Nach Teilgeständnis:Infomatec-Gründer verurteilt

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Drei Jahre nach dem Skandal am Neuen Markt um das Augsburger Software-Unternehmen Infomatec ist Firmengründer Gerhard Harlos wegen Insiderhandels zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und 9000 Euro Geldstrafe verurteilt worden.

(SZ vom 28.11.03) - Außerdem muss der Ex-Manager 3000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Sein beschlagnahmtes Vermögen, neben heute wertlosen Aktien rund 380.000 Euro, darunter auch ein Bugatti-Sportwagen, fallen an den Staat.

Von den Betrugsvorwürfen der Staatsanwaltschaft blieb damit am Ende wenig übrig: Die 3. Strafkammer des Augsburger Landgerichts sprach Harlos nach einem zuvor abgelegten Teilgeständnis nur in einem der ursprünglich vier Anklagepunkten schuldig. Mit dem Strafmaß folgte das Gericht einer Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Harlos hatte den illegalen Insiderhandel gestanden, bei dem er, wie auch der mitangeklagte Alexander Häfele, jeweils 15 Millionen Euro erlöst hatte.

Erschwerte Beweislage

Der Vorsitzende Richter Rainer Brand begründete die Einstellung der Anklage wegen Kursbetrugs mit der Beweislage, die sich durch ein mittlerweile geändertes Gesetz erschwert habe. Zudem hatte das Gericht schon im Laufe der 22 Verhandlungstage deutlich gemacht, dass es beim Vorwurf des Gründungsschwindels und des Kapitalanlagebetrugs zu Freisprüchen tendiere.

So hatten sich die Gutachter, was den Wert des Unternehmens beim Börsengang betrifft, widersprochen. Staatsanwalt Uwe Huchel hatte argumentiert, der Unternehmenswert sei mit 207 Millionen DM "exorbitant" zu hoch angesetzt worden. In Wahrheit sei die Firmengruppe lediglich fünf Millionen DM wert gewesen.

Auch in einem anderen Punkt machte er in seinem Plädoyer einen Rückzieher. Der Vorwurf, die "Infomatec" habe mit der von ihr entwickelten Surfstation kein marktfähiges Produkt gehabt, lasse sich nicht aufrecht erhalten.

Tatsächlich würden die bis zur Verhaftung der beiden Firmenvorstände produzierten 14.000 Geräte derzeit bei Privatsendern zu Stückpreisen zwischen 89 und 200 Euro verkauft.

"Gute Lösung"

Huchel bezeichnete das Urteil und das schnelle Ende des Verfahrens gegen Harlos als eine "gute Lösung", die Verteidiger nannten es ein "faires Ergebnis".

Die geschädigten Anleger, die im Zuge der Infomatec-Pleite rund 250 Millionen Euro verloren haben, dürften das anders sehen. Die Grünwalder Kanzlei Rotzter, die 60 geschädigte Infomatec-Anleger vertritt, will weiterhin versuchen, in einer Zivilklage Harlos haftbar zu machen.

Beim Bundesgerichtshof ist derzeit die Klage eines geschädigten Dortmunder Metzgermeisters anhängig. Mit dem Urteil gegen Harlos ist der Infomatec-Prozess noch nicht zu Ende. Der mitangeklagte Firmengründer Alexander Häfele strebt einen kompletten Freispruch an.

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