Offshorefirmen:Ende eines Geschäftsmodells

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Die Kanzlei Mossack Fonseca, die im Mittelpunkt der Berichte rund um die Panama Papers stand, will ihre Zentrale in Panama City schließen.

Von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer, München

Es war still geworden um Mossack Fonseca (Mossfon) in den vergangenen Monaten, die Kanzlei, die im Mittelpunkt der Panama Papers stand. Am Ende war absehbar, dass die Firma nicht mehr lange überleben würde, eins nach dem anderen machten die einmal 48 Mossfon-Büros dicht, bis nun am Mittwoch auch aus dem Hauptquartier in Panama City die Kunde drang, dass auch dort die Geschäfte eingestellt werden in baldiger Zukunft.

Die Kanzlei, gegründet von dem in Fürth geborenen Deutschen Jürgen Mossack und seinem panamaischen Kompagnon Ramón Fonseca, war im April 2016 weltweit in die Schlagzeilen gekommen. Damals hatten etwa 100 Medien weltweit über die Panama Papers berichtet - ein enormes Leak interner Daten von Mossfon, das der Süddeutschen Zeitung von einer anonymen Quelle zugespielt worden war; der Informant hatte sich "John Doe" genannt. Aus den Panama Papers gingen Tausende Berichte hervor, die zumeist von Korruption, Steuerhinterziehung oder Sanktionsbrüchen handelten. Es folgten Massendemonstrationen in mehreren Ländern, am Ende mussten - neben anderen Funktionsträgern - die Premierminister von Island und Pakistan zurücktreten.

Für Mossack Fonseca war das Leak der Super-GAU. Ihr zentrales Geschäft war der Verkauf von Offshorefirmen, und das Versprechen an die Kunden lautete: absolute Diskretion. Dieses Versprechen konnte die Firma nicht halten, stattdessen gelangten die geheimen Dokumente in die Hände von Journalisten - spektakulärer hätte Mossfon im Grunde kaum versagen können.

So ist die Entscheidung, das Geschäft nach mehr als 40 Jahren endgültig aufzugeben, auch keine Überraschung. Tatsächlich hatten Jürgen Mossack und Ramón Fonseca nach SZ-Informationen schon im Herbst 2016 beschlossen, sich langsam zurückzuziehen. Hauptgrund dafür war offenbar, dass die Firma seit der Veröffentlichung der Panama Papers kaum mehr Neukunden anzog. Verständlich: Wer will schon seine Geheimnisse einer Firma anvertrauen, die geradeeindrucksvoll bewiesen hatte, dass sie diese Geheimnisse nicht bewahren konnte?

Zum Abschluss kündigt die Firma an, man werde auch weiterhin "für Gerechtigkeit kämpfen"

In der offiziellen Stellungnahme erklärte die Firma, ihr sei ein irreversibler Schaden entstanden durch "die Zerstörung ihrer Reputation", eine "Medienkampagne" sowie "ungewöhnliche Handlungen gewisser panamaischer Behörden", sodass die Firma zum Ende des Monats ihre Geschäfte einstellen werde. Einige wenige Angestellte würden verbleiben, um Anfragen von Behörden zu beantworten. Dennoch werde die Firma weiterhin "für Gerechtigkeit kämpfen".

Tatsächlich laufen diverse Verfahren in etlichen Ländern gegen Mossack Fonseca und einige Angestellte, es waren auch in mehreren Ländern Mossfon-Büros durchsucht worden. Nachweislich hatten Mossfon-Angestellte wiederholt grundlegende Regeln zur Geldwäschebekämpfung ignoriert, Sanktionen gebrochen und illegale Dienste angeboten - sodass ihre Kunden verschleiern konnten, wem ihre Offshorefirmen tatsächlich gehörten. Wenn diese Deckung bestehen bleibt, lassen sich kriminelle Geschäfte jeder Couleur machen, ohne dafür später zur Verantwortung gezogen werden zu können.

Auch gegen Jürgen Mossack und Ramón Fonseca selbst laufen Ermittlungen in Panama, beide waren Anfang 2017 verhaftet worden und sind derzeit lediglich gegen Kaution auf freiem Fuß. Wann und ob das Verfahren sie vor Gericht führen wird, ist allerdings vollkommen unklar. Der ehemalige Partner Christoph Zollinger, ein Schweizer, scheint dagegen ohne ein Verfahren aus der Sache herauszukommen.

Finanziell haben Mossack und Fonseca keine Not zu befürchten. SZ-Recherchen haben gezeigt, dass beide Wohnungen und Häuser, Hubschrauber und teure Autos besitzen, gehalten von Offshorefirmen und Stiftungen aus Eigenproduktion.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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