bislang war vorgesehen, dass im Entwicklungszentrum von Rüsselsheim nur die Mittelklassefahrzeuge von GM (Vectra) entworfen werden. Die Kompakt-Entwicklung sollte nach Detroit gehen, die weltweite Entwicklung der Kleinwagen ist für Korea vorgesehen.

Offen ist auch, wo die Mittelklasse-Autos von Opel und Saab gebaut werden. Das Opel-Werk in Rüsselsheim, wo bisher nur der Opel Vectra gebaut wird, hofft noch auf den Zuschlag für den Bau des künftigen Saab 9-3.

Der Betriebsratsvorsitzende ist zuversichtlich, dass der Arbeitsplatzabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen möglich ist. Das hatte der Betriebsrat verlangt. Franz: "Wir haben schon oft die Quadratur des Kreises hinbekommen."

© SZ vom 24.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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