Opec-Abkommen:Das Lächeln des Ölministers

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Ende November hat das Öl-Kartell Opec beschlossen, die Ölmenge zu begrenzen. Am Samstag schaffte sie es zudem, elf weitere Staaten zum Beitritt zu überreden. Nun könnte die Inflation im Euro-Raum steigen.

Von Lukas Zdrzalek, München

Am Ende wirkte Khalid Al-Falih sehr zufrieden. Monatelang hatte der saudi-arabische Ölminister im Geheimen mit anderen Förderstaaten verhandelt, spät nachts noch Telefonate geführt - und nie hatte es so recht geklappt damit, die Öl-Förderung zu deckeln. Jetzt darf er sich binnen kürzester Zeit gleich zweimal freuen: Erst Ende November hatte das Öl-Kartell Opec rund um das wichtigste Mitgliedsland Saudi-Arabien beschlossen, die Ölmenge zu begrenzen. Am Samstag schaffte es die Organisation der erdölexportierenden Länder zudem, elf weitere Staaten wie Russland zu überzeugen, dem Pakt beizutreten. Ölminister Al-Falih, schreibt die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, verließ den Verhandlungssaal lächelnd.

Die beiden Abkommen sind eine Sensation: Die Opec hat sich zum ersten Mal seit acht Jahren auf Förderquoten geeinigt, und zum ersten Mal seit 15 Jahren schließen sich Nicht-Opec-Staaten einem Deal des Ölländer-Clubs an. Die weltweite Fördermenge soll ab dem 1. Januar 2017 um rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag sinken. Prompt stiegen am Montag die Preise für den klebrigen Rohstoff. Ein Fass der Rohölsorte Brent beispielsweise kostete rund fünf Prozent mehr als noch am Freitagabend. Der Preis stieg von rund 54 auf gut 58 US-Dollar, den höchsten Stand seit Juli 2015. Im Gegenzug verloren Aktien von Fluggesellschaften wie etwa der Lufthansa an Wert. Der Kerosinpreis ist einer ihrer entscheidenden Kostenblöcke.

Die Abkommen waren nötig geworden, weil die Ölpreise zwischenzeitlich eingebrochen waren. Ein Barrel (159 Liter) der Rohölsorte Brent kostete zu Jahresanfang weniger als 30 US-Dollar, im Sommer 2014 dagegen waren es noch rund 110 Dollar. Förderländer wie Saudi-Arabien gerieten dadurch unter Druck, weil es für sie immer schwieriger wurde, ihre Staatsausgaben zu finanzieren.

Das verknappte Angebot macht das Fracking in den USA wieder rentabel

Die steigenden Ölpreise könnten die Inflation in der Euro-Zone nach oben treiben. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht seit Jahren, die Teuerungsrate auf den angepeilten Wert von zwei Prozent zu hieven. Sie kauft deshalb unter anderem für Milliarden von Euro Staatsanleihen der Mitgliedsländer - trotzdem lag die Teuerungsrate im November bei gerade einmal 0,6 Prozent. Jetzt könnte die Inflation einen zusätzlichen Schub erhalten, weil der Ölpreis zum einen zu höheren Transportkosten führt. Zum anderen steigen die Preise für Materialen wie Kunststoff, die auf Öl basieren. Deutschland dürfte von einer höheren Inflation mit am stärksten betroffen sein, weil die Teuerungsrate hier bereits bei 0,8 Prozent liegt.

Jedoch dürfte der Inflationsschub nicht allzu stark ausfallen, weil die Ölpreise wohl nur moderat steigen werden. Förderunternehmen in den USA, die den klebrigen Rohstoff mit der sogenannten Fracking-Technologie aus dem Erdreich holen, deckeln den Preis praktisch nach oben hin: Kostet ein Barrel erst einmal wieder rund 60 US-Dollar, wird es für die US-Firmen attraktiv, mehr Öl als bisher zu fördern, schreibt die Investmentbank Goldman Sachs in einer Analyse. In der Folge könnte der Ölpreis wegen des zusätzlichen Angebots wieder sinken. Der saudi-arabische Ölminister Al-Falih dürfte dann nicht mehr ganz so zufrieden schauen wie noch am Samstag.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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