Neue Policen:Komplizierte neue Welt

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Neuartige Lebensversicherungen versprechen mehr Rendite, sind aber teuer und intransparent. Verbraucher sollten vorsichtig sein.

Von Friederike Krieger

Sie heißen "Allianz Perspektive", "Axa Relax Rente", "Ergo Rente Garantie" oder "HDI TwoTrust Selekt" - immer mehr Versicherer verabschieden sich von klassischen Lebenspolicen mit Garantiezins und setzen stattdessen auf neuartige Produkte. Grund ist das Niedrigzinsumfeld. Den Lebensversicherern fällt es immer schwerer, mit dem Geld ihrer Kunden eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Deshalb hat der Gesetzgeber beschlossen, den maximal zulässigen Garantiezins für klassische Lebenspolicen nochmals zu reduzieren. Ab kommenden Jahr dürfen die Anbieter ihren Kunden statt 1,25 Prozent nur noch maximal 0,9 Prozent Verzinsung auf den Sparanteil an ihren Beiträgen garantieren. Hinzu kommt zwar noch eine Beteiligung an möglichen Überschüssen, die Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaften. Aber auch die fallen nicht mehr so üppig aus wie früher. Für Kunden werden die klassischen Policen immer unattraktiver.

Bei den neuen Verträgen versprechen die Anbieter eine höhere Rendite. Möglich werden soll das durch geringere Garantien. So sagt das Branchenschwergewicht Allianz Kunden bei seiner "Perspektive" nur noch den Erhalt der eingezahlten Beiträge zu und keine Garantieverzinsung mehr. Dadurch ist der Versicherer freier in der Kapitalanlage und kann eine höhere Überschussbeteiligung erwirtschaften, so die Argumentation. Für den Versicherer hat das noch einen anderen Vorteil: Je geringer die Garantien, desto weniger Eigenkapital muss er vorhalten.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer neuer Modelle. So bieten viele Versicherer inzwischen sogenannte Indexpolicen an. Dabei können die Kunden mit der vom Versicherer erwirtschaftete Überschussbeteiligung an der Wertentwicklung eines Aktienindex wie dem DAX partizipieren. Zudem gibt es noch Hybridprodukte. Hier fließt nur ein Teil der Kundengelder in den Deckungsstock des Versicherers. Das Kapital, das der Anbieter nicht zur Gewährleistung des Beitragserhalts braucht, wird in anderen Investments wie Aktienfonds angelegt. Hier schlägt die Kostenfalle doppelt zu. Neben Kosten für Vertrieb und Verwaltung des Versicherers zahlt der Kunde noch die Fondsgebühren.

Verbraucherschützer sind von den neuen Policen alles andere als begeistert. "Die Versicherer haben es geschafft, ein ohnehin schon intransparentes Produkt noch intransparenter zu machen", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bei den neuartigen Lebensversicherungen könne der Kunde nicht erkennen, welche Risiken er übernimmt und wie er dafür entlohnt wird. Zudem seien die Kosten der Produkte hoch. "Es dauert zum Teil zehn Jahre, bis die Kosten durch Erträge wieder ausgeglichen sind."

Experten gehen davon aus, dass die Garantien weiter sinken werden

Auch mit der höheren Rendite der neuen Produkte ist es nicht weit her. "Die Garantien sind bei den meisten Produkten immer noch zu hoch", sagt Lars Heermann von der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur Assekurata. Auch der Erhalt der eingezahlten Beiträge sei heutzutage eine sehr hohe Garantie. Die Versicherer müssen einen großen Teil des Kapitals sicher anlegen, es bleibt zu wenig Geld übrig für renditeträchtigere Anlagen. So schrieb die Allianz ihren "Perspektive"-Kunden in diesem Jahr mit 3,2 Prozent laufender Verzinsung nur 0,1 Prozentpunkte mehr gut als Inhabern klassischer Policen.

Heermann erwartet, dass die Gesellschaften die Produkte überarbeiten und nur noch zwischen 40 und 80 Prozent des eingezahlten Kapitals garantieren werden. "Wenn Versicherer glaubwürdig bleiben wollen, müssen die Garantien weiter runter", sagt er.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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