OECD-Prognose:Robuste Konjunktur in Deutschland bis 2009

Lesezeit: 3 min

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) korrigiert ihre Erwartung für das deutsche Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr nach oben. Auch für die beiden folgenden Jahre sind die Experten optimistisch.

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat nach Berechnungen der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa (OECD) überraschend stark an Fahrt gewonnen. Die Organisation korrigierte ihre Prognose für das Jahr 2006 von 2,2 Prozent nach dem ersten Halbjahr auf nunmehr 2,5 Prozent nach oben.

Tonnenschwere Kegel für Brecheranlagen: Der deutsche Maschinenbau ist einer der Motoren des Konjunkturaufschwungs. (Foto: Foto: dpa)

Dies geht aus ihrer am Dienstag vorgestellten Konjunkturprognose hervor. Nach dem ersten Quartal hatte die OECD nur mit einem Wachstum von 1,8 Prozent gerechnet.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer werde die Konjunktur nicht nachhaltig belasten, heißt es in dem Bericht, den OECD-Chefökonom Jean-Philippe Cotis in Paris vorstellte.

Starke Investitionen und kräftiger Export

Für 2007 geht die OECD von einem Wachstum von 1,8 Prozent und für 2008 von einer Rate von 2,1 Prozent aus. Als Grund für die nachhaltige Wirtschaftserholung nannte die OECD starke Investitionen sowie den kräftigen Export.

Während die Bauwirtschaft und der Export in den beiden kommenden Jahren nachlassen würden, sei 2008 mit einem steigendem Konsum der Privathaushalte zu rechnen, weil das Realeinkommen steige.

Die Arbeitslosigkeit werde weiter zurückgehen. In diesem Jahr werde sie mit 7,9 Prozent erstmals seit 2001 unter acht Prozent bleiben, im kommenden Jahr auf 7,4 Prozent und 2008 sogar bis auf 7,1 Prozent sinken.

Vorbildliche Haushaltskonsolidierung

Eine positive Tendenz hat die OECD auch für die Haushaltsentwicklung errechnet. So werde das Staatsdefizit in diesem Jahr auf 2,25 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken, 2007 und 2008 auf 1,5 Prozent. Was die Haushaltskonsolidierung anbelange sei Deutschland eine positive Ausnahme unter den großen Volkswirtschaften im Euroraum.

Für die gesamte Weltwirtschaft fällt die Prognose der OECD noch deutlich positiver aus: Das dynamische Wachstum in China und den Ölländern halte die Weltwirtschaft in Schwung, heißt es in dem Bericht.

Dabei gehen die Industrieländer nach einer sanften Abschwächung in den USA und einer sich zunehmend selbst tragenden Belebung im Euro-Raum weitgehend im Gleichschritt voran.

Expansion des Welthandels

Für die kommenden zwei Jahre erwartet die OECD ein Wirtschaftswachstum im OECD-Raum von 2,5 und 2,7 Prozent. Eine Triebfeder bleibe die Expansion des Welthandels mit 7,7 und 8,4 Prozent, erklärte die Organisation am Dienstag in Paris.

Die OECD hat 30 Staaten als Mitglieder.

Eine besonders hohe Schlagzahl legen weiter die "jungen Industrieländer" vor: So expandiert Chinas Wirtschaft bis 2008 weiter mit Jahresraten zwischen zehn und elf Prozent.

In Indien schwächt sich das Wachstum bis 2008 leicht von 8,0 auf 7,0 Prozent ab. Die reichen Ölstaaten treten zwar etwas weniger aggressiv als Käufer auf als erwartet, ihre höhere Sparquote drückt aber die Zinsen und verbilligt die Investitionen, stellt die OECD fest.

Schwung für Wachstum auf breiter Basis

Im Euro-Raum werde das Wachstum im kommenden Jahr etwas von der gewichtigen deutschen Wirtschaft verlangsamt, wo die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte den Konsum etwas abbremsen werde. Dennoch reiche der Schwung für ein Wachstum auf breiter Basis von 2,2 Prozent aus, gibt sich die OECD optimistisch.

Allerdings werden mit dem Wachstum langsam die Kapazitäten knapper. Die Europäische Zentralbank dürfte daher "vorausschauend den monetären Stimulus abbauen" und ihre Zinsen bis 2008 von 3,25 auf vier Prozent erhöhen, meint die OECD.

In der weltgrößten Volkswirtschaft USA wird sich das Wachstum dem Ausblick zufolge wegen des schleppenden Wohnungsbaus im kommenden Jahr von 3,3 auf 2,4 Prozent abbremsen.

Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit in USA

2008 werde der Konjunkturmotor in den USA aber wieder um 2,7 Prozent schneller drehen. Die Arbeitslosigkeit habe mit 4,6 Prozent ihren Tiefpunkt erreicht und werde bis 2008 wieder auf 5,1 Prozent steigen.

Die Kerninflation sei zwar noch "unerwünscht hoch", sinke aber und lasse bis Ende 2008 eine schrittweise Senkung der US-Leitzinsen auf weniger als fünf Prozent zu. Das US-Leistungsbilanzdefizit verharre über die Jahre stabil bei 6,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Auch in Japan wird das Wachstum laut OECD mit jeweils 2,0 Prozent in den beiden kommenden Jahren recht ordentlich ausfallen. Die Überschüsse der japanischen Leistungsbilanz dürften von 3,8 auf 5,3 Prozent des BIP steigen. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosigkeit von 4,2 auf 3,6 Prozent zurückgehen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: