Öko-Investment:German Pellets ist insolvent

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Der Holzbrennstoffhersteller aus Wismar hat einen Insolvenzantrag gestellt. Anleger müssen nun befürchten, ihr Geld zu verlieren. Außerdem bangen 600 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze.

Von Heinz-Roger Dohms, Hamburg

Der Holzbrennstoffhersteller German Pellets aus Wismar hat Insolvenzantrag gestellt. Ziel dieses Schritts ist angeblich eine sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung - das würde bedeuten, dass das bisherige Management um den Firmengründer Peter Leibold die Geschicke des Unternehmens weiterhin mitbestimmen könnte.

Unklar war bis gestern Abend, ob die Gläubiger einem solchen Verfahren zustimmen werden. Schließlich war es Leibold selbst, der das Unternehmen in die Pleite geführt hat. Das Handelsblatt berichtete, einige große Gläubiger seien mit der Idee "nicht glücklich". So oder so beginnt für die betroffenen Anleger nun eine lange Hängepartie mit mutmaßlich bitterem Ende. German Pellets hatte in den vergangenen Jahren gleich drei sogenannte Mittelstandsanleihen mit einem Nennwert von insgesamt mehr als 220 Millionen Euro ausgegeben - hinzu kam im vergangenen Herbst noch ein sogenannter Genussschein, eine Mischform aus Aktie und Anleihe. Es ist unklar, wie viele Privatinvestoren unter den Zeichnern der insgesamt also vier Papiere sind. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger spricht von schätzungsweise 10 000 bis 12 000 Betroffenen. Daneben geht es um das Schicksal von 600 Beschäftigten, davon 150 in Wismar.

Der Fall erinnert an die Pleite des Itzehoer Windkraftunternehmens Prokon vor zwei Jahren - wobei es damals um noch größere Summen ging, nämlich insgesamt um etwa eine Milliarde Euro. Auch der Unternehmensgründer von Prokon versuchte trotz Pleite dabei zu bleiben, wurde aber letztlich vom Insolvenzverwalter aus der Firma gedrängt. Im Zuge des Insolvenzverfahrens zeigte sich schließlich, dass Prokon zwar überschuldet, im Kern aber ein überlebensfähiges Unternehmen war. So kam es, dass die Anleger letztlich etwa 50 Prozent ihres Kapitals retten konnten.

Beobachter halten es für durchaus möglich, dass auch bei German Pellets genügend Substanz vorhanden sein könnte, um die Gläubiger letzten Endes wenigstens teilweise zu entschädigen. Das Problem: Bei Prokon waren die Kleinanleger mit Abstand die größte Gläubigergruppe und hatten einen entsprechenden Zugriff auf die Insolvenzmasse - German Pellets hingegen hat neben den Anleiheschulden auch hohe Verbindlichkeiten bei Banken . Daher ist nicht ausgeschlossen, dass die Anleger am Ende mehr oder weniger leer ausgehen.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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