Opel:Job-Abbau kostet GM eine Milliarde Dollar

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Diese Milliarde Dollar - das sind etwa 750 Millionen Euro - muss der US-Autokonzern General Motors zahlen, um etwa 10.000 Opel-Arbeitsplätzen sozialverträglich abzubauen.

Von Harald Schwarz

Mit der Streichung von 10.000 Stellen in den kommenden zwei Jahren geht bei Opel etwa jeder dritte Arbeitsplatz verloren. "Es ist der schärfste Einschnitt in der Nachkriegsgeschichte", sagte der Vorsitzende des Opel-Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, auf einer Belegschaftsversammlung in Rüsselsheim. Bei der jetzigen Teil-Lösung des Konflikts mit dem Mutterkonzern GM sei es in einem "Verhandlungsmarathon" gelungen, Massenentlassungen zu vermeiden.

Für die sozialverträgliche Gestaltung des Stellenabbaus habe man GM eine Milliarde Dollar "aus den Rippen geschnitten", erklärte der Arbeitnehmervertreter. Das Opel-Management wollte die Zahl nicht kommentieren. Aber offenkundig wurde sie vom GM-Verwaltungsrat auf seiner Sitzung am vergangenen Dienstag beschlossen.

Zugleich soll zugesagt worden sein, die Einschnitte ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen. Erreicht werden soll dies durch hohe Abfindungsangebote, die sich an alle Opel-Beschäftigten richten, sowie durch die Gründung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaften an den Standorten Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern.

Rüsselsheim am stärksten betroffen

Opel-Personalvorstand Norbert Küpper stellte aber klar, dass es doch noch Entlassungen geben könne, wenn zu wenige Mitarbeiter die Offerten annähmen. Dem Rüsselsheimer Autobauer zufolge beinhaltet der Sanierungsplan auch eine Reduzierung der Führungskräfte um 15 Prozent. Zusammen mit Einschnitten an anderen GM-Standorten in Europa, wo es laut Betriebsrat ebenfalls keine Entlassungen geben soll, werde das Sparprogramm die Fixkosten jährlich um 500 Millionen Euro senken. Diese Vorgabe hatte GM im Oktober gemacht.

Auf die einzelnen Standorte im Inland verteilt sich der Stellenabbau unterschiedlich. Am stärksten betroffen ist das Stammwerk in Rüsselsheim. Dort sollen etwa 5.500 Jobs wegfallen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es in Rüsselsheim in der Produktion künftig keine Nachtschicht mehr.

Allein dies betrifft etwa 1.200 Arbeitsplätze. Am Standort Bochum sollen dem Opel-Vorstand zufolge 3.600 Arbeitsplätze eingespart werden. Der dortige Betriebsrat widersprach dieser Darstellung und betonte, in Bochum seien 4.100 Stellen bedroht. Im Werk Kaiserslautern will Opel zudem 400 Arbeitsplätze streichen.

Bei der Umsetzung der Abbaupläne sollen Altersteilzeitregelungen, Vorruhestandsvereinbarungen, Abspaltungen von Firmenteilen und Partnerschaften mit anderen Unternehmen - etwa in der Komponentenfertigung und der Lagerhaltung - helfen. Betreffen könnte dies etwa 3500 Arbeitsplätze.

"Kern des vereinbarten Teil-Ergebnisses" sind nach Angaben des Gesamtbetriebsrats das freiwillige Abfindungsangebot, das sich an alle Beschäftigte richte, sowie die Gründung von Transfergesellschaften, in denen Betroffene sich ein Jahr lang bei Zahlung von 85 Prozent ihrer letzten Bezüge für neue Aufgaben qualifizieren könnten.

Zusätzlich erhielten sie eine Abfindung, "die weit über dem in der Industrie üblichen Niveau" liege. Beispielsweise könne ein 50 Jahre alter Mitarbeiter, der seit 30 Jahren bei Opel sei und monatlich 3600 Euro verdiene, mit einer Zahlung von über 200.000 Euro rechnen. Außerdem bleibe die versprochene Betriebsrente in vollem Umfang erhalten.

Verhandlungen gehen weiter

Klaus Franz sagte, der Betriebsrat und die Firmenleitung gingen davon aus, dass dieses Angebot "für viele Beschäftigte attraktiv" sei. Opel-Vorstandschef Hans Demant erklärte: "Die gemeinsam vereinbarten Maßnahmen werden unsere Wettbewerbsfähigkeit in der Automobilbranche wiederherstellen und unsere Produkt- und Qualitätsoffensive weiter beschleunigen. Niemandem sind diese Einschnitte leicht gefallen. Langfristig werden sie Opel aber zu neuen Erfolgen führen."

Laut Personalvorstand Küpper wird Opel trotz der Einsparungen in den Jahren 2005 und 2006 weiterhin mit Verlusten abschließen. Bereits seit fünf Jahren erwirtschaftet der Autobauer Fehlbeträge. Für 2004 wird ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe erwartet.

Mit dem Sparprogramm ist im Opel-Konflikt nur die erste Etappe zurückgelegt. Der Gesamtbetriebsrat fordert über einen noch zu verhandelnden Zukunftsvertrag eine Standortgarantie bis 2010 für die künftig etwas mehr als 20.000 Opel-Mitarbeiter im Inland.

Laut Firmenchef Demant wird über etliche Fragen, wie zum Beispiel nach den Fertigungsstandorten künftiger Automodelle, eine Einigung im kommenden Jahr angestrebt. Unter anderem geht es darum, wo das Nachfolgemodell für den Opel Vectra und den Saab 9-3 hergestellt werden soll. Zu verhandeln ist dann auch über die übertariflichen Zulagen bei Opel.

© SZ vom 10.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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