"Offensive":Springer steigt in Russland ein

Lesezeit: 2 min

Springer-Chef Mathias Döpfner gibt sich betont sportlich: Mit dem Magazin "Forbes Russia" streckt er seine Fühler nach Russland aus, während er auf dem deutschen Zeitungsmarkt noch größer werden will.

Mit der Lizenzausgabe des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" werde an diesem Donnerstag der erste Springer-Titel in Russland erscheinen, sagte Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin. Eine zweite Zeitschrift solle mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahr folgen.

Gute Laune während der Springer-Hauptversammlung: Vorstandschef Mathias Döpfner (links) und der Aufsichtsratsvorsitzende Guiseppe Vita. (Foto: Foto: dpa)

Gleichzeitig kündigte Döpfner die Beteiligung an der Westfalen-Blatt-Zeitungsverlage GmbH (Bielefeld) rückwirkend zum 1. Januar mit zunächst 14,5 Prozent an.

Das "Westfalen-Blatt" sei mit seinen fünf Haupttiteln und 25 Lokalausgaben bei einer Auflage von 133.250 verkauften Exemplaren (4/2003) eine der wichtigsten Regionalzeitungsgruppen in Nordrhein-Westfalen. Die Axel Springer AG sei der Wunschpartner der Verlegerfamilien Busse und Best gewesen, sagte Döpfner.

Die Beteiligung müsse noch vom Kartellamt genehmigt werden. Springer ist bereits unter anderem an den "Lübecker Nachrichten" und der "Ostsee-Zeitung" beteiligt.

In Osteuropa bereits vertreten

"Forbes Russia" soll zunächst mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren erscheinen. In Osteuropa ist Springer bereits mit eigenen Titeln in Polen, Tschechien und Ungarn vertreten. In Polen ist das Boulevardblatt "Fakt" mit 600.000 Exemplaren die auflagenstärkste Zeitung des Landes.

Döpfner bekräftige, dass Europas größtes Zeitungshaus die Marktführung im deutschen Kerngeschäft behaupten und die Expansion im Ausland fortsetzen wolle. Allerdings gebe es keine Anzeichen für eine kurzfristige Erholung der Medienbranche.

Döpfner lehnte eine Stellungnahme zu Berichten über einen möglichen Erwerb der britischen Tageszeitung "Daily Telegraph" ab. Springer äußere sich grundsätzlich nicht zu Marktspekulationen.

Mit großer Mehrheit entlasteten die Aktionäre den Vorstand und bestätigten den Aufsichtsrat. Der Soziologie-Professor Wolf Lepenies wurde als Nachfolger für den ausgeschiedenen Joachim Theye neu in das Gremium berufen.

Anlaufkosten für "TV Digital"

Im vergangenen Jahr hatte Springer ("Bild", "Die Welt") den Überschuss mit 130,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Eine Ergebnisprognose für 2004 sei auch angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche "unmöglich". Belastet werde das Ergebnis absehbar unter anderem von den Anlaufkosten für die neue Fernsehzeitschrift "TV Digital".

"Springer ist in der Offensive", sagte Döpfner vor den Aktionären. Nach dem im Jahr 2001 eingeschlagenen Sparkurs habe der Konzern vor dem Hintergrund allgemein sinkender Auflagen und Werbeerlöse sowie von Insolvenz bedrohter Verlage und Streiks der Krise getrotzt.

Das Medienhaus habe Rückgänge im Anzeigengeschäft durch höhere Vertriebserlöse mehr als ausgeglichen. Hauptsäule im Zeitungsgeschäft bleibe die "Bild"-Zeitung, die in "journalistischer Bestform" sei. "Bild wird beschimpft und beneidet - das ist ein gutes Zeichen".

Absage an vollständige Transparenz

Der Aufsichtsratsvorsitzende Giuseppe Vita lehnte Forderungen von Aktionären nach einer Veröffentlichung der individuellen Vorstandsgehälter ab. Das Unternehmen werde die Zahlen aber bekannt geben, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben sei.

Laut Geschäftsbericht 2003 hat der fünfköpfige Vorstand insgesamt 17,26 Millionen Euro bezogen. Dazu zählen Rückstellungen, die leistungsabhängig ausbezahlt werden sollen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: