Neue Konzernstruktur:Mehdorn baut die Deutsche Bahn um

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Die Deutsche Bahn soll künftig noch stärker von Berlin aus gesteuert werden. Vorstandschef Mehdorn will das Staatsunternehmen verschlanken, die Entscheidungswege verkürzen und im Management massiv sparen.

Von Klaus Ott

Die fünf Tochtergesellschaften, die sich als Aktiengesellschaften mit eigenen Vorständen und Aufsichtsräten bislang um den Nahverkehr, die Fernzüge, die Gütertransporte, die Bahnhöfe und das Schienennetz kümmern, sollen zu drei Bereichen zusammengefasst und näher an die Berliner Konzernzentrale angegliedert werden.

Verfolgt einen strikten Sparkurs: Bahnchef Hartmut Mehdorn. (Foto: Foto: AP)

Klausurtreffen

Entsprechende Pläne präsentierte der Vorstandschef Teilen des Aufsichtsrates bei zwei Klausurtreffen. Erst wurden die Abgesandten der Bundesregierung im Kontrollgremium informiert, dann die Vertreter der Arbeitnehmer.

Aus Aufsichtsratskreisen hieß es, die Regierung begrüße das Vorhaben und habe Mehdorn ihre Unterstützung signalisiert. Das Kontrollgremium solle womöglich schon beim nächsten Treffen am 21. Dezember die neue Konzernstruktur offiziell diskutieren. Im Umfeld dieser Sitzung ist auch eine Zusammenkunft von mehreren hundert Führungskräften vorgesehen, denen Mehdorn seine Maßnahmen persönlich erläutern will.

Bürokratischer Wasserkopf

Die Bahn erklärte am Mittwoch auf Anfrage, man äußere sich nicht zu diesem Thema. Aus der Konzernspitze verlautete, es gehe darum, den "bürokratischen Wasserkopf" des Staatsunternehmens zu beseitigen. Mit den fünf Konzernbereichen und zahlreichen weiteren Tochtergesellschaften seien "die Entscheidungswege langwierig und kompliziert".

Durch die neue Struktur könne ein großer Teil der insgesamt 47 Vorstandsposten und 278 Aufsichtsratsmandate in der Bahn überflüssig werden. Diese Managementebene solle teilweise entfallen. Die Chefs der künftig drei Konzernbereiche (Personenverkehr, Gütertransporte, Netz und Bahnhöfe) gehörten weiterhin dem Konzernvorstand an und sollten aus diesem Gremium heraus die Geschäfte führen.

Börsengang bis 2008

Das Schienennetz soll nach Mehdorns Plänen unbedingt in der DB AG verbleiben. Der Vorstandschef möchte den gesamten Konzern inklusive Netz nunmehr bis zum Jahr 2008 an die Börse bringen, nachdem sich die ursprünglich erhoffte Teil-Privatisierung des Staatsunternehmens bis zum Herbst 2006 als nicht machbar erwies.

Bei der neuen Struktur will die DB im Unternehmensbereich Netz darauf achten, dass die Vorgaben der Europäischen Union und des neuen Eisenbahngesetzes in Deutschland erfüllt werden, das zur Verabschiedung ansteht. Die Schienenstrecken müssen anderen, auch privaten Eisenbahnen, offen stehen. Der frühere Monopolist DB soll mehr Konkurrenz bekommen.

Kritisch hinterfragt

In der rot-grünen Regierungskoalition im Bundestag werden Mehdorns Pläne kritisch hinterfragt. Der grüne Abgeordnete Albert Schmidt sagte auf Anfrage, die vor einem Jahrzehnt begonnene Reform der Bahn sehe eigenständige Aktiengesellschaften für den Personenverkehr, die Gütertransporte und die anderen Geschäftsbereiche vor.

Die Betriebsergebnisse der Regionalzüge und des Fernverkehrs müssten weiterhin getrennt ausgewiesen werden. Die Bahnreform dürfe nicht zurückgedreht werden.

Konzernchef Mehdorn teilte den Aufsichtsräten auch mit, das vor vier Jahren gestartete Sanierungsprogramm Focus sei ein Erfolg. Mit 26 einzelnen Maßnahmen, die der Vorstand direkt überwache, habe man bislang 2,1 Milliarden Euro gespart. Die größten Probleme gebe es weiterhin bei den Fernzügen und den Gütertransporten.

Dem Vernehmen nach fahren der ICE und der IC in diesem Jahr einen Verlust von 300 Millionen Euro ein. Frühestens 2007 sei mit einem ausgeglichenem Ergebnis und nicht vor 2008 mit einem Gewinn beim Fernverkehr zu rechnen, verlautet aus der Konzernzentrale.

© SZ vom 02.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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