Nahaufnahme:Die Wünscheerfüllerin

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"Mein Herz gehört der Hotellerie." Dorna Hekmat. (Foto: oh)

Dorna Hekmat hat eine App entwickelt, die Grandhotels in das digitale Zeitalter führen soll.

Von Teresa Stiens

Breite Eingangstüren, Kronleuchter und handbestickte Bettwäsche - dazu einen Concierge, der den Gästen jeden Wunsch von den Augen abliest. Die Grandhotels, die ihre Blütezeit um die Jahrhundertwende hatten, sind Meisterwerke stilvoller Dekadenz. Wer ein solches Hotel betritt, erwartet eine Frau wie Dorna Hekmat am Empfang. Die 44-Jährige scheint dafür geboren, Gästen aus aller Welt einen angenehmen Aufenthalt zu bescheren. Sie behandelt sie mit freundlichem Respekt. Eine kluge Geschäftsfrau ist sie auch. Jedenfalls hat sie ihren Job als Chefin des Hotel Cortiina in München aufgegeben, um eine Firma zu gründen. Hekmat will Grandhotels in das digitale Zeitalter führen.

"Mir ist irgendwann aufgefallen, dass sich meine Mitarbeiter am Empfang zwar sehr bemühten, bei vielen Anliegen der Gäste aber überfordert waren", sagt Hekmat. Was ihr fehlte, war ein echter Concierge, einer, der die Wünsche der Gäste kennt, bevor diese sie aussprechen, wie Ralph Fiennes als Concierge Monsieur Gustave H. in Hekmats Lieblingsfilm "Grand Budapest Hotel" sagt. Solche allgegenwärtigen und doch unscheinbaren Wünscheerfüller sind rar geworden.

Was Hekmat und ihre drei Mitgründer entwickelt haben, ist ein Concierge, der diskret ist, mehrsprachig, jederzeit verfügbar und der die Vorlieben seiner Kunden kennt. Ein Concierge auf dem Tablet, in Form einer App, die der Hotelier an die Präferenzen seiner Gäste anpassen kann. Die Tablets liegen auf den Zimmern bereit, so dass sich die Gäste direkt informieren können: über das Speiseangebot des Hotels oder die besten Boutiquen in der Umgebung.

"Wir wollen Tradition und Progressivität verbinden", sagt Hekmat über ihre Idee. "Wir", das ist i-frontdesk, die Firma, die Hekmat 2012 gemeinsam mit Peter Duesing, Daniel Beringer und David Gomez gründete. "Ich bin die mit Hotelerfahrung und die Jungs kennen sich mit Technologie und Finanzen aus", beschreibt Hekmat das Führungsquartett. Sie selbst hat im Hotel Kempinski Vier Jahreszeiten in München gelernt und ein Studium an der Hotelfachschule in Heidelberg abgeschlossen. Im November 2012 gewann i-frontdesk eine Ausschreibung von Wayra, der Start-up-Schmiede der Telekommunikationsfirma Telefonica. Die finanzielle Unterstützung und das Mentorenprogramm halfen den vier Gründern.

Progressivität und Tradition sind Hekmat sehr wichtig. Als zehnjähriges Mädchen floh sie mit ihrer Familie aus Iran und kam nach München. "Meine Eltern haben mir beigebracht, das Beste aus beiden Kulturen mitzunehmen", sagt sie. Ihre Wurzeln sind ihr wichtig, gleichzeitig hat sie keine Scheu, Neues auszuprobieren und sich in Abenteuer zu stürzen. Ihr derzeitiges Projekt ist sehr erfolgreich, namhafte Kunden wie das Sacher Hotel in Wien benutzen den digitalen Concierge. Aber, und das ist Hekmat wichtig, die App soll den Menschen nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. I-frontdesk liefert dafür die Software, die jeder Hotelier individuell "befüllen" kann. Mit allen Serviceangeboten des Hotels und den besten Tipps für die Umgebung. "Jeder Angestellte kann seine persönlichen Tipps abgeben", sagt Hekmat.

Momentan müssen die Hotels noch eigene Geräte stellen, um ihren Kunden Zugang zur App zu verschaffen. "Wir arbeiten daran, dass die Gäste bald auch ihre eigenen Geräte nutzen können", sagt die Gründerin. I-frontdesk tüftelt angestrengt an der Weiterentwicklung der App. Bald soll auch eine 5-Sterne-Hotelkette mit der Technik ausgerüstet werden. Doch obwohl Hekmat mittlerweile als erfolgreiche Software-Entwicklerin tätig ist, ist klar: "Mein Herz gehört der Hotellerie."

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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