Online-Kaufhäuser:Platzhirsche verlieren im Weihnachtsgeschäft

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Die großen Online-Händler wie Otto, Amazon und Neckermann haben im Weihnachtsgeschäft 2004 weniger Zulauf gehabt als im Jahr zuvor. Durch Preisdatenbanken wie Kelkoo haben inzwischen kleinere Online-Anbieter bessere Chancen.

Dies berichtete die Financial Times Deutschland unter Berufung auf eine Erhebung der Firma Nielsen/Netratings. Amazon lag demnach mit durchschnittlich 8,4 Millionen Besuchern monatlich im November und Dezember um 9,7 Prozent unter der Vorjahresmarke. Bei Otto waren es 3,9 Millionen Nutzer, ein Minus von 11,4 Prozent.

Das Lager des Internet-Händlers Amazon in Bad Hersfeld. (Foto: Foto: ddp)

Gewonnen haben laut der Studie die im vergangenen Jahr von Yahoo gekaufte Produktsuchmaschine Kelkoo mit einem Plus von 36,4 Prozent auf 3,0 Millionen Nutzer, ebenso das Shopping-Angebot des größten deutschen Internetanbieters T-Online (plus 7,4 Prozent auf 2,9 Millionen).

Verhaltensänderungen

Die Zahlen seien Ausdruck von Verhaltensänderungen bei Internetsurfern in Deutschland, sagte Andreas Gutjahr von Nielsen Netratings gegenüber sueddeutsche.de. Die Nutzer seien inzwischen vertrauter mit dem Internet und nähmen daher Preisdatenbanken wie Kelkoo stärker in Anspruch, meinte Gutjahr. Dies führe dazu, dass auch kleinere Online-Händler eine Chance bekämen.

Keine Aussagen zu Umsätzen

Gutjahr betonte allerdings, dass die Studie keine Aussage zu Umsätzen mache. Eine in der Adventszeit durchgeführte Umfrage von Nielsen Netratings, die zu dem Ergebnis gekommen war, dass ein immer größerer Teil des Weihnachtsetats bei Online-Kaufhäusern lande, sei daher unabhängig von der jüngsten Studie zu interpretieren. "Denn bei dieser Studie haben wir lediglich untersucht, wie viele einzelne Leute die Seiten der Top-10-Anbieter besucht haben", erklärte Gutjahr.

Eine Otto-Sprecherin sagte gegenüber der FTD am Dienstag, im Weihnachtsgeschäft habe es erneut "Besucher- und Umsatzrekorde" gegeben.

Nur bedingt vergleichbar

Die FTD betonte, dass die Zahlen nur bedingt vergleichbar seien: Otto zählt Nutzer mehrfach, wenn sie binnen eines Monats mehrmals auf die Website surfen. Nielsen Netratings zählt hingegen jeden Surfer nur einmal pro Monat. Das Research-Unternehmen verwendet zur Datenerhebung eine Stichprobe von Internet-Nutzern zu Hause und am Arbeitsplatz. Das Nutzungsverhalten wird an Hand einer Software protokolliert.

"Ein wichtiger Trend ist, dass der Online-Handel nicht so stark vom Weihnachtsgeschäft geprägt ist wie der Einzelhandel", meinte Gutjahr weiter. "Mit der Ausnahme von Amazon weisen alle Top-10-Anbieter in Deutschland über das ganze Jahr hinweg hohe Zugriffszahlen auf."

"Von geringeren Besucherzahlen nichts bekannt"

Eine Amazon-Sprecherin sagte der FTD, dass ihr von einem Abflauen der Besucherzahlen auf der Website nichts bekannt sei. "Wir kommentieren solche Zahlen generell nicht", so die Sprecherin.

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