Neuemissionen:Cat oil und Mr. X

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Diese Woche geht die österreichische Cat oil in Deutschland an die Börse. Bislang war kurioserweise unklar, wem die Firma tatsächlich gehört. Jetzt gibt es zwar einen Namen - doch die Spekulationen gehen weiter.

Das Unternehmen trägt nach eigenen Angaben als Service-Gesellschaft dazu bei, die Produktivität bei Bohrungen nach Öl und Gas zu steigern. Cat oil soll am 4. Mai erstmals im Prime Standard der Deutschen Börse gehandelt werden - mithin dem Börsensegment, das eigentlich besonders hohen Transparenzanforderungen genügen soll.

"Der Einzelinvestor hat sich entschieden, seine Identität in diesem Nachtrag als Reaktion auf die vorgebrachten, unbegründeten Behauptungen offen zu legen" (Foto: Foto: AP)

Unklar war aber bislang, wem das Unternehmen mit Sitz im österreichischen Baden gehört. Bekannt war lediglich, dass eine Cat Holding mit Sitz in Zypern auch nach dem Börsengang die Mehrheit an Cat oil halten will.

Ein Mann namens Höft

Die Cat Holding wiederum ist im Besitz der Cat GmbH Consulting Agency Trade & Company, die ebenfalls auf Zypern sitzt.

An der ist Cat-oil-Vorstand Anna Brinkmann beteiligt, sowie ein Eigner, der im ursprünglichen Börsenprospekt lediglich als "Einzelinvestor" ohne Namen auftaucht:

"Anlegern wurden und werden weiterhin nur begrenzt Informationen über die Aktionärsstruktur sowie den Aktienbesitz von Personen, die eine Mehrheitsbeteiligung an uns haben oder möglicherweise erlangen, zur Verfügung gestellt" - heißt es im Prospekt unter Punkt "Risiken im Zusammenhang mit dem Angebot".

Der Name des Mehrheitseigners sollte also auch künftig unter Verschluss bleiben.

Doch in einem am 28. April veröffentlichten Nachtrag zum Börsenprospekt wird nun doch ein Name genannt: "Der Einzelinvestor hat sich entschieden, seine Identität in diesem Nachtrag als Reaktion auf die vorgebrachten, unbegründeten Behauptungen offen zu legen, um jede weitere Spekulation um seine Person zu unterbinden", sagt das Unternehmen.

Es handele sich um den Deutschen Walter Höft. Dessen Rolle sei aber unklar, schreibt das Wall Street Journal.

Schon Cat-oil-Papiere aus den 90ern hätten den Namen Höft gezeigt, indes als Treuhänder, nicht als Besitzer des Unternehmens.

Doch nach Angaben des jetzigen Cat-oil-Aufsichtsratschefs Gerhard Strate habe Höft die Gesellschaft mittlerweile im Rahmen mehrerer Transaktionen erworben. Lediglich aus Sicherheitsgründen habe er seinen Namen verschweigen wollen.

In einem Brief an den Konsortialführer Dresdner Kleinwort Wasserstein in der vergangenen Woche habe überdies gestanden, dass vier russische Topmanager Cat oil in den frühen 90er Jahren gegründet hätten, berichtet das WSJ weiter: Lukoil-Manager Witaly Schmidt, Transneft-Chef Semjon Wainschtock, Lukoil-Boss Wagit Alekperow sowie der frühere Lukoil-Manager Ralif Safin.

Kurs gibt im vorbörslichen Handel nach

Würden die Manager tatsächlich indirekt Anteile an dem Unternehmen halten, könnte es zu Interessenkonflikten kommen, da Cat oil mit seinen mehr als 2000 Mitarbeitern auch für Lukoil arbeitet.

Geschrieben hatten den Brief die Anwälte von Wadim Schmidt, Sohn von Witaly Schmidt, der 1997 unter nicht geklärten Umständen in Moskau starb.

Die Anwälten behaupten darin auch, dass Wadim Schmidt nach dem Tod des Vaters um seinen Anteil an Cat oil gebracht worden sei.

Cat oil sagt indes, dass die Behauptungen der Erben Wadim und Swetlana Schmidt unbegründet seien.

Falls freilich die Erben in der Lage wären, Ansprüche gegen Brinkmann und den Einzelinvestor durchzusetzen, hätte dies voraussichtlich zwar keinen direkten Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens, allerdings könnten Brinkmann oder der Einzelinvestor gezwungen sein, Schadensersatz zu leisten oder einen Teil ihrer Anteile an die möglichen Anspruchssteller zu übertragen.

Deutlich wird in dem WSJ-Artikel noch eine weitere Rolle von Mehrheitseigner Höft: In einem Verfahren in Liechtenstein habe er sich als früheren Finanzberater von Schmidt bezeichnet. Überdies werde er als Treuhänder einer Liechtensteiner Stiftung geführt, die sich offenbar auch um die Verwaltung von Schmidts Nachlass gekümmert habe.

Cat-oil-Vorstand Brinkmann hingegen sei früher Übersetzerin für Schmidt gewesen. Die Staatsanwaltschaft hätte auch bereits untersucht, ob Brinkmann den Anteil von Schmidt an Cat oil an andere Aktionäre weitergegeben habe, ohne die Zustimmung von Schmidts Erben einzuholen. Das Verfahren sei nach Angaben von Aufsichtsrats-Chef Grate jedoch eingestellt worden.

Im Graumarkt, wo Aktien bereits vor der offiziellen Börseneinführung gehandelt werden, gab die Notierung von Cat oil am Dienstag deutlich nach. Sie liegt allerdings mit 19,60 (Geldkurs) zu 20,30 Euro (Briefkurs) noch über der Zeichungsspanne von 12,50 bis 15 Euro.

Anleger, die bereits in der vergangenen Woche Papiere zeichneten, haben die Möglichkeit aufgrund der nun bekannt gewordenen Informationen ihren Zeichungsauftrag zurückzuziehen.

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