Nur 21.000 neue Stellen:US-Arbeitsmarktzahlen enttäuschen

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Das hatten sich George W. Bush und die Wirtschafts-Experten anders vorgestellt - die neusten Arbeitslosenzahlen der USA enttäuschen auf breiter Front. Auch auf Europa hat das Auswirkungen: einen erneut steigenden Euro.

Von Marc Hujer

Die Beschäftigungsmisere in den Vereinigten Staaten hält unvermindert an. Die Zahl der Beschäftigten im Februar stieg deutlich geringer als erwartet, es wurden lediglich 21.000 neue Stellen geschaffen. Analysten hatten mit dem Fünffachen gerechnet. An den Devisenmärkten gab der Dollar deutlich nach.

Viele Arbeitslose -viele Kopfschmerzen für Präsident Bush. (Foto: Foto: dpa)

In der Privatwirtschaft gar keine neuen Stellen

Die zusätzlichen Stellen wurden ausschließlich im öffentlichen Dienst geschaffen, in der Privatwirtschaft stagnierte die Beschäftigung dagegen. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 5,6 Prozent. Die Zahl der neu geschaffenen Jobs blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Selbst nach vorsichtigen Schätzungen sollten im Februar 125.000 neue Stellen geschaffen worden sein. Das Arbeitsministerium korrigierte zudem die Statistiken für den vergangenen Monat.

Danach sind im Januar nur 97.000 Stellen geschaffen worden, nachdem das Ministerium zunächst von 112.000 neuen Stellen ausgegangen war. Damit verschärft sich die Arbeitsmarktlage zusehends. Das ist ein fürchterlich enttäuschender Bericht", sagte Joel Naroff von Naroff Economic Advisors. "Die Wirtschaft braucht eindeutig ein besseres Stellenwachstum, um die Verbraucherausgaben zu stützen."

Viele gaben auf

Nach Berechnungen von Analysten sind mindestens 200.000 neue Arbeitsplätze pro Monat nötig, um allein mit der zunehmenden Nachfrage nach Arbeitsplätzen durch das Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Nach Angaben der Wirtschaftsagentur Bloomberg blieb die Arbeitslosenquote gegenüber dem Januar unter anderem deshalb unverändert, weil viele Arbeitslose die Suche aufgaben und damit nicht mehr in der Statistik auftauchten.

Der Dollar reagierte mit kräftigen Kursverlusten auf die Daten. Der Euro schoss nach Bekanntgabe der Zahlen aus den USA um rund zwei Cent auf zeitweise mehr als 1,24 Dollar nach oben. Im Verlauf der Woche hatte der Dollar im Vergleich zum Euro zeitweise fünf Cent zugelegt. Anleger hatten auf eine deutliche Belebung am amerikanischen Arbeitsmarkt spekuliert. Die Flüster-Schätzungen für die neu geschaffenen Stellen hatten am Markt noch deutlich höher gelegen als die offiziellen Prognosen.

"Die Daten sind ausgesprochen schlecht. Daraus folgt, dass die US-Notenbank vorerst wohl keine Notwendigkeit sieht, die Zinsen anzuheben.", sagte Stefan Schilbe, Volkswirt bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Daher kauften Anleger massiv festverzinsliche Wertpapiere und drückten den langfristigen Kapitalmarktzins um 20 Basispunkte auf den niedrigsten Stand seit dem Sommer 2003.

Kurse reagieren moderat

An den Aktienmärkten fiel die Reaktion moderater aus. Die US-Börsen drehten nach anfänglichen Verlusten sogar ins Plus. Der deutsche Leitindex notierte nach Veröffentlichung der Zahlen für Februar leicht im Minus bei 4125 Punkten. Kurz zuvor hatte der Dax leicht im Plus gelegen.

Analysten warnten davor, dass die andauernde Misere am Arbeitsmarkt den Konsum hemmen könnte. Der Konsum ist für zwei Drittel des Wirtschaftswachstums verantwortlich. Die Probleme am Arbeitsmarkt bedeuten ein wachsendes politischen Problem für US-Präsident George W. Bush. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2001 sind in der amerikanischen Volkswirtschaft 2,4 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen.

Gesetz gegen Outsourcing

Sein demokratischer Herausforderer John Kerry will die Arbeitsplatzmisere zu einem der Hauptthemen des Wahlkampfs machen. Er verspricht in den ersten anderthalb Jahren seiner Amtszeit rund drei Millionen neue Arbeitsplätze. Außerdem will er mehrere Gesetze erlassen, die die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland (Outsourcing) verhindern soll. Konkret schlägt er vor, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter drei Monate im Voraus informieren müssen, wenn sie Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.

Der US-Senat hat unterdessen das erste Gesetz verabschiedet, das diese Verlagerung stoppen soll. Danach sollen Staatsaufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, die keine Arbeitsplätze ins Ausland verlagert haben. 70 Senatoren stimmten für das Gesetz, 26 dagegen. Auf Antrag einiger besorgter Republikaner sieht das Gesetz allerdings vor, dass das Wirtschaftsministerium Ausnahmen zulassen kann, wenn es feststellt, dass nicht konkret amerikanische Arbeitsplätze gestrichen worden seien. Das Gesetz wurde von den Demokraten zur Abstimmung gebracht, fand aber auch weite Unterstützung bei den Republikanern.

© SZ vom 6.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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