Ölpreis auf Rekordhoch:"Wie eine Steuer für die Industrie"

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Rohöl wird in New York so teuer gehandelt wie seit 13 Jahren nicht mehr. Die Gründe: In den USA wächst angesichts sinkender Benzinvorräte die Furcht vor Versorgungsengpässen. US-Wirtschaftsminister Snow gibt sich besorgt.

Der Rohölpreis ist am Mittwoch in New York auf das höchste Niveau seit dreizehn Jahren gestiegen. Rohöl zur April-Lieferung legte an der Warenterminbörse New York Mercantile Exchange um 70 Cent oder 1,9 Prozent auf 38,18 Dollar je Barrel zu.

Ölbestände im Hamburger Hafen - momentan wertvoll wie seit Jahren nicht mehr. (Foto: Foto: dpa)

Das war der höchste US-Rohölpreis seit dem 16. Oktober 1990, als irakische Truppen Kuwait besetzt hatten. Damit liegen die US-Rohölpreise momentan um rund zehn Prozent über den Preisen des Vormonats.

Amerikanische Reserven geschmolzen

Auslöser des jüngsten Preisanstiegs war nach Darstellung von Ölhändlern der scharfe Rückgang der amerikanischen Benzinbestände in der vergangenen Berichtswoche um 800.000 Barrels auf nur noch 199,6 Millionen Barrels.

Während es in New York noch schneite, sorgten sich die Märkte über unzureichende Benzinvorräte für die Sommerreise-Saison. Die Benzinnachfrage ist trotz des kalten Wetters bereits deutlich gestiegen.

Höhere Energie- und Ölpreise seien "nicht willkommen", sagte US-Finanzminister John Snow. Sie wirkten "wie eine Steuer" für die Industrie, deren Produktionskosten dadurch stiegen. Er hoffe deshalb, dass die Preise wieder sänken.

Der Benzinpreis legte am Mittwoch nochmals um 2,8 Prozent zu. Für die amerikanischen Autofahrer, die zum größten Teil große Pkw, Geländewagen, Pickups oder Minivans mit hohem Benzinverbrauch fahren, wird das allmählich schmerzhaft.

Opec-Förderrückgang macht USA nervös

Außerdem trug die vor einiger Zeit für April angekündigte Kürzung der Opec-Ölförderung zu den hohen Rohölpreisen bei. "Wir können jederzeit einen Preis von 40 Dollar erreichen. Der Markt ist so verwundbar - ich sehe wenig gute Nachrichten für den Verbraucher", sagte ein amerikanischer Händler. "Die Opec macht uns großen Kummer." Die Organisation der erdölfördernden Staaten hat die Fördermenge um eine Million Barrel pro Tag reduziert.

Die massive Ölnachfrage Chinas und anderer asiatischer Hochkonjunktur-Länder ist ebenfalls eine der Ursachen für den starken Ölpreisauftrieb der vergangenen Wochen. Die großen Ölverbraucher in Asien sind sich jedoch sicher, die gegenwärtige Hochpreisphase problemlos zu überstehen.

Asiaten wiegeln ab

"Die Weltmarktpreise haben ihren Höhepunkt erreicht. Sie werden ein oder zwei Wochen auf diesem Niveau bleiben, aber länger auch nicht", sagte Koo Cha Kwon, Mitglied der Forschungsabteilung bei Korea National Oil Corporation.

Laut Kwon ist der Rückgang der amerikanischen Bestände nichts ungewöhnliches, da in den USA momentan die Fördermengen reduziert werden, um routinemäßige Wartungsarbeiten durchzuführen.

Auch japanische Manager geben Entwarnung: Die höheren Ölpreise hätten nur einen begrenzten Einfluß auf die japanische Wirtschaft und würden vor allem die Gewinnmargen der Öllieferanten schmälern; einer Gruppe, die lediglich einen kleinen Teil der ökonomischen Aktivitäten des Landes ausmacht.

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