Neue Harley-Davidson-Kampagne:Frauen an die Öfen!

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Mit ihrer Leidenschaft für das Motorradfahren macht CSU-Rebellin Gabriele Pauli hierzulande geschickte Eigen-PR. Dabei entdecken die Motorrad-Schmieden derzeit Frauen ganz allgemein als Zielgruppe. Und ausgerechnet Harley Davidson ist auf der Überholspur.

Moritz Jäger

Frauen sind die am schnellsten wachsende Kundengruppe der Motorradhersteller. In Amerika sorgen sie bereits für einen Absatz von über 100.000 Maschinen pro Jahr..

Auch wenn die männlichen Baby-Boomer langsam in die Jahre kommen und sich endlich das langersehnte Freiheitsgefühl auf zwei Rädern leisten können und wollen - Frauen sind auf der Überholspur: "50 Prozent der Bevölkerung ist weiblich. Und sie haben einen Nachholbedarf", sagte Harley-Davidson-Chef James L. Ziemer zur New York Times. "Als Unternehmen müssen wir eingefahrene Bahnen verlassen."

Um sich dem "schwachen" Geschlecht anzudienen, baut das Unternehmen seine Motorräder niedriger, schmäler und leichter. Zudem wird die Form des Lenkers angepasst, und das Kuppeln soll deutlich leichter von der Hand gehen.

Der Look muss stimmen

Natürlich muss auch der Look stimmen: Helle Monturen mit Strass-Steinchen statt schwerer, schwarzer Lederjacken sind gefragt. Sogar das omnipräsente Totenkopfmotiv wurde aufgehübscht, mit Flügelchen und Blümchen.

Doch ist diese Idee nicht ganz neu. Schon im vergangen Jahr mischte der japanische Hersteller Suzuki die düstere Motorradmode mit Suzuki Girl auf: Bonbonfarben, babyblau und mit schlankem Schnitt.

Und hierzulande hat der neue Trend sogar eine prominente Vertreterin: CSU-Rebellin Gabriele Pauli hat ihre Motorrad-Kluft mit weiblicher Geschmackssicherheit auf ihre rot-schwarze Ducati abgestimmt.

Kaffeekränzchen mit Benzingeruch

Doch kaum ein Motorradhersteller buhlt laut New York Times stärker um weibliches Klientel als ausgerechnet die Rockermarke Harley Davidson. In den Werkstätten der Händler werden regelmäßige Garage Parties geschmissen, zu denen Männer keinen Zutritt haben.

Hier soll sich das neue Klientel von Frau zu Frau unbeobachtet und ungezwungen austauschen und sich auf ihr zukünftiges Dasein als Queen of the Road vorbereiten können. Den Interesentinnen wird auch beigebracht, wie man eine umgekippte Maschine - mit rund 330 Kilogramm kein Leichtgewicht - wieder in die Senkrechte stemmt.

Diese Anstrengungen zahlen sich für Harley Davidson aus, wenn auch langsam. Etwa zwölf Prozent des Umsatzes verdanke der Hersteller Frauen, schreibt die New York Times Und ihr Anteil wächst: Von vier Prozent im Jahr 1990, auf neun Prozent acht Jahre später und gut zehn Prozent im Jahr 2003. Im vergangenen Jahr gingen 32.000 Maschinen in weiblichen Besitz über, und in diesem Jahr rechnet die Motorrad-Schmiede mit einem Umsatz von 300 Millionen Dollar in den Vereinigten Staaten - ohne Zubehör, Klamotten und Accessoires.

"Zwölf Prozent sind erst der Anfang", sagt Jerry G. Wilke, Viezepräsident des Motorrradbauers. "Die Möglichkeiten, Bedürfnissen von Frauen gerecht zu werden, kennen keine Grenzen." Klingt nach freier Fahrt auf einer endlosen Erfolgsgeraden.

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