Nachwuchsprofessorin Völckner:Dreimal Australien und zurück

Lesezeit: 2 min

Sie forschte im Ausland, für die Professur geht sie nun nach Köln: Franziska Völckner wird Deutschlands jüngste Wirtschaftsprofessorin.

Sonja Hödl

Franziska Völckner wollte Tierärztin werden, bis sie ein einschlägiges Schulpraktikum machte. Der "Traumberuf, den so viele Mädchen haben", enttäuschte sie, aber das muss nicht zu ihrem Schaden gewesen sein. Völckner studierte stattdessen an der Universität Hamburg Betriebswirtschaft traf damit ganz offensichtlich die richtige Wahl: Anfang Oktober übernimmt sie eine Professur für Betriebwirtschaftslehre an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln und wird damit im Alter von 30 Jahren die jüngste habilitierte Wirtschaftsprofessorin Deutschlands.

Es kann vorkommen, dass die Studenten älter sind als Völckner selbst. "Als ich bei einem Forschungsaufenthalt in Australien meinen Mitarbeiterausweis abholen wollte, haben sie mich zur Reihe der Studenten geschickt", sagt sie. "Gerade als junge Wissenschaftlerin ist es deshalb wichtig, in Vorlesungen und Seminaren mit fachlicher Kompetenz zu überzeugen".

"Deutschland hat viel zu bieten"

Die Anlagen dazu hat sie augenscheinlich. Völckner übersprang in der Schule eine Klasse und machte ihr Abitur dennoch mit der Note 1,2. Drei Mal hat sie in Sydney an der Australian Graduate School of Management geforscht und schon während ihres Studiums als Praktikantin bei einer Marketingagentur in New York gearbeitet. "In einem großen Forscherteam zu arbeiten und dabei internationale Kontakte aufzubauen", war für die gebürtige Hamburgerin wichtig.

Den Drang ihrer Kollegen ins Ausland kann sie trotz ihrer Auslandserfahrung nicht nachvollziehen. "Deutschlands Hochschullandschaft hat viel zu bieten", sagt Völckner, "sie ist besser als ihr Ruf". Um praxisrelevante Forschung zu betreiben müsse sie nicht ins Ausland gehen, sagt Völckner.

In Deutschland, wo Wissenschaft noch eine Männerdomäne ist, ist Völckner eine Ausnahme. Trotz steigender Tendenz lag der Frauenanteil bei Professoren 2006 bei nur 15 Prozent. Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften sind es sogar nur knapp 13 Prozent.

"In Köln will ich meinem Anspruch nachkommen, nicht im Elfenbeinturm zu forschen, sondern Wissenschaft und Praxis optimal zu verbinden", sagt Völckner. Anhand ihres Arbeitsschwerpunktes Marken erklärt sie, was das heißt. Es fasziniere sie, dass ein Markenname wie Haribo nichts zum Anfassen ist, sondern "ein spannendes Gebilde im Kopf der Menschen", sagt Völckner.

Auch ihr eigenes Einkaufsverhalten beobachtet sie im Hinblick auf ihre Forschung. Eine Lieblingsmarke hat die Spezialistin zwar nicht - aber sie mag Nivea als "Paradebeispiel für eine gut geführte Marke, wo der Markentransfer vom Ursprungsprodukt auf andere Artikel gut geklappt hat".

Goldbär im Regal

Dass sie den Bogen zwischen Wissenschaft und Praxis gut gespannt hat, bestätigen Völckner, die 2003 mit der Auszeichnung summa cum laude promovierte, Preise aus beiden Bereichen. Die Universitäts-Gesellschaft Hamburg ehrte sie mit dem Professor Herbert Jacob-Preis. Der deutsche Marketingverband zeichnete sie mit dem Wissenschaftspreis aus.

Und seit Franziska Völckner 2004 für ihre Dissertation den Nachwuchsförderpreis der Hans Riegel Stiftung und des Bundesverbandes des Süßwaren-Groß- und Außenhandels bekommen hat, steht außerdem als Trophäe ein auch großer Goldbär in ihrem Bücherregal.

© SZ vom 25.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: