In vielen klassischen Indizes sind die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch nicht berücksichtigt. Durch Bewegungen wie Fridays for Future legen jedoch immer mehr Menschen Wert auf Umweltschutz. Klassische Banken, aber auch digitale Vermögensverwalter versuchen, Anleger mit entsprechenden Angeboten zu locken. Experten empfehlen Anlegern immer wieder börsengehandelte Fonds auf den Aktienindex MSCI World. Denn der Fonds enthält die weltweit wichtigsten Aktien und verfügt über eine besonders breite Streuung. Doch wer sich für den MSCI World entscheidet, investiert auch in Firmen wie den Flugzeughersteller Boeing, das Rüstungsunternehmen Lockheed Martin oder den Energieversorgungskonzern RWE, um nur einige Beispiele zu nennen. Für Umweltschützer ist das in der Regel ein No-Go.
Beim sogenannten Green oder Eco Investing geht es primär darum, Aktien von Firmen zu erwerben, die im Bereich Umweltschutz aktiv sind. Daneben wird als Zugeständnis häufig in Firmen investiert, die in Bereichen tätig sind, die nicht als umweltschädlich gelten. "Welche Firmen das sind, dafür gibt es verschiedene Definitionen", erklärt Marc Oliver Rieger, Professor für Finanzen an der Universität Trier. Anleger müssen also selbst prüfen, ob die jeweiligen Definitionen der Finanzdienstleister zu ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit passen. Und hier fängt die Schwierigkeit oft an. Denn das Angebot ist groß.
Es gibt eine Vielzahl an Fonds, die beispielsweise nur in Hersteller von Solarzellen investieren oder Firmen aus besonders kontroversen Bereichen wie Kohlekraft einfach ausschließen. Doch was ist mit Aktien von Unternehmen, die umweltfreundlich handeln, aber zu einem Konzern gehören, der auch in als umweltschädlich bekannten Branchen aktiv ist? Wer enge Kriterien ansetzt, stößt hier schnell an Grenzen.
"Der Begriff Socially Responsible Investing greift noch weiter. Er umfasst nicht nur Umweltschutz, sondern zum Beispiel auch bestimmte Sozialstandards - besonders in Ländern, in denen diese Standards nicht gesetzlich vorgeschrieben sind", erklärt Rieger. Firmen mit sozialer Verantwortung sind bei Anlegern besonders beliebt. In gewisser Weise tragen die Firmen auch dazu bei, dass immer mehr Menschen ihre Scheu vor dem Aktienmarkt verlieren. Im Normalfall packen viele Privatanleger ihr Geld aufs Sparbuch und nehmen lieber Verluste in Kauf anstatt es in Wertpapiere zu investieren. "Wenn nachhaltige Geldanlagen diesen Menschen helfen, ihre Altersvorsorge zu verbessern, dann haben sie auch selbst etwas gewonnen", meint Rieger. Denn wer nachhaltig investiert, muss nicht zwangsläufig auf Rendite verzichten. Doch Anleger sollten auch bei nachhaltigen und sozialen Geldanlagen aufpassen. Allgemein steigt das Risiko, wenn weniger Firmen im Portfolio sind. "Die Rendite schwankt also zum Teil stärker", erklärt Rieger.
Wer sich auf ein Thema wie erneuerbare Energien beschränken möchte, muss mit einem hohen Risiko rechnen: "Es kann sein, dass der ganze Bereich bergab geht. So war es vor einigen Jahren mit der Solarenergie in Deutschland", warnt Rieger. Unter Anlagegesichtspunkten sei es besser, besonders umweltschädliche Branchen auszuschließen. Dann fließt zwar weniger Geld in nachhaltige Branchen, doch es bleiben mehr Unternehmen übrig, die Streuung ist breiter und das Risiko geringer.
"Die Frage ist, wie genau der Anleger wissen möchte, in was er investiert."
Fonds mit Fokus auf sozialer Verantwortung gibt es viele. Auch immer mehr Robo Advisors werben in irgendeiner Form mit ökologischen oder sozialen Themen. Sie heißen etwa Visualvest, Vividam, klimafonds.de, Investify, Liquid, Savity oder Bevestor. Wer eine soziale Geldanlage tätigen möchte, sich aber um die Geldanlage nicht kümmern will, für den können die digitalen Anbieter eine praktische Lösung sein. Dem Robo teilt man neben seinen moralischen und ethischen Präferenzen auch mit, wie viel Risiko man eingehen möchte und wie die eigene Finanzsituation aussieht. Ein guter Robo werde dann bei einem nachhaltigen Portfolio eine geringere Aktienquote anbieten als bei einem klassischen Investment, meint Wissenschaftler Rieger. Anleger sollten vorab die Strategie des Robo Advisors überprüfen. Orientierung geben können auch Testberichte von Finanztest.
Die Gebühren der einzelnen Anbieter variieren stark, je nachdem, ob die Robos nur in relativ günstige, börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) oder auch in aktiv gemanagte Fonds investieren. Auf die Fonds- und Verwaltungskosten des Robos sollten Verbraucher bei der Auswahl daher ebenfalls achten. "Generell sind die Gebühren zwar meist transparent. Für einen Anfänger ist aber trotzdem nicht immer so klar, was sie zahlen müssen", sagt Rieger. Denn: Die Robo Advisors verlangen eine Gebühr für ihre Arbeit. Dazu kommen noch die Fondsgebühren. "Und ETF mit Fokus auf sozialer Verantwortung oder erneuerbarer Energie sind in der Regel teurer als ETF, die den Markt widerspiegeln", sagt Wissenschaftler Rieger und meint: "Man muss sich immer vor Augen halten: Es gibt im Leben selten etwas gratis. Auch Umweltschutz gibt es nicht gratis."
Bei klimafonds.de zum Beispiel verlangt der Robo 0,15 Prozent Gebühren. Einer der ETF aus dem Bereich erneuerbare Energien kostet 0,65 Prozent. Bei aktiv gemanagten Fonds kann es sogar deutlich über ein Prozent gehen. "Wenn man mit Aktien im Schnitt sieben Prozent Rendite pro Jahr erzielt und ein Prozent Gebühren für den Fonds zahlt plus, was der Robo Advisor kostet, dann bleibt von den sieben Prozent deutlich weniger übrig", rechnet Rieger vor.
Nicht immer ist die nachhaltige oder soziale Anlagestrategie des Robos völlig transparent. Eine gewisse Gelassenheit sei daher ratsam: "Die Frage ist, wie genau der Anleger wissen möchte, in was er investiert. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man auch vertrauen und sagen sollte: Ich weiß es zwar nur zu 99 Prozent, aber das ist mir immer noch lieber, als das Geld einfach zufällig anzulegen."
Eine Möglichkeit ist es, auf der Website der Anbieter durchzulesen, in welche ETF und welche aktiv gemanagten Fonds der Robo investiert. Wer noch tiefer gräbt, landet bei langen Listen von Unternehmen. "Da dem Anleger viele Firmen nichts sagen werden, ist die Frage, wie viel Arbeit er sich machen möchte", sagt Rieger. Wer es genau wissen möchte, muss die einzelnen Geschäftsmodelle der Fonds recherchieren.