Opel:Drei Angebote liegen vor

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Fiat, Magna und Ripplewood: Drei Zukunftskonzepte sind in Berlin für den angezählten Autohersteller Opel auf den Tisch gelegt worden. Nun sollen die Vorschläge rasch geprüft werden.

Das Rennen um den Einstieg beim schwer angeschlagenen Autobauer Opel läuft auf einen Dreikampf hinaus: Der italienische Autobauer Fiat, der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna und der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood haben Angebote für die deutsche General Motors-Tochter abgegeben, wie ein Sprecher von GM Europe am Mittwochabend bestätigte.

Was wird aus Opel, wenn der Mutterkonzern GM Insolvenz anmelden muss? (Foto: Foto: AP)

Die Bundesregierung will die Zukunftskonzepte nun rasch prüfen: "Diese und die nächste Woche werden entscheidend sein", hieß es in Regierungskreisen. Die Opel-Task-Force sitze bereits zusammen - auch an Christi Himmelfahrt werde mit Hochdruck weitergearbeitet. Einen Favoriten habe die Regierung nicht, sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Steffen Moritz. Die Grundsatzentscheidung über die Opel-Zukunft liegt aber nicht in Deutschland. "Das ist eine Entscheidung, die GM alleine trifft", sagte Moritz.

Zuvor hatte Fiat noch Fristverlängerung beantragt. Bis Mitternacht, hieß es in Berlin, wurde Aufschub gewährt. Am frühen Mittwochabend kam schließlich die Bestätigung aus Turin: Ja, Fiat habe ein Angebot für die deutsche General-Motors-Tochter Opel und deren britische Schwester Vauxhall abgegeben.

Auch der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legte zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz ein Übernahme-Konzept vor. Auch der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood hat ein Konzept präsentiert.

Das Ziel der Italiener ist klar: Sie wollen einen großen, marktfähigen Konzern Fiat-Opel-Chrysler schmieden. Erst vor wenigen Wochen waren die Italiener beim maroden US-Autohersteller Chrysler eingestiegen.

Fiat - das weckt bei Opel böse Erinnerungen, weil eine erste Zusammenarbeit bereits vor Jahren mit hohen Kosten beendet wurde. Darum wollen die "Opelaner" den Einstieg von Fiat jetzt auf jeden Fall vermeiden.

Pakt mit den Händlern

"Wenn alle Stricke reißen, würden die Arbeitnehmer und die Händler von Opel eine gemeinsame Offerte vorlegen", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Geschätzte Summe, die gemeinsam aufgebracht werden soll: rund 1,5 Milliarden Euro. Eine Milliarde Euro wollten die Mitarbeiter per Lohnverzicht aufbringen, 500 Millionen Euro könnte der Rettungsfonds der Opel-Händler beisteuern, rechnete Franz vor. Bereits am vergangenen Freitag hatten die rund 4000 europäischen Opel-Händler für einen solchen Fonds gestimmt. Pro verkauftem Neufahrzeug wollen die Händler 150 Euro in den Fonds einzahlen.

Doch nicht nur Opel selbst steht massiv unter Druck, sondern auch die Bundesregierung. Sie will den deutschen Autohersteller aus dem drohenden Insolvenzstrudel der US-Mutter General Motors (GM) heraushalten. Spätestens Ende Mai muss GM der US-Regierung ein eigenes Zukunftskonzept präsentieren - ansonsten droht die Insolvenz. Selbst die Konzernspitze räumt inzwischen ein, dass eine GM-Insolvenz kaum mehr zu verhindern sei. Dies hätte für die deutsche Tochter Opel gravierende Folgen.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm versicherte, die Bundesregierung werde sich parallel zu GM und US-Regierung umgehend an die Auswertung der Zukunftsmodelle für Opel machen. Man stehe innerhalb der zuständigen Bundesministerien sowie mit den betroffenen Landesregierungen, aber auch mit GM, Opel und GM-Europe sowie mit der US-Regierung in ständigem Kontakt.

Perspektiven - noch in diesem Monat

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) kündigte nach einem Treffen der zuständigen Minister und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin an, dem Unternehmen solle möglichst noch vor Ende des Monats eine Perspektive geboten werden.

Grundsätzlich entscheiden GM sowie die US-Regierung über einen Einstieg von Investoren. Weder von GM noch von der US-Regierung kamen bislang eindeutige Signale. Da der Bund aber Bürgschaften für die Finanzierung einer Beteiligung geben soll, werden die Konzepte auch in Berlin vorgelegt und geprüft.

Regierungssprecher Wilhelm sagte, eine Verhandlungsdelegation stehe weiterhin bereit, kurzfristig nach Washington zu reisen, um eine Herauslösung von Opel auszuloten. Der federführende Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) behalte sich vor, die Delegation zu begleiten. In einem ersten wichtigen Schritt hätten sich Bund und Länder mit Opel-Standorten sowie staatliche Banken am Dienstagabend auf eine Brückenfinanzierung verständigt, die Opel in der derzeitigen unübersichtlichen Lage Zeit für weitere Verhandlungen mit Investoren verschaffen solle.

Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, der Finanzbedarf des Autoherstellers solle über einen verbürgten Kredit, für den der Bund und die Länder je zur Hälfte geradestehen, gedeckt werden. Der Kredit solle über öffentlich-rechtliche Banken organisiert und staatlich verbürgt werden. Thüringen will 51 Millionen Euro beisteuern, Nordrhein-Westfalen 150 Millionen Euro und Rheinland-Pfalz laut Südwestrundfunk (SWR) rund 102 Millionen. Hessen will sich nach Angaben des Wiesbadener Finanzministeriums mit 447 Millionen Euro an der geplanten Überbrückungshilfe beteiligen.

1,5 Milliarden Euro im Gespräch

Insgesamt sind 1,5 Milliarden Euro Überbrückung im Gespräch. Mit dem Treuhandmodell soll Opel aus dem Gesamtkonzern herausgelöst werden, um negative Auswirkungen einer GM-Insolvenz auf die deutsche Tochter zu vermeiden. Bedingung für das Treuhandmodell ist Guttenberg zufolge, dass Opel-Interessenten zukunftsträchtige Konzepte vorlegen. Sollte es diese Konzepte nicht geben, hält Guttenberg auch eine "geordnete Insolvenz" des deutschen Autobauers für denkbar.

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