Neue Hochgeschwindigkeitsverbindung:Frankfurt - Paris in unter vier Stunden

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Deutschland und Frankreich wollen ab 2007 gemeinsam Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Paris und Frankfurt sowie Stuttgart betreiben. Die Bahnchefs beider Länder unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung.

Deutschland und Frankreich wollen ab 2007 gemeinsam grenzüberschreitende Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Paris und Frankfurt am Main sowie Stuttgart betreiben.

Hartmut Mehdorn und Louis Gallois bei ihrem Treffen in Straßburg. (Foto: Foto: AFP)

Dies teilten die Verkehrsminister beider Länder, Manfred Stolpe (SPD) und Gilles de Robien, am Montag in Straßburg mit. Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und sein französischer Kollege Louis Gallois unterzeichneten zugleich eine Vereinbarung zur Schaffung einer gemeinsamen Betriebs- und Marketinggesellschaft. Die Gesellschaft mit dem Namen "Realis" soll ihren Sitz in Saarbrücken haben.

Ziel ist es, die Fahrzeit zwischen der französischen Hauptstadt und Frankfurt beziehungsweise Stuttgart von derzeit jeweils gut sechs Stunden auf jeweils rund dreidreiviertel Stunden verkürzen.

Vier bis fünf Mal am Tag

Die neue Betreibergesellschaft der Staatsbahnen DB und SNCF soll auf der Frankfurt-Strecke täglich fünf Verbindungen in beide Richtungen anbieten, auf der Stuttgart-Strecke sollen es vier sein.

Gallois hofft nach eigenen Angaben bereits ab 2009 auf einen Umsatz von jährlich rund hundert Millionen Euro und auf bis zu 1,5 Millionen Fahrgäste. Zur Rentabilität wollte er sich nicht äußern. Dies sei "eine indiskrete Frage".

Die neue Hochgeschwindigkeitsverbindung werde "Europa enger zusammenwachsen lassen", sagte de Robien. Die Kooperation solle "Mobilität und Lebensqualität der Bürger" verbessern, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit fördern und so zur "Zukunftsfähigkeit Europas" beitragen, fügte Stolpe hinzu.

Tests für ICE 3 und TGV

Voraussetzung sei aber eine "vollwertige Zulassung" des deutschen ICE 3 und des französischen TGV in den Netzen beider Länder. Darüber solle eine Einigung erzielt werden, sobald die noch ausstehenden Tests abgeschlossen seien. Dies sei im Sommer dieses Jahres geplant.

Die gemeinsame Betreibergeellschaft soll bis zum Januar gegründet werden. Bahn und SNCF sollen daran jeweils zu 50 Prozent beteiligt sein. Die Firma soll Angebote für Reisenden zwischen Deutschland und Frankreich erstellen. Dabei soll sie auf den Erfahrungen der Thalys- und Eurostar-Züge zwischen Paris und Köln beziehungsweise Paris und London aufbauen.

Grundlage des Schnellbahn-Projekts POS (Paris-Ostfrankreich-Süddeutschland) ist der Ost-TGV zwischen Paris und Ostfrankreich, dessen Trasse derzeit noch gebaut wird.

Baukosten in Milliardenhöhe

Der erste Abschnitt zwischen Paris und dem 300 Kilometer entfernten Beaudrecourt in Lothringen soll Juni 2007 fertiggestellt sein. Die Kosten für diese erste Phase werden auf rund 3,9 Milliarden Euro veranschlagt.

Mit dem Bau des zweiten Abschnitts zwischen Beaudrecourt und Straßburg will Frankreich 2008 beginnen. Diese Teilstrecke soll die gesamte Fahrzeit nochmals um gut eine Stunde verkürzen.

In Deutschland werde der Nordast über Saarbrücken nach Frankfurt bis 2007 ausgebaut sein, erläuterte Stolpe; auf dem Südast in Richtung Stuttgart solle bis 2010 die Rhein-Eisenbahnbrücke bei Straßburg zweispurig ausgebaut sein.

Eine entsprechende Vereinbarung solle im Herbst bei einem deutsch-französischen Gipfeltreffen unterzeichnet werden.

Förderung aus Gemeinschaftshaushalt

Der Ost-TGV ist auch Teil des Projekts "Magistrale für Europa", das bis spätestens 2015 eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Paris und Budapest schaffen soll. Das Vorhaben gehört zum EU-Programm Transeuropäische Netze (TE) und wird damit finanziell aus dem Gemeinschaftshaushalt gefördert.

Verbesserungen kündigten die beiden Minister auch beim grenzüberschreitenden Güterverkehr an. Güterzüge würden "schneller und zuverlässiger", sagte de Robien.

Stolpe zufolge sollen bereits ab Sommer dieses Jahres alle Grenzübergänge für Güterzüge "zügig durchfahrbar" sein. Dadurch könnten "bis zu zwei Stunden" Fahrzeit eingespart werden.

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