Neue Führungsstruktur angestrebt:EADS-Doppelspitze wankt

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Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS erhält eine neue Führungsstruktur. Darauf haben sich Deutschland und Frankreich grundsätzlich verständigt.

Deutschland und Frankreich streben beim Airbus-Mutterkonzern EADS effizientere und konkurrenzfähige Strukturen an.

Das erklärten der neue französische Premierminister François Fillon und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag nach einem Treffen in Berlin.

Die von Paris zunehmend in Frage gestellte Doppelspitze von deutschen und französischen Managern in der Führung des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns blieb indes umstritten.

Bislang ist in einem Aktionärspakt zwischen Frankreich und Deutschland vereinbart, dass die wichtigsten Führungsebenen des Konzerns doppelt besetzt sind. Diese Abmachung erschwert allerdings die Führung des Konzerns. Daher werden immer wieder Forderungen laut, die deutsch-französische Doppelspitze abzuschaffen.

Kompromissvorschlag

In Frankreich wurde nun der Kompromiss vorgeschlagen, dass Deutschland und Frankreich stattdessen jeweils den Aufsichtsrats- und den Vorstandschef des Unternehmens stellen sollen. "EADS muss zu einer normalen Führung finden", sagte etwa der französische Europastaatssekretär Jean-Pierre Jouyet dem Handelsblatt.

Merkel betonte in Berlin hingegen, Vorschläge für effizientere Führungsstrukturen müssten aus dem Unternehmen selbst kommen. EADS sollte ermutigt werden, "frei und möglichst ohne zu viel Hinweise von anderen Seiten zu entscheiden, wie sie es wollen".

Die Kanzlerin erteilte zugleich der Forderung des französischen Senats nach direkter Beteiligung des deutschen Staates an EADS eine klare Absage. "Ich höre mehr auf das Unternehmen selbst, ehrlich gesagt, als auf politische Kammern", sagte Merkel. "Man möge mir das verzeihen. Die dürfen natürlich auch ihre Meinung sagen."

Merkel zufolge hat sich die deutsch-französische Balance bei EADS bewährt.

Gemeinsame Führung

Derzeit führen der Franzose Louis Gallois und der deutsche Manager Thomas Enders den EADS-Konzern gemeinsam.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte jüngst bekräftigt, dass EADS ein Unternehmen wie jedes andere sein müsse. Berlin will aber auf keinen Fall hinnehmen, dass bei einem Wegfall der Doppelspitze die Deutschen aus der Führung gedrängt werden.

Großaktionäre sind neben dem französischen Staat die Lagardère-Gruppe sowie DaimlerChrysler. Der französische Senat hatte jüngst ebenfalls die seit Jahren umstrittene Doppelspitze kritisiert. Zugleich hatte sich die Parlamentskammer für einen Einstieg der Bundesregierung bei EADS ausgesprochen.

Sehr offen

Sarkozy und Merkel wollen das Thema am 16. Juli bei einem Treffen am französischen EADS-Hauptstandort Toulouse erörtern. Merkel kündigte an, in Toulouse "sehr offen" darüber zu reden. Es gebe keine Streitigkeiten, sondern gemeinsame Ziele.

Fillon sprach nach dem Treffen von Annäherung. EADS müsse sich weiter entwickeln hin zu Strukturen eines "normalen Industrieunternehmens", das von den besten Managern geleitet werde. "Wenn sie Deutsche sind, sind sie Deutsche, wenn sie Franzosen sind, dann sind sie eben Franzosen."

EADS und Airbus müssten aber funktionieren nach Regeln, wie sie alle große Industrieunternehmen auch hätten und konkurrenzfähig zum US-Konzern Boeing sein. "Daran arbeiten wir", sagte Fillon.

Weitergehende Schritte bei der Führungs- und Kapitalstruktur über die bereits beschlossene Umstrukturierung hinaus müssten gemeinsam erörtert werden. Den Bericht des französischen Senats nannte Fillon interessant. Die grundlegende Frage sei aber nicht die nach der künftigen Kapitalstruktur. Es gehe vielmehr um eine effiziente Führung des Unternehmens durch die besten Manager.

Effiziente Strukturen

Merkel erklärte weiter: "Wir stimmen darin überein, dass ein Unternehmen wie EADS nur bestehen kann, wenn es effiziente Strukturen hat, die es auch wettbewerbsfähig machen".

Der Staat sollte darauf Wert legen, dass die vom Unternehmen vorgeschlagenen Strukturen auch unterstützt werden. Die Balance zwischen DaimlerChrysler und dem französischen Staat habe sich bewährt.

Bisher sichert ein entsprechender Aktionärspakt einen Ausgleich zwischen den deutschen und französischen Interessen. Er verhindert, dass andere Anteilseigner besondere Mitspracherechte bekommen können.

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