Neuer LTU-Mehrheitseigner:"Überall, wo die Lufthansa abzockt, werden wir attackieren"

Lesezeit: 2 min

Der Eigentümer der Fluggesellschaft DBA, Rudolf Wöhrl, wird nun auch zum bestimmenden Mann beim Ferienflieger LTU. Sein Ziel: die erste Billigfluggesellschaft mit einem weltweiten Netz.

Stefan Weber

Knapp vier Monate nach dem Einstieg des Nürnberger Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl ändern sich die Eigentumsverhältnisse bei der Ferienfluggesellschaft LTU erneut.

Nach der DBA setzt sich der fränkische Textilhändler Rudolf Wöhrl nun auch an den Steuerknüppel der LTU. (Foto: Foto: dpa)

Die bisher mit 40 Prozent beteiligte Rewe-Gruppe hat ihren Anteil mit Wirkung vom 1. Juni 2006 an die Beteiligungsgesellschaft Intro abgegeben. Diese Firma gehört zum Einflussbereich von Wöhrl und hält auch sämtliche Anteile an der Fluggesellschaft DBA.

Über Intro hatte Wöhrl bereits im Februar eine Beteiligung von 60 Prozent an LTU erworben und sich ein Vorkaufsrecht für die übrigen Anteile gesichert. Verkäufer war damals die Beteiligungsgesellschaft des Düsseldorfer Rechtsanwalts Wolfgang von Betterey. Diese hatte nach der Insolvenz des früheren Hauptgesellschafters Swissair deren Anteile treuhänderisch übernommen.

Hin- und Hergeschiebe

Im April hatte Wöhrl dann ein Paket von 24 Prozent an LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach abgegeben. Nach Angaben eines LTU-Sprechers wird Intro in den nächsten Wochen auch einen Teil der gerade erworbenen Anteile an Marbach veräußern und künftig nur mit 55 Prozent an der Fluggesellschaft beteiligt sein. Marbach werde über seine Beteiligungsgesellschaft MIC künftig 45 Prozent der Anteile halten.

Der Rückzug der Kölner Handelsgruppe Rewe, die mit Veranstaltern wie ITS, Tjaereborg oder Dertour auch zu den führenden Touristikunternehmen in Deutschland gehört, kommt nicht überraschend.

Vorstandschef Achim Egner hatte stets betont, dass die Beteiligung an dem Ferienflieger nicht zu den Kernaktivitäten seines Unternehmens gehört. Das Touristikgeschäft lässt sich nach seiner Überzeugung auch ohne eigene Fluggesellschaft betreiben.

Rewe wollte nicht im Weg stehen

"Wenn sich die LTU mit Hilfe eines strategischen Investors Vorteile verschaffen kann, sind wir die Letzten, die dabei im Wege stehen", hatte er im Januar in einem Gespräch mit der SZ gesagt.

Norbert Fiebig, der im Rewe-Vorstand für das Touristikgeschäft verantwortlich ist, betonte am Donnerstag, dass der Konzern mit seinen Reiseveranstaltern der LTU verbunden bleibe. Rewe hatte die Beteiligung vor knapp sechs Jahren im Paket mit verschiedenen Veranstaltern übernommen.

Die LTU, Nummer vier auf dem deutschen Markt für Charterflüge, hat in den vergangenen Jahren stets mit einem hohen Verlust abgeschlossen. Nach unbestätigten Berichten war 2005 bei einem Umsatz von knapp einer Milliarde Euro ein Fehlbetrag von etwa 40 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Rewe hatte der Fluggesellschaft im November vergangenen Jahres eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe gegeben.

Nach den Vorstellungen von Wöhrl wird LTU das Ergebnis bereits 2006 um mehr als 40 Millionen Euro verbessern und ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften.

Ambitioniert

Angesichts der anhaltend hohen Kerosinpreise gilt dieses Ziel als sehr ambitioniert. Bei den Personalkosten sollen 15 Millionen Euro gespart werden. Fernziel sei ein Überschuss von 100 Millionen Euro, so Wöhrl.

Nach Einschätzung von Branchenbeobachtern wächst durch den Ausstieg von Rewe der Druck auf die 2800 LTU-Mitarbeiter, durch Lohnzugeständnisse einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten.

In einem Zeitungsinterview hatte Wöhrl der Belegschaft mit einem Ende der Fluggesellschaft gedroht, falls sie den Sanierungskurs blockiere. Eine Einigung steht noch aus.

Komplimentär

Mit LTU und DBA will Wöhrl die erste Billigfluggesellschaft mit einem weltweiten Netz aufbauen. Beide Airlines ergänzen sich nach seiner Einschätzung ideal: DBA verfüge über eine starke Position im innerdeutschen Flugverkehr und werde vornehmlich von Geschäftsreisenden gebucht.

Dagegen sei LTU stark im Touristikgeschäft und habe darüber hinaus erste Schritte in das Liniengeschäft unternommen. Durch eine Abstimmung der Flugnetze wollen beide Unternehmen die Auslastung ihrer Flugzeuge deutlich verbessern und der Lufthansa Konkurrenz machen. "Überall, wo die Lufthansa abzockt, werden wir attackieren," hatte Wöhrl angekündigt.

© SZ vom 09.06.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: