Neue Ideen — neue Fonds:Das Hallenbad als Geldanlage

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Die Anbieter von geschlossenen Fonds zeigen sich bei der Suche nach neuen Märkten kreativ.

Von Simone Gröneweg

Neben den klassischen Schiffsbeteiligungen, Windpark- und Immobilienfonds existieren mittlerweile auch Wein-, Musical-, und Videospielefonds. Im vergangenen Jahr sammelten die Emissionshäuser in Deutschland mehr als 23 Milliarden Euro für ihre Beteiligungsmodelle ein.

Ginge es nach dem Willen einiger Branchenvertreter, könnten die Bürger sich mit ihrem Ersparten demnächst auch an kommunalen oder staatlichen Einrichtungen beteiligen. Beim Verband Geschlossene Immobilienfonds kann man sich durchaus vorstellen, Schwimmbäder, Mehrzweckhallen oder Schulen als geschlossene Fonds aufzulegen.

Ein Branchenexperte formuliert überspitzt: "Der gut verdienende Zahnarzt kann sich als Investor am städtischen Schwimmbad beteiligen, das seine Kinder regelmäßig besuchen." Manche Initiatoren rechnen offenbar schon an konkreten Modellen.

Die Idee: Finanzklamme Kommunen verkaufen ihre Objekte an Fonds und füllen auf diese Weise wieder ihre Kassen. Für die Finanzierung würden die Emissionshäuser eine bestimmte Summe von verschiedenen Anlegern einsammeln.

Das Geld bliebe so lange im Fonds, bis der aufgelöst wird. Die Kommunen könnten Mehrzweckhallen, Rathäuser oder Schulen zwischenzeitlich mieten. Für die Fondsanbieter hätte ein solches Konstrukt durchaus seinen Charme, denn eine Kommune dürfte sich als zuverlässiger Mieter erweisen. Im Idealfall würde der Investor eine ordentliche Rendite kassieren und nach dem Objektverkauf sein Geld zurückbekommen.

Gemeinden brauchen Geld

Der Verband hat bereits eine Studie in Auftrag gegeben, die die Möglichkeiten für solche Engagements abstecken sollte. Das Ergebnis: Der Investitionsbedarf der Kommunen ist enorm.

Das Deutsche Institut für Urbanistik beziffert ihn bis zum Jahr 2009 auf etwa 400 Milliarden Euro. Das Geld bei Städten und Gemeinden ist knapp. Schon seit vielen Jahren wird dort eine Privatisierungsdebatte geführt. Die Kommunen haben bereits einige Bereiche ausgelagert, der Anteil von Objekten, die als geschlossene Immobilienfonds aufgelegt wurden, ist aber verschwindend gering.

"Man könnte ein Theater als Fonds auflegen", überlegt Claus Hermuth, Vorstand der DCM, Deutsche Capital Management AG. Die Münchner Gesellschaft sammelt gerade Geld für ein ehemaliges Post-Gebäude ein, das fast komplett an ein Landgericht vermietet werden soll.

Auch Anlegerschützer Heinz Gerlach findet Gefallen an der Idee, "Die Kommunen verfügen über viele ältere und sanierungsbedürftige Gebäude, die im Unterhalt teuer sind", erzählt er. "Sind die zentral gelegen und auch für Dritte gut zu nutzen, dürfte es für einen Fonds kein Problem sein, so ein Objekt irgendwann einmal zu verkaufen." Vor allem denkmalgeschützte Objekte würden sich aus steuerlichen Gründen anbieten.

Kontrolle abgeben

Andere Experten äußern sich jedoch kritisch zu diesen Ambitionen. "Das Auflegen eines Fonds bringt Kosten mit sich, die wieder reingeholt werden müssen", sagt Fondsexperte Stefan Loipfinger. So lange es günstige Kredite für die Kommunen gebe, lohne sich ein geschlossener Fonds deswegen nicht, ergänzt er.

Da müssten sich die steuerlichen Voraussetzungen ändern, damit die Anleger auch eine gute Rendite erwirtschaften können. Und das wäre dann eigentlich auch nur ein Umschichten von öffentlichen finanziellen Mitteln, so Loipfinger. "Warum sollte sich ein Schwimmbad bei einem privaten Fonds rechnen, wenn es sich bei der Stadt nicht rechnet?", fragt ein Sprecher des Deutschen Städtetages.

Das komme ganz auf das Schwimmbad an, hält Carsten Lucht vom Verband Geschlossener Immobilienfonds dagegen. Könne man es in ein Erlebnisbad umwandeln, so sei es durchaus konkurrenzfähig. Michael Reidenbach, Finanzexperte beim Deutschen Institut für Urbanistik: "Solch ein Modell wird nur im Einzelfall funktionieren. Viele Kommunen möchten nicht unbedingt die Kontrolle über ihre Objekte abgeben."

Unter Umständen könne es auch rechtliche Probleme geben. Städte- und Gemeindevertreter stehen den Plänen wohl eher kritisch gegenüber. Mancher von ihnen verbindet mit geschlossenen Fonds vielleicht auch negative Schlagzeilen.

So steckten viele Bundesbürger ihr Geld in den 90er Jahren in Fonds, die steuersubventioniert in die neuen Länder investierten. Für manche endete das mit einem Fiasko. Solche Beispiele dürften den einen oder anderen Bürgermeister abschrecken.

© SZ vom 26.03.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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