Neue Finanzwelt:Ohne Bank geht's auch

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Supermarkt oder Bus: Wo Kunden Geld abheben und sich beraten lassen können, wenn immer mehr Zweigstellen dichtmachen.

Von Felicitas Wilke

Wenn die Bankfiliale im Dorf oder im Stadtteil schließt, verschwindet mit ihr manchmal auch der einzige Geldautomat weit und breit. Ein Problem in einem Land, in dem etwa vier von fünf Einkäufen noch immer mit Münzen und Scheinen beglichen werden - und in dem man beim Bäcker ums Eck oder in der Eisdiele oft gar nicht mit Karte bezahlen kann. Wie Bankkunden ohne Filiale noch an Bargeld kommen und wo sie sich beraten lassen können.

Bargeld

Wer in der Nähe eines Supermarktes wohnt, hat einen Vorteil: Unter anderem bei Rewe, Edeka, Penny, Netto und Aldi Süd können Kunden, die für mehr als 20 Euro einkaufen, mithilfe ihrer Girokarte kostenlos Bargeld abheben. "Cashback" nennt sich das Prinzip. Es spielt dabei keine Rolle, bei welcher Bank man Kunde ist. Bei den Tankstellen von Shell bekommen Verbraucher neben Benzin und Diesel bereits seit 2009 auch Geldscheine. Allerdings ist dort die Dienstleistung nur für Kunden der Cash-Group kostenlos. Wer sein Konto nicht bei der Postbank, der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Hypo-Vereinsbank oder einer ihrer Tochterunternehmen hat, muss pro Abhebung 3,95 Euro bezahlen.

Dass viele Banken reihenweise Filialen schließen und teilweise auch Automaten abmontieren, birgt für die sogenannten Drittanbieter Chancen. Unternehmen wie Euronet, Cardpoint oder IC Cash verdienen ihr Geld ausschließlich damit, Menschen mit Bargeld zu versorgen. Sie stellen ihre Geräte überall dort auf, wo keine Bank mehr ist - in Stadtvierteln und an Flughäfen genauso wie in kleinen Gemeinden. Die Nutzer müssen sich auf vergleichsweise hohe Gebühren einstellen, die je nach Lage zwischen einem und mehr als fünf Euro variieren können.

Spart ein Geldinstitut an den Filialen, muss es sich etwas einfallen lassen, um seine Kunden nicht allzu sehr zu verärgern. Daher haben nicht nur Händler und Drittanbieter, sondern auch die Sparkassen und VR-Banken Ideen entwickelt, um für die Menschen weiterhin flächendeckend Bargeld bereitzustellen. Deutschlandweit liefern einige Sparkassen und VR-Banken ihren Kunden auf Wunsch Bargeld nach Hause. Mal gibt es einen Mindestbestellwert, mal nicht - Gebühren fallen aber meist an. So müssen die Kunden der Sparkasse Köln-Bonn 4,95 Euro bezahlen, wenn sie sich Geld liefern lassen möchten; bei der VR-Bank Uckermark-Randow sind es sogar 12,50 Euro. Umsonst ist hingegen der Service, den einige Sparkassen zusammen mit Dorfläden oder Bäckereien anbieten. Diese "Cash-Points" funktionieren ähnlich wie das "Cashback"-Prinzip der Supermarktketten.

Beratung

Die Hypo-Vereinsbank, die in den vergangenen Jahren die Hälfte ihrer Zweigstellen geschlossen hat, berät ihre Kunden seit vier Jahren per Videochat über das Internet. Die Banker auf dem Bildschirm beantworten einfache Fragen zum Girokonto, beraten aber auch zu komplexeren Themen wie Altersvorsorge oder Kreditfinanzierung. Inzwischen ziehen Sparkassen und VR-Banken vermehrt nach. Für Bankkunden, die sich mit Computern und dem Internet weniger gut auskennen, dürften mobile Geschäftsstellen die bessere Alternative sein. So fährt der Bus der Sparkasse Kulmbach-Kronach an vier Tagen pro Woche jeweils drei Gemeinden im nördlichen Oberfranken an, die keine stationäre Filiale mehr haben. Gesteuert wird der Bus von Bankkaufleuten, die den Kunden in einem kleinen Beratungsraum auch Fragen beantworten.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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