Ölpreis:Angriff auf die 60-Dollar-Marke

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Versorgungsengpässe bei Ölexporteuren und Raffinerien, Terrorängste in Nigeria sowie ein möglicher Streik der Ölarbeiter in Norwegen halten die Händler in Atem.

Am Montag hat sich der Ölpreis dem Rekordniveau von 60 Dollar genähert. Die Nachfrage steigt weltweit, wobei China und die USA die meisten Probleme aufwerfen. China wächst weiterhin rasant und benötigt einen ständig höheren Anteil am globalen Ölangebot.

Ein Händler kauft an der New Yorker Terminbörse Ölkontrakte. (Foto: Foto: dpa)

Verschwenderischer US-Verbrauch

Der eigentliche "Sünder" sind die USA. Die Amerikaner benötigen mit sechs Prozent der Weltbevölkerung rund ein viertel des weltweiten Ölangebots. Sie verbrauchen mit ihren Benzin fressenden Geländewagen, Pickups, Minivans und großen Pkw sogar rund die Hälfte des globalen Benzinangebots.

Am 4. Juli beginnen mit dem Unabhängigkeitsfeiertag die langen US-Sommerferien und damit die Hauptreisesaison. Dann begeben sich Millionen Familien auf die Fahrt zu den meist weit entfernten Ferienorten. Der Treibstoffverbrauch steigt entsprechend scharf an.

Mangel an Raffinerien

Die weltweite Nachfrage nach Rohöl steigt trotz des hohen Preises ungebremst - ein Ende scheint vorerst nicht in Sicht. Die amerikanischen Raffinerien sind jedoch bereits zu rund 97 Prozent ausgelastet. Die Rohöl-, Diesel- und Benzinreserven der USA sind in den vergangenen Wochen geschrumpft. Die amerikanische Öl- und Erdgasförderung fällt seit Jahrzehnten. Die Versorgungslücke muss durch immer höhere Ölimporte gedeckt werden.

Ölfachleute verweisen auf die Tatsache, dass in den USA seit 30 Jahren keine neue Raffinerie mehr gebaut worden ist. Der Widerstand der Bevölkerung in dicht besiedelten Bundesstaaten wie New Jersey vor den Toren von New York oder in den traditionellen Raffinerie-Standorten wie Texas und Louisiana gegen neue Raffinerien ist enorm.

Bedenken gegen Neubau

Überall gibt es Umweltbedenken. Aus dem gleichen Grund werden auch keine neuen Atomkraftwerke und Hafenanlagen für den Import von Flüssiggas gebaut.

US-Präsident George W. Bush drängt den Kongress seit mehr als vier Jahren vergeblich, ein neues Energiegesetz zu verabschieden. Es würde den Bau von Raffinerien, Flüssiggas-Importlagern sowie von Atom- und Kohlekraftwerken erleichtern und Naturschutzgebiete im Norden Alaskas sowie in den Küstengewässern von Florida am Golf von Mexiko für die Öl- und Erdgassuche öffnen.

Der Neubau einer Raffiniere dauert aber mindestens drei Jahre, so dass kurz- und mittelfristig bei potenziellen Versorgungsengpässen keine Entlastung zu erwarten ist. Hinzu kommt, dass viele US- Raffinerien kaum in der Lage sind, das stark schwefelhaltige Rohöl aus Saudi Arabien zu Benzin oder Heizöl umzuwandeln. Saudi Arabien ist aber fast das einzige OPEC-Land, dass in der Lage wäre, die Förderung und die Exporte rasch zu erhöhen.

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