Traditionsfirma Schleich verkauft:Papa Schlumpf macht Kasse

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Der Spielwarenhersteller Schleich wechselt den Besitzer und wird von der Investmentgesellschaft Ardian übernommen: Comic-Salon in Erlangen (Archiv) (Foto: ddp)

Die Miniexemplare von Tieren und die Schlümpfe des schwäbischen Spielzeug-Herstellers Schleich bekommen einen neuen Chef. Wie dem vorherigen dürfte es auch ihm eher ums Geld als um Schlumpftradition gehen.

Eine gute Nachricht für alle Schlumpf-Fans. Der Bösewicht Gargamel übernimmt nicht die Macht in Schlumpfhausen. Einsteigen wird allerdings ein Finanzinvestor. Es geht um die Firma Schleich, die bekannt ist für ihre bunten Hartgummifiguren, von Schlümpfen bis zur Biene Maja.

Das ehemalige Familienunternehmen, 1935 in Schwäbisch Gmünd gegründet, ist zur Ware für Firmenhändler geworden, die Unternehmen kaufen - oft mit geliehenem Geld - und dann teurer wieder losschlagen. Statt der Beteiligungsfirma gehört Schleich nun der Investmentgesellschaft Ardian.

Der Kaufpreis wird in Finanzkreisen und von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf 220 Millionen Euro beziffert. 165 Millionen hatte Hg Capital einst für Schleich gezahlt. Die Private-Equity-Firma behielt die Schlumpf-Macher immerhin sieben Jahre. Ein relativ langer Zeitraum für die Branche, die im Ruf steht, Firmen schnell und wenig nachhaltig weiterzuverkaufen.

Den Kauf der auch für ihre Kunststoff-Tierfiguren bekannten Traditionsmarke muss wohl noch das Kartellamt absegnen. Das Management von Schleich habe sich im Zuge der Transaktion "mit einem substanziellen Anteil" am Unternehmen beteiligt.

Der von Friedrich Schleich in Schwäbisch Gmünd gegründete Spielwarenhersteller ist nach eigenen Angaben einer der größten Deutschlands und beschäftigt 340 Mitarbeiter. Die Spielfiguren werden in mehr als 50 Ländern vertrieben. Die weiß-blauen Schlümpfe machen heute nur noch vier bis sechs Prozent des Umsatzes aus. Zwei Drittel entfallen auf Bauernhof- und Wildtierfiguren.

Finanziert wird der Kauf Finanzkreisen zufolge mit Krediten der DZ Bank und der Landesbank Baden-Württemberg über zusammen 95 Millionen Euro. Der Schuldenanteil mache knapp das Vierfache des operativen Gewinns (Ebitda) von 23 Millionen Euro aus - für Finanzinvestoren ein relativ geringer Anteil. Der ehemalige Familieneigentümer Paul Kraut, der noch 20 Prozent an Schleich gehalten hatte und vor gut einem Jahr als Vorstandschef abgelöst worden war, nutzt den Verkauf zum Ausstieg. Künftig hält Ardian rund 80 Prozent an Schleich, der neue Vorstandschef Thomas van Kaldenkerken etwa zehn Prozent.

Noch vor einem Jahr hatte HgCapital einen Verkaufsprozess für Schleich abgebrochen, weil kein Investor die geforderten 200 Millionen Euro zahlen wollte.

Schlümpfe machen nur noch einen geringen Anteil des Umsatzes aus

Ardian ließ sich von der Strategie van Kaldenkerkens überzeugen, der die Schleich-Figuren in ganze "Spielwelten" einbetten will. Zudem sollen lizensierte Superhelden wie Batman oder Superman die eher traditionellen Figurentypen ergänzen. Zubehör - etwa Futter, Sattelzeug und Eimer für Spielzeugpferde - machte 2013 acht Prozent des Umsatzes von 106 Millionen Euro aus. Es war damit für ein Umsatzplus von sieben Prozent verantwortlich, nachdem das Geschäft zwei Jahre lang stagniert hatte. Beim vorherigen Anlauf zum Verkauf hatte Ardian noch abgewunken, ging nun aber noch einmal auf den Schleich-Eigentümer zu.

"Mit seiner neuen Strategie, vermehrt in realitätsnahe Spielwelten zu expandieren sowie internationale Märkte und neue Absatzkanäle weiter zu durchdringen, sehen wir für Schleich signifikante weitere Wachstumspotenziale", erklärte Ardian-Manager Caspar von Meibom. Zukäufe seien dabei nicht geplant, das Geschäft solle aus eigener Kraft ausgebaut werden, vor allem im Ausland. Van Kaldenkerken sagte der FAS: "Wir wollen von der Figur, die nur herumsteht, hin zum Spielzeug."

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