Neue Negativliste:Bahn stoppt Pläne für Ausbau wichtiger Strecken

Lesezeit: 1 min

In Bayern ist der Ausbau wichtiger Bahnstrecken in den nächsten fünf Jahren sehr unsicher. Das gilt selbst für die Linie von München nach Augsburg, die nach den bisherigen Plänen bis spätestens 2007 durchgehend auf vier Gleise erweitert werden sollte.

Von Klaus Ott

Die Deutsche Bahn muss laut internen Unterlagen erst noch prüfen und abwägen, ob der mittlere Abschnitt zwischen Mering und Maisach bis 2008 finanzierbar ist. Die Papiere, zu denen sich die DB nicht äußerte, datieren von dieser Woche.

Sicher sind den Listen zufolge nur die Vollendung der ICE-Strecke von München über Ingolstadt nach Nürnberg und der neue Bahnhof in Neu-Ulm einschließlich einer viergleisigen Brücke über die Donau.

Gestrichen werden soll dagegen der Ausbau der Trasse von München über Mühldorf nach Freilassing auf zwei Gleise und deren Elektrifizierung. Das Projekt, das für den Personen- und Güterverkehr nach Österreich besonders wichtig wäre, steht ebenso auf einer "Negativliste" der DB wie der Ausbauabschnitt von Augsburg nach Neu-Ulm als Bestandteil einer ICE-Schnellverbindung von München nach Stuttgart, die im nächsten Jahrzehnt fertig sein soll.

Unfinanzierbar

Bestandteil der Negativliste ist außerdem die ICE-Strecke von Nürnberg durch den Thüringer Wald nach Erfurt. Die mehr als fünf Milliarden Euro teure Trasse gilt schon seit längerem als unfinanzierbar, was die Bundesregierung allerdings nicht eingestehen will.

Kanzler Gerhard Schröder hatte vor der Bundestagswahl den Bau der Linie versprochen. Am Freitag erklärte die Regierung zum wiederholten Male, es gebe keinen Baustopp für die ICE-Strecke, was der Negativliste der DB widerspricht. Aus Sicht des Staatsunternehmens lässt sich einstweilen nur die S-Bahn von Nürnberg nach Forchheim bezahlen, die ein Bestandteil des Großvorhabens ist.

Erst noch entscheiden will die DB, ob mit den Schienenmitteln des Bundes und dem eigenen Geld wenigstens ein teilweiser Ausbau von München nach Freilassing machbar wäre.

Das gilt auch für die seit langem versprochene Neigetechnik-Strecke von München nach Lindau, auf der moderne Züge dann deutlich schneller durch das Allgäu fahren könnten. Diese Projekte müssten ebenso wie die vier Gleise von München nach Augsburg "höchste Priorität" haben, fordert der Bundestagsabgeordnete Albert Schmidt von Bündnis 90/Die Grünen.

© SZ vom 06.03.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: