Es ist starker Tobak für Raucher: In seinen Werbespots warnt der Tabakriese Philip Morris vor den Gefahren des Rauchens. Zigarettenkonsum führe zu ernsthaften Gesundheitsproblemen und könne Krebs auslösen. So viel Selbstkasteiung ist in Europa noch verpönt. Da gibt es allenfalls Warn-Etiketten, die ohnehin niemand liest.
Die Vereinigten Staaten gehen mit ihrer Zigarettenindustrie ungleich härter ins Gericht und es kommt noch schlimmer. Der Bundesstaat New York will die Konzerne dazu zwingen, nur noch "feuersichere" Zigaretten auf den Markt zu bringen. Der Gouverneur von New York, George Pataki, hat bereits ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, das Rauchen sicherer machen soll. Es ist eine Premiere in den Vereinigten Staaten. Von Juli an dürfen nur noch Zigaretten verkauft werden, deren Glut bei Nichtinhalation von selber erlischt.
Feuersichere Zigaretten
Möglich ist dies durch ein schwerer entzündbares Zigarettenpapier. Es verhindert das Eindringen von Sauerstoff, der die Glut anheizt. "Das neue Gesetz könnte Vorbild für einen globalen Standard werden", ist Blair Horner von der New York Public Interest Research Group, einer gemeinnützigen Verbraucherschutzorganisation, überzeugt. Bereits fünf andere Bundesstaaten erwägen ähnliche Gesetze. "Wenn die USA bald landesweit eine Regelung haben, muss die ganze Welt folgen", so Horner.
Rauchen ist eine der Hauptursachen für Wohnungs- und Hausbrände. Unachtsam weggeworfene Kippen oder die berüchtigte Zigarette im Bett verursachen nach Angaben der nationalen Feuerschutzorganisation NFPA Jahr für Jahr Tausende von Bränden in den USA. Der Schaden soll sich auf mehr als vier Milliarden Dollar belaufen. Die Tests laufen. Hersteller, die nach dem 1. Juli falsch auszeichnete oder noch alte, feuergefährliche Zigaretten auf den Markt bringen, riskieren empfindliche Strafen.
Die Industrie macht keinen Hehl daraus, dass die strengen Auflagen kostspielige Anpassungen der Produktionsanlagen erfordern. Auf den Geschmack hätten die neuen Zigaretten keine Auswirkungen, heißt es. Notorische Paffer müssen allerdings damit rechnen, dass ihr Glimmstengel mal unversehens erlösche.
Tendenz zum Oligopol
Die zum Altria-Konzern gehörende Philip Morris hat eine eigene Technologie entwickelt. Geschwindigkeitsschwellen, so genannte speed bumps, sollen die Glut stoppen, wenn der Raucher die Zigarette beiseite legt. Nach Meinung von Wall-Street-Analysten hat das neue Gesetz für die großen Hersteller wie Philip Morris und RJ Reynolds durchaus Vorteile.
Die Produktionskosten würden sich zwar generell erhöhen. Doch für die finanzkräftigen Konzerne sei dies viel leichter zu verkraften als für kleine Anbieter, meint Rob Compagnino von der Investmentfirma Prudential Equity Group. Die Folge: Der Konzentrationsprozess in der Branche wird sich nach Ansicht der Experten weiter beschleunigen. Die Billig-Marken, die in der Vergangenheit angesichts ständiger Preiserhöhungen immer mehr Fans gefunden haben, werden vom Markt verdrängt.
Rauchen ist insbesondere in New York City längst zum Luxus geworden. Bürgermeister Michael Bloomberg hat die Steuern drastisch erhöht, so dass die Packung Zigaretten mittlerweile 7,50 Dollar kostet. Und zum Ärger der Gastronomen ist Rauchen seit dem vergangenen Jahr in Bars, Cafés und Kneipen verboten. Eine Raucher-Polizei prüft nach, ob das neue Gesetz auch eingehalten wird.